Gifhorn. „Einhundert Jahre Sammlung im Schloss – Kleinkram, Kulturgut, Kuriositäten“: Darauf dürfen sich die Besucher im Historischen Museum nun freuen.

Seit genau 100 Jahren wird die Sammlung des Historischen Museums im Gifhorner Schloss gezeigt. Diese besondere Zahl nimmt das Team des Museums nun zum Anlass für seine aktuelle Dauerausstellung. Unter dem Titel „Einhundert Jahre Sammlung im Schloss. Kleinkram, Kulturgut und Kuriositäten“ hat Kuratorin Wiebke Manzke gemeinsam mit Ausstellungsreferentin Janina Schulze ausgewählte Exponate aus dem Depot geholt.

Sie zeigen exemplarisch die ganze Bandbreite der musealen Sammlung. Die Auswahl reicht vom banalen Zeugnis des regionalen Alltagslebens bis hin zu seltenen Stücken, die über lange Reisen um die halbe Welt nach Gifhorn gekommen sind. „Das Spektrum unserer Sammlung ist unheimlich groß. Es bildet die Gifhorner Stadt- und Landkreisgeschichte ab“, sagte Wiebke Manzke. Es reicht von A wie Archivalien bis hin zu Z wie Zinnfiguren. Schon 1914 gründete sich der Museums- und Heimatverein Gifhorn, um ein Museum einzurichten. Für die nötige Sammlung erfolgte ein Aufruf in der Zeitung. Seitdem spenden und schenken Bürgerinnen und Bürger immer wieder diverses Kulturgut an das Museum. Anderes wird gezielt gesammelt.

Tausende Exponate lagern im Verborgenen in den Magazinen

„In unserer Dauerausstellung zeigen wir mehr als 1300 Exponate und das ist doch nur die Spitze des Eisberges“, weiß Manzke. Der weitaus größere Teil lagert im Verborgenen in den Magazinen. Dabei bleibt es nicht aus, dass manch interessantes Objekt lange oder gar für immer aus dem Licht der Öffentlichkeit verschwindet. „Das wollten wir in unserem Jubiläumsjahr gerne ändern“, sagt Alexa von der Brelje, die als Fachbereichsleiterin Museen den Impuls für die Sonderausstellung gab. Auf der Suche nach geeigneten Exponaten kam so manche Kuriosität ans Tageslicht.

Einen weiten Weg hat die unscheinbare Scherbe einer Teeschale hinter sich. Sie wurde 1978 bei Erdarbeiten der Schlossrestaurierung gefunden und gibt einen Einblick in die Lebenswelt früherer Bewohner. Die Schale wurde im 18. Jahrhundert in China hergestellt und nach Europa verschifft. Die Inschrift, die Manzke hat übersetzen lassen, nennt jedoch eine wesentlich ältere und bekanntere Epoche, die Ming-Dynastie. „Da hat man also schon vor rund 300 Jahren ein wenig Etikettenschwindel betrieben“, sagt die Ausstellungskuratorin augenzwinkernd.

Sogar ein echter Goethe-Brief schlummerte in den Archivalien

„Manche Exponate erzählen uns lebendige Geschichten, über andere wissen wir leider gar nichts. Doch sie alle tragen ihren Teil zu unserer einzigartigen Sammlung bei“, so von der Brelje. Sie selbst hatte viel Freude beim Entdecken der ganz unterschiedlichen Stücke. Ihre größte Überraschung: ein echter Goethe-Brief, der lange unbemerkt in den Archivalien schlummerte. Annähernd 65 Jahre Regionalgeschichte erzählen zwei Wölfe, die sich nun in der Ausstellung gegenüberstehen. Schon seit den 1950er Jahren gehört der Wolf aus der Bickelsteiner Heide zu den bekanntesten Objekten des Museums. Damals war er einer der letzten Wölfe, die im Landkreis Gifhorn umhergewandert waren. Vor zwei Jahren kam ein neuer, zwischen Tülau und Bergfeld bei einem Verkehrsunfall verendeter Rüde in die Sammlung. Er steht sinnbildlich für die ersten Wölfe, die seit wenigen Jahren wieder im Landkreis anzutreffen sind und ist erstmals im Museum zu sehen.

Dies sind nur einige Beispiele für die Geschichten hinter der Geschichte, die sich in den Magazinen des Museums verbergen. Ab sofort können Besuchende in der Sonderausstellung selbst auf Entdeckungsreise gehen und viele weitere spannende Exponate erkunden. Die erste öffentliche Führung beginnt am Sonntag, 19. März, um 11 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Weitere Informationen erhalten Interessierte von Wiebke Manzke per E-Mail an w.manzke@museen-gifhorn.de oder per Anruf unter der Rufnummer (0 53 71) 9459 105.