Wilsche. Der 72-Jährige sticht auf den vermeintlichen Urheber von Gerüchten und Provokationen ein. Jetzt muss er vier Jahre ins Gefängnis.

Eine Lebenstragödie im Campingplatzidyll endete für einen 72-Jährigen im Gefängnis. Das Landgericht Hildesheim verurteilte den Rentner vom Wilscher Campingplatz Waldesruh am Freitag zu vier Jahren Haft wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Der Camper hatte gestanden, am 13. August 2018 mit einem 15 Zentimeter langen Jagdmesser auf einen Kontrahenten eingestochen zu haben. Der völlig ahnungslose 56-Jährige überlebte die Attacke im eigenen Wohnwagen nur dank seiner körperlichen Überlegenheit – und mit viel Glück, wie die Vorsitzende Richterin Karin Brönstrup vor einem Dutzend Dauercampern in den Zuschauerreihen betonte.

Verteidiger Kurt Georg Wöckener hatte für seinen Mandanten Freispruch gefordert. Der Messereinsatz sei Notwehr gewesen, nachdem der 56-Jährige den aufgebrachten Nachbarn aus dem Wohnwagen habe schubsen wollen. Zudem: „Der 72-Jährige war nie eine echte Gefahr für den Jüngeren.“ Körperlich und psychisch schwer krank, dazu durch beeinträchtigte Hirnfunktionen in seiner Intelligenz gemindert, sei der Angeklagte gerade in Stresssituationen völlig überfordert gewesen. Gleichwohl war er im Alltag nach Zeugenschilderungen seit 17 Jahren die Seele des Campingplatzes, half vielen bei Strominstallationen oder wenn der Boiler ausfiel in den zu Dauerwohnsitzen ausgebauten Wohnwagen.