Zicherie. Am 9. November werden zwei TV-Moderatoren in Zicherie unter anderem mit Zeitzeugen wie Bromes Bürgermeister Gerhard Borchert sprechen.

Vor 30 Jahren fiel die innerdeutsche Grenze. Einen Monat vor dem Fall der Berliner Mauer versammelten sich Menschen in der ehemaligen DDR, um für Demokratie und Freiheit zu demonstrieren. Die Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ erinnert an dieses Ereignis – und ruft alle Bürger dazu auf, ihre persönlichen Erlebnisse, Assoziationen und Gedanken zur Friedlichen Revolution und zum Mauerfall in einem Video festzuhalten. Die sollen im Internet auf unseregeschichte.bund.de hochgeladen und veröffentlicht werden.

Wie das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat mitteilt, wird zudem am 9. November eine deutschlandweite Dialogreihe unter dem Titel „Das längste Gespräch Deutschlands“ entlang der ehemaligen Grenze stattfinden. In diesem Zusammenhang werden an vier Standorten und 26 weiteren Dörfern Erlebnisse eingefangen über die Jahre der Teilung, den Mauerfall und die vergangenen drei Jahrzehnte. In einem mobilen Studio kommen lokale und nationale Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur über die Bedeutung des Mauerfalls bei einer Diskussionsrunde zu Wort.

Gestartet wird von 18.53 bis 20.20 Uhr im bayerischen Hof, von 20.20 bis 21.20 Uhr geht es weiter in Geisa in Thüringen, von 21.20 bis 22.20 in Zicherie/Böckwitz (hier geht es zum Live-Stream), und von 22.20 bis 23.30 Uhr wird das „längste Gespräch Deutschlands“ aus Ratzeburg in Schleswig-Holstein im Live-Stream übertragen.

In der ehemals geteilten Ortsgemeinschaft Zicherie und Böckwitz führen die beiden TV-Moderatoren Kim Fisher und Jan Hahn durch die Veranstaltung, die live im Internet zu sehen ist. So wird auch Bromes Bürgermeister Gerhard Borchert vor Ort sein. Er war vor 30 Jahren bei der Grenzöffnung nämlich in Zicherie dabei und wird berichten, was er erlebt hat. Ihm zufolge gibt es bereits eine ganze Menge Material von Bürgern und Zeitzeugen, „aber zu viel können wir in dem Fall nicht haben.“ Wer also noch Bild- oder Videomaterial von damals übrig hat, wird gebeten, dies an das Gemeindebüro weiterzuleiten, damit dies wiederum die Initiatoren für die Jubiläumsaktion verwenden können.

Matthias Platzeck, ehemaliger Ministerpräsident Brandenburgs und Vorsitzender der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“, sagt: „Mit dem ‚längsten Gespräch Deutschlands‘ würdigen wir all die Menschen, die mit ihrer Hoffnung, ihrem Mut und ihrer Tatkraft zum Fall der Mauer beigetragen haben. Ihr Einsatz und ihre individuelle Geschichte sollten uns aber auch daran erinnern, dass auch drei Jahrzehnte danach das Miteinander zwischen Ost und West weiter gefördert und gelebt werden muss.“

Und Bundesinnenminister Horst Seehofer ergänzt: „Mit einer Gesprächsreihe an der ehemaligen innerdeutschen Grenze geben wir auch den Menschen eine Stimme, die auf dem Land für ein vereintes Deutschland gekämpft haben. Die Geschichte der Friedlichen Revolution ist die Geschichte aller Menschen in Deutschland und Europa.“

Der zeitgleich stattfindende Festakt am Brandenburger Tor ist ebenfalls Bestandteil der Live-Schalte. Zwei historische Uhrzeiten am
9. November 1989 markieren Beginn und Ende des „längsten Gesprächs“: Die unbeabsichtigte Verkündung der Grenzöffnung durch Günter Schabowski um 18.53 Uhr und die Öffnung des Grenzübergangs Bornholmer Straße / Böse Brücke in Berlin um 23.30 Uhr.

Das Gesprächsformat unter dem Motto „Unsere Geschichte schreibt Zukunft“ ist Teil der Aktivitäten der Bundesregierung im Jubiläumsjahr des Mauerfalls und beruht auf den Empfehlungen der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“. Sie besteht aus 22 Personen aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur sowie Zivilgesellschaft, heißt es in der Mittelung.

Die Bundesregierung wolle den 30. Jahrestag des Mauerfalls und der Deutschen Einheit als ein für ganz Deutschland einendes Jubiläum begehen und das Bewusstsein schaffen, dass die Deutsche Einheit als Prozess noch immer nicht abgeschlossen sei. Das Jubiläumsjahr solle das gemeinsame und gegenseitige Verständnis für die Leistungen fördern, die zur Wiedervereinigung geführt haben und für das Zusammenwachsen von Ost und West erbracht wurden.

Wer sich bereits hochgeladene Videos anderer Teilnehmer im Internet ansehen möchte oder selbst ein Video mit persönlichem Bezug hochladen will, kann dies online tun unter https://unseregeschichte.bund.de/.