Weyhausen. Nilgänse übernehmen den Horst von den Störchen. In einer Gemeinschaftsaktion wird den Störchen ein neuer Nistplatz gebaut.

Weyhausen hat tierischen Zuwachs bekommen: Ein Storchenpaar hat sich mitten im Ort an der Neuen Straße niedergelassen und „der Klapperstorch“ baut dort gerade sein Nest. Nun hofft die Gemeinde auf einen „tierischen Babyboom“.

Mit ein menschlicher Hilfe wurde auf dem Stamm einer gekappten Eiche, dem Kunstprojekt-Baum neben dem Jugendtreff der Samtgemeinde, eine Plattform montiert, die „Meister Adebar“ und seine Frau als Basis für den Nestbau nutzen. Bis sie diese Chance bekamen, war das Weißstorchpärchen verzweifelt auf der Suche nach einer Nistmöglichkeit. Denn: Ihr gewohntes Zuhause, ein Horst auf einer Wiese südlich von Weyhausen an der „Hohen Horst“, war in diesem Frühjahr von Nilgänsen übernommen worden.

In einer Eil-Aktion wird eine provisorische Nisthilfe gefertigt

„Beide Störche versuchten deshalb zunächst erfolglos auf zwei Schornsteinen im Ort Nester zu bauen“, sagte die ehrenamtliche Storchenbetreuerin Rita Lunde aus Osloß. Schließlich entdeckten sie am 27. April die gekappte Eiche. Auch da wären sie wohl nicht weit gekommen, hätte nicht Schulhausmeister Martin Schulz die kläglichen Nestbauversuche beobachtet. Er rief das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde an, das Rita Lunde informierte. Sie betreut 26 Storchennester in der Region, darunter neun im Boldecker Land.

In einer gemeinsamen Eil-Aktion schufen Lunde, Schulz und Hausmeisterkollege Markus Becker noch am selben Tag binnen sieben Stunden eine „provisorische Nisthilfe“ aus Holz, Weidenzweigen, einer Euro-Palette, die die Wolfsburger Mülldeponie zur Verfügung stellte, und Stroh vom Reiterhof Probst an der Fallersleber Straße. Um die ein mal ein Meter große Nisthilfe in zwölf Metern Höhe zu positionieren und mit Schrauben auf dem Baumstamm zu verankern, half Marcel Bendlin vom örtlichen Garten- und Landschaftsbaubetrieb Raguse, der die präparierte Palette mit einem Steiger nach oben hievte.

Nach etwa zehn Wochen verlassen die Jungen ihr Nest

Kaum war das Werk vollbracht, kamen die Weißstörche schon mit Zweigen im Schnabel angeflogen, um ihren Nestbau zu beginnen. „Störche brüten 32 Tage“, erklärte Lunde. Sie legen bis zu sechs Eier. Von den Jungen, die dann schlüpfen, überlebten meistens aber nicht mehr als höchstens vier. „Erst wenn das zweite Ei gelegt ist, sitzt dann jeweils einer der Störche fest und brütet“, erklärt die Weißstorchbetreuerin.

Die Eier würden im Abstand von zwei Tagen gelegt. „Das Ausbrüten übernehmen Männchen und Weibchen im Wechsel.“ Nach vier bis sechs Wochen werden die Jungen in den Nestern dann von Rita Lunde beringt und nach etwa zehn Wochen verlassen sie ihr Nest und werden flügge. Im August oder September ziehen sie dann wieder gen Süden.

Die Störche brauchen noch Namen – Vorschläge sind erwünscht

Wenn das Paar im kommenden Jahr nach Weyhausen zurückkehrt, wird eine Überraschung warten. „Gemeinsam mit der nächsten 9. Klasse der Oberschule soll ein Projekt gestartet werden, bei dem wir ein richtiges Storchennest für die alte Eiche bauen wollen, das den üblichen Durchmesser von 1,40 Metern haben wird.“ Das benötigte Material dafür hat der Fallersleber Globus-Baumarkt schon zur Verfügung gestellt. Das gekaperte Nest auf der Wiese an der „Hohen Horst“ haben die Nilgänse übrigens bereits geräumt. Auch dort könnte sich womöglich noch ein Storchenpaar niederlassen. Man müsse das beobachten, meint Lunde.

Jetzt brauchen die Störche nur noch Namen. „Einige Vorschläge von den Schülern und Schülerinnen der OBS sowie aus dem Jugendtreff gibt es schon“, sagt Schulleiter Stefan Korten, „aber wir wollen das gemeinschaftlich entscheiden.“ Deswegen werden alle Bewohner Weyhausens, alle Schulkinder der OBS und der Grundschule sowie die Besucher des Jugendtreffsgebeten, Namensvorschläge für das Storchenpaar bis zum 30. Mai an die E-Mailadresse facebook@boldecker-land.de zu senden. Eine Jury, der Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff, Schulleiter Stefan Korten und Jugendpflegerin Jenni Drees, wird die Auswahl treffen.