Kästorf. Wir stellen in einer Serie alle Opfer des Nationalsozialismus vor, denen Künstler Gunter Demnig Stolpersteine gewidmet hat.

Auf Initiative des Stadtrats hat der Kölner Künstler Gunter Demnig die ersten neun Stolpersteine in Gifhorns Innenstadt und bei den Diakonischen Heimen in Kästorf gesetzt. Sie erinnern an die Schicksale von Menschen, die in Gifhorn gelebt haben und Opfer des Nationalsozialismus geworden sind – sei es durch Verfolgung, Misshandlung oder Ermordung.

Wir stellen diese neun Menschen in einer Serie vor. Über Heinrich Alberts (geboren 1905 in Heßlingen, Sterbedatum unbekannt) schreibt Steffen Meyer:

Am Mittwoch, 6. Oktober, verlegte Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine in Gifhorn.
Am Mittwoch, 6. Oktober, verlegte Künstler Gunter Demnig die ersten Stolpersteine in Gifhorn. © Reiner Silberstein

Heinrich Alberts wurde am
24. August 1905 in Heßlingen bei Wolfsburg geboren. Er hatte sechs Geschwister, war unverheiratet und arbeitete in der Landwirtschaft, als er am 16. August 1933 in die Kästorfer Anstalten kam. Hier lebte er im Altenheim Hagenhof, was aufgrund seines Alters zunächst verwundert. Laut Akte wurde er dort als einer von zwei „jugendlichen Siechen“ geführt.

Am 7. und 8. März 1934 fanden in den Kästorfer Anstalten psychiatrische Untersuchungen statt, an der mehr als 30 Bewohner teilnahmen. Die Diagnose des untersuchenden Psychiaters Dr. Walter Gerson lautete bei Heinrich Alberts „angeborener Schwachsinn“.

Unterlagen gingen ans Gesundheitsamt

Die Unterlagen – das Gutachten des Psychiaters und eine Anzeige – sandte Anstaltsleiter Pastor Martin Müller einige Tage später an das zuständige Gesundheitsamt. Dieses Amt leitete die Unterlagen dann an das Erbgesundheitsgericht Hildesheim weiter, das das Verfahren wiederum an das Erbgesundheitsgericht Magdeburg überstellte. Hier wurde in einer Sitzung beschlossen, Heinrich Alberts unfruchtbar zu machen.

Die Sterilisation erfolgte am 8. August 1934, entweder im Allgemeinen Krankenhaus Celle oder im Marienstift Braunschweig. Nach dem Krankenhausaufenthalt kehrte Heinrich Alberts in den Hagenhof zurück, wo er bis zu seiner Entlassung am 14. Januar 1935 gelebt hat.

Anstaltsleitung verlegte ihn nach Wunstorf

An diesem Tag verlegte ihn die Anstaltsleitung in die Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf. Laut eines überlieferten Diagnosebuches kam er in die Abteilung für geisteskranke Männer, mit der Diagnose „hochgradiger angeborener Schwachsinn, erbkrank“. Am 30. September 1941 erfolgte die nächste Verlegung: Heinrich Alberts kam in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, wo er bis zum 16. Januar 1946 lebte.

Der Eintrag in einem Aufnahmebuch lässt darauf schließen, dass Heinrich Alberts an diesem Tag nicht starb, sondern nach einem nicht genannten Ort entlassen wurde. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt, auch die Suche nach Angehörigen war bisher erfolglos.