Gifhorn. Der Gifhorner Kreistag will den Landrat beauftragen, sich für mehr Herdenschutz einzusetzen. Es ging auch um Abschuss-Genehmigungen für Problem-Wölfe.

Der Landkreis Gifhorn soll sich aktiv am Wolfsmanagement beteiligen und beim niedersächsischen Umweltminister und der Landesregierung dafür einsetzen, dass Abschussgenehmigungen für Problemwölfe nicht vorzeitig bekanntgegeben werden. Außerdem soll Landrat Tobias Heilmann Kontakt aufnehmen zu Kommunen, die ebenfalls von einer hohen Rissquote betroffenen sind. Darauf verständigten sich die im Kreistag vertretenen Parteien nach gut einstündiger Beratung im Umweltausschuss. Die Empfehlung an den Kreistag war dann trotz mehrerer Änderungsanträge einstimmig.

CDU: Störer haben mehrfach den Abschuss von Problem-Wölfen verhindert

Ins politische Rollen hatten die CDU und die Gruppe Unabhängige/FDP das Thema bereits Ende März. Der Landrat solle sich für „eine Aufhebung des Erlasses vom 9. Dezember zur Veröffentlichung von artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigungen zur Entnahme von Problemwölfen einsetzen“, hieß es darin unter anderem. Zum Schutz der Weidetiere müsse dieser Erlass zurückgenommen werden, forderten Ernst-Dieter Meinecke (CDU), langjähriger Vorsitzender der Gifhorner Jägerschaft, und Jürgen Völke (Unabhängige).

Meinecke ging im Umweltausschuss noch auf einen weiteren Aspekt ein. Bei einer vorherigen Bekanntgabe habe es beispielsweise in den Landkreisen Nienburg und Hannover „immense Störungen“ gegeben. Da seien Tier- und Artenschützer mit Großraumlimousinen in den Wald gefahren, um einen Abschuss zu verhindern. „Es ist uns bewusst, dass wir uns da rechtlich auf einem schmalen Grat bewegen“, sagte Meinecke.

Erst vor gut einem Jahr hatte sich mit dem Thema der Niedersächsische Staatsgerichtshof befasst. Geklagt hatten der heutige Umweltminister Christian Meyer und die damalige Gifhorner Landtagsabgeordnete Imke Byl. Ihnen hatte das Umweltministerium in einer Anfrage Informationen verweigert, daraufhin wandten sie sich an den Staatsgerichtshof. Der stellte fest: Das Land hat teilweise gegen seine Auskunftspflicht verstoßen. Im Dezember gab Meyer dann als Umweltminister per Erlass vor, dass geplante Abschüsse von Problemwölfen vorher einsehbar seien.

Meinecke verwies auf die Folgen: Aufgrund der Störungen war ein Abschuss der Problemwölfe nicht möglich, was wiederum zu noch mehr Unmut in Teilen der Bevölkerung, zumindest aber bei den Weidetierhaltern führte.

Neben dem CDU/FDP/UWG-Antrag gab es Änderungsanträge der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen sowie einen Antrag der AfD, die in einer Resolution den unverzüglichen Beginn der Regulierung des Wolfsbestandes forderte.

Nach einer Sitzungsunterbrechung einigte sich die Ausschussmehrheit darauf, aus dem Antrag der CDU den Vorschlag zu übernehmen, dass bei einer Beibehaltung des Erlasses, die Region, für die eine Abschuss-Genehmigung erteilt wird, so groß gehalten werde, dass Rückschlüsse auf das konkrete Gebiet, in dem das Tier lebt, nicht möglich sind. Ähnlich hatten es auch die Grünen formuliert.

Landkreis Gifhorn soll Herdenschutz-Infotag finanziell und organisatorisch unterstützen

Außerdem soll sich der Landrat für einen geeigneten Herdenschutz einsetzen und einen Herdenschutz-Infotag in Kooperation mit dem Landvolk, den Beraterteam der Landwirtschaftskammer, der Kreisjägerschaft, dem Nabu und den Wolfsberatern finanziell und organisatorisch unterstützen. Die SPD findet sich mit den Vorschlägen zum optimierten Wolfsmonitoring und der Kontaktaufnahme zu ebenfalls von Wolfsrissen betroffenen Kommunen wieder. Der Antrag der AfD wurde abgelehnt.

Dass Herdenschutz allein nicht die Lösung ist, verdeutlichte Ausschussvorsitzender Friedrich Lührs (FDP). So habe es im Nordkreis Risse in einem Damwildgehege gegeben. „Ein lecker gedeckter Tisch für Wölfe“, so Lührs. Und so buddelten sie sich dann auch trotz eines 30 Zentimeter tiefen Grabschutzes unter dem Zaun hindurch. Lührs: „Sollen wir alles Einfrieden wie in Guantánamo?“