Calberlah. So viele Zuhörer hatte es bei einer Gemeinderatssitzung noch nie gegeben. Es ging in Calberlah um die Abwahl von Philip Passeyer (SPD).

Auch wenn CDU und UWG ihren Antrag auf Abwahl von Passeyer als zweitem stellvertretendem Bürgermeister zurückgezogen hatten, stand dieser Sachverhalt im Fokus. Ganz schlecht kam an, dass die zentralen Köpfe hinter dem Antrag der Sitzung ferngeblieben waren. Was war passiert? CDU und UWG hatten anfangs ohne Begründung Passeyers Abwahl beantragt. Erst nach harscher Kritik hatten sie geliefert und ihren Schritt mit einer Überforderung des Jungpolitikers begründet sowie handwerkliche Fehler benannt, die aus ihrer Sicht daraus resultiert hätten. Gleichsam warfen sie der Verwaltung vor, die Abwahl durch Sitzungsverlegung sowie mangelnde Verständigung über einen Ausweichtermin verhindern zu wollen.

Bei der Sitzung selbst stellte sich einzig Vize-Bürgermeister Horst-Dieter Hellwig (UWG) der Kritik, die in der Einwohnerfragestunde geäußert wurde. Darin wurde kräftig gegen Annegret Langbein und Jochen Gese (beide CDU) sowie Jörg-Dieter Baronick (UWG) ausgeteilt. Gleichsam gab es Beifall für Hellwig und die drei anwesenden CDU-ler. „Die, die heute nicht hier sind, haben keinen Arsch in der Hose“, sagte Christina Petzold. „Was offenbart sich hier für ein Menschenbild?“ fragte Edmond Worgul. „Das ist ein Verrat der alten Männer.“ Maik Fendler legte nach: „Wir leben nicht im Feudalismus, sondern im 21. Jahrhundert.“ Insbesondere Langbein kriegte ihr Fett weg -- speziell dafür, dass sie noch eine Stunde zuvor einer Sitzung in Isenbüttel beigewohnt hatte. „Sie hat wohl den Weg zurück über den Kanal nicht gefunden“, sagte Georg Hösler-Weiß (Grüne), der die Fragestunde mit einer Erklärung schloss. Was er verlas, war ein mit Ironie gespickter verbaler Rundumschlag, in dem er unter anderem auf die Ämterhäufung der Antragsteller einging. Seinem Sitznachbarn Hellwig warf er vor, sich als „kleiner Königsmacher“ aufzuspielen. Auch CDU-ler ergriffen das Wort. Stefan Plagge, der zuvor als Vize-Fraktionsvorsitzender zurückgetreten war, erklärte, er habe den Antrag mitgetragen, weil das Amt aus seiner Sicht der CDU als stärkster Fraktion zustehe. Mit Wahidulah Omarkhel warf ein Ratsmitglied das Handtuch. Als Nachrücker zieht Micheal Jaeger in den Rat ein.