Westerbeck. Der Geschichtsforscher Manfred Grieger ordnet die örtlichen Entwicklungen in größere Zusammenhänge ein und zieht Lehren.

„Ich bin Gemeinde und Ortsrat sehr dankbar, dass sie auf den Stups von mir eingegangen sind“, sagte Pastor Dr. Hans-Günther Waubke zur Kooperation zwischen Kirchen- und Kommunalgemeinde am Freitagabend in der Grundschule Zum Bunten Dreieck. Da referierte Historiker Dr. Manfred Grieger zum 9. November, der eine „denkwürdig ambivalente Stellung“ in der deutschen Geschichte hat, wie er sagte. „Nicht nur die Ausrufung der Republik nach dem ersten Weltkrieg vor 100 Jahren, auch die Pogromnacht 1938 und die Grenzöffnung 1989 fanden da statt, dazu Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle 1923“, zählte Grieger auf. „Das Wort Schicksal ist nicht geeignet, dieses Datum zu beschreiben, denn es waren von Menschen gemachte Vorgänge“, betonte er. Auch die Deutsche Einheit sei keine Belohnung gewesen, sie sei „einfach passiert“. 1918 dankte der Kaiser am 9. November ab, einen Tag zuvor bereits der Herzog von Braunschweig als „Vorreiter der Republik“.

Im Landkreis Gifhorn verhielt es sich anders. Eine Lokalzeitung berichtete noch im November 1918 über das Zeichnen einer Kriegsanleihe in Harxbüttel. Der damalige Landrat Wagenhoff sprach am 11. November von einer „schweren Erschütterung“, nach Zeitungsberichten war „Ordnung gefordert“, es waren „keine russischen Zustände gewünscht“. In Gifhorn bildeten sich Bürger- und Ackerbürgerrat, die sich dem Soldatenrat zur Verfügung stellten. „Am 17. November traten die Sozialdemokraten im Deutschen Haus zusammen, von Frauen war da nicht die Rede“, berichtete Grieger. Deren Aufgabe war das Schmücken der Stadt, um die Soldaten „freudig und prächtig zu empfangen“.