Gifhorn. Mit Herzblut arbeitet das Team des Gifhorner Mühlenmuseums auf die Eröffnung am Samstag hin. Bis zum Sommer soll es weitere Attraktionen geben.

Wenn Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich am Mittwochabend die rund 300 Gäste des städtischen Empfangs im Mühlenmuseum begrüßt, dann genießt auch das Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mühlenmuseums mal einen Moment Pause. Eine kleine zumindest, mit etwas Zeit zum Durchatmen vor dem großen Tag. Nach rund eineinhalb Jahren Sanierungspause wird das Internationale Mühlenmuseum am Pfingstsamstag ab 10 Uhr wieder geöffnet sein. Und erstmals wird es einen öffentlichen Bereich geben, der ganz ohne Eintritt ganzjährig erreichbar ist: der Dorfplatz zwischen Sanssouci-Mühle und Trachtenhaus inklusive Biergarten, Dorfladen und ab Sommer mit einer Kaffeerösterei.

Die neuen Betreiber des Mühlenmuseums: „Wir freuen uns!“

Dienstagmittag, leichter Nieselregen – nicht ganz das optimale Wetter für den Bühnenaufbau am Trachtenhaus des Gifhorner Mühlenmuseums. Arbeiter bereiten die Dachkonstruktion vor, verlegen Kabel für Scheinwerfer und Mikrofone, andere packen Kartons mit Stühlen, Bänken und Tischen für den Biergarten aus. Mittendrin Dr. Kifle Tondo, zusammen mit seiner Frau Hargewine Geschäftsführer des Wolfenbütteler Unternehmens Vision + Trust. Ihr Tochterunternehmen, die V&T Int. Mühlenmuseum GmbH ist der neue Betreiber des Internationalen Mühlenmuseums.

Der langjährige Herzchirurg am Städtischen Klinikum Braunschweig hat sich Urlaub genommen, packt mit an, nimmt sich Zeit, in der Küche des Trachtenhauses die künftige Ausstattung zu erklären, zeigt einen ersten Einblick in den Dorfladen. Jede Hand, die mithilft ist in den Tagen bis Samstag willkommen. Bei Philipp Oppermann klingelt quasi im Minutentakt das Telefon. Dienstagmorgen kamen drei Tonnen Schwiegermutterkies, den Museumsgärtner Kai Bach nun auseinanderschiebt und verteilt. In der Werkstatt werden die Biergarten-Tische und Bänke zusammengeschraubt. Im Trachtenhaus waschen Mitarbeiterinnen die Holzregale sauber, auf denen ab Samstag das beliebte Mühlenbrot bereit liegt für Besucherinnen und Besucher.

Währenddessen sät der Westerbecker Landwirt Jörn Behn Buchweizen auf dem Museumsgelände. Nach der Ernte Ende September soll er im Museum verarbeitet werden. Beispielsweise zu leckeren Buchweizen-Pfannkuchen. Behn ist einer der Landwirte aus der Umgebung, mit denen das Mühlenmuseum zusammenarbeitet. Sie liefern künftig für den Dorfladen unter anderem Obst und Gemüse. Das Mehl kommt aus Eckhard Meyers Windmühle in Bardowick. Der Behnhof aus Rümmer bei Groß Twülpstedt steuert Lein-, Raps- und Sonnenblumenöl bei, aber auch Honig. „Aus der Region für die Region“ ist einer der Grundsätze des neuen Konzepts.

Betriebsleiter Sebastian Lipper lädt zur kurzen Kaffeepause im Müller- und Backhaus ein. Am Nachmittag stimmt er mit Oppermann noch einmal das Programm am Eröffnungswochenende ab. Schwerpunkt ist der Mühlentag, der bundesweit am Pfingstmontag gefeiert wird. Dann tritt die Gifhorner Trachtentanzgruppe auf und die Störte-Bäcker, der Shantychor der Bäckerinnung Hannover singt. Die Bäcker im Mühlenmuseum, Stefan Arste und Jens Scharenberg, werden da kaum Gelegenheit zum Zuhören finden. Drei Tonnen Mehl wollen zu Brot und Kuchen verarbeitet werden.

25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden am Eröffnungswochenende im Einsatz sein. Einige von ihnen haben schon unter Horst Wrobel gearbeitet. Der im vergangenen Jahr gestorbene Erbauer des Mühlenmuseums hat sein Lebenswerk Ende 2021 für rund 2,3 Millionen Euro an die Stadt Gifhorn verkauft. Die Stadt wiederum entschied sich, das Museum in die Hände eines Betreibers zu legen. Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich ist absolut überzeugt davon, mit Vision + Trust den richtigen gefunden zu haben.

„Wir freuen uns sehr“, sagt Dr. Kifle Tondo. Das Mitarbeiter-Team sei mit viel Herzblut dabei. „Wir schaffen das rechtzeitig bis zur Eröffnung“, stimmt seine Frau Hargewine zu. Schon jetzt sei ein tolles Wir-Gefühl spürbar, alle arbeiten auf den Pfingstsamstag hin. Klar ist aber auch: Nicht alle Pläne werden bis Pfingsten umgesetzt sein, erläutert Oppermann. Die Kaffeerösterei in der ukrainischen Mühle soll im Sommer ihren Betrieb aufnehmen. Dort gibt es dann frisch gemahlenen Kaffee aus dem äthiopischen Hochland. Vision + Trust unterstützt in Äthiopien den Anbau von nachhaltigem Kaffee, gründete dafür die Firma Sheka Forest Coffee, die einen umweltgerechten sowie sozial, umweltverträglich und ökonomisch nachhaltig angebauten Waldkaffee garantiert. Schon ab Samstag gibt es einen Mühlenkaffee im Dorfladen.

Mühlenladen in der Sanssouci-Mühle folgt im Sommer

Ebenfalls bis Sommer soll der Mühlenladen in der Sanssouci-Mühle fertiggestellt sein. Dort soll es in den ersten beiden Stockwerken auch Ausstellungen zum traditionellen Müllerhandwerk geben, ein von der Unesco anerkanntes „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“. Nur ins oberste Stockwerk dürfen die Besucher nicht. Dort hatte Museumsbauer Wrobel ein Gorbatschow-Zimmer eingerichtet – aber das ist eine ganz andere Geschichte. Bleibt noch der Wunsch von Museumsleiter Oppermann fürs Pfingstwochenende: „Schönes Wetter und neugierige Besucherinnen und Besucher.“ Das sollte doch klappen...