Gifhorn. Der Rat steht angesichts der Sanierungskosten vor einer schwierigen Entscheidung. Die Verwaltung hätte einen eigenen Nutzungsvorschlag.

Die Katze ist aus dem Sack: Den Gifhorner Ratsweinkeller als Speiselokal unter zeitgemäßen Bedingungen weiterzuführen, würde 2,4 Millionen Euro an Investitionen erfordern. Fachbereichsleiter Karsten Moritz erläuterte dem Bauausschuss des Rats, dass das 1987 eingerichtete Restaurant aktuelle Gesetze für Hygiene, Arbeitsschutz, Brandschutz und Barrierefreiheit verfehle. Zudem sei die Gaststube ohne Lüftung stickig.

Weil das Gebäude selbst eine gute Substanz aufweise, sei eine oberflächliche Sanierung von Fassade, Einrichtung, WC und Küchentechnik zwar für 1,3 Millionen Euro zu machen. Eine Gastronomie nach heutigen Maßstäben indes müsste die Räume des heutigen Archivs einbeziehen, um die Küche zu vergrößern, Lager und Personalräume einzurichten. Dazu kämen Lüftung und Aufzug. Das Archiv zöge nach diesen Plänen in leere Büros der Fraktionsetage im stadteigenen Nicolaihof. Die Bestände würden im sanierten Keller untergebracht, aus dem in wenigen Monaten der Snooker-Pub endgültig auszieht.

Die finanziell günstigste Option wäre es Moritz zufolge, die Gastronomie aufzugeben und das Archiv zu erweitern, in dem inzwischen eine zweite hauptamtliche Kraft und vier Ehrenamtler arbeiten, die ihrerseits mehr Platz brauchen. Dann wären noch immer 1,2 Millionen Euro fällig. Was die Stadt durch den Verzicht auf eine Küche spart, geht zu großen Teilen für eine Lüftung drauf, die bei Eigennutzung aus arbeitsschutzrechtlichen Erwägungen gegenüber öffentlich Bediensteten unabdingbar wäre. Und nun?

Die Fraktionen beraten bis zur Finanzausschusssitzung am 7. Januar. Die Investitionen über eine Verpachtung als Restaurant zu refinanzieren, sei unrealistisch, so Moritz: „Das geht nur unter dem Deckmantel des Stadtmarketings, wenn wir uns ein erstes Haus am Platz Geld kosten lassen wollen.“ Kein Privater würde diese Investition tragen. SPD-Ratsfrau Nicole Rudbach, selbst Gastronomin und Pächterin des Bistros Allerwelle, argwöhnte „Wettbewerbsverzerrung“ in der Branche.