Gifhorn. Alternative Antriebstechniken sind weltweit ein Topthema. Im Gifhorner IAV-Entwicklungszentrum wird am Einsatz von Wasserstoff geforscht.

Angesichts des Klimawandels wird händeringend nach neuen Technologien jenseits des herkömmlichen Verbrennungsmotors gesucht. Emissionsfreie und CO2-neutrale Verfahren sind gefragt. Im Gifhorner IAV-Entwicklungszentrum befassen sich Experten mit dem Einsatz von Wasserstoff als Energieträger für zukunftsweisende Fahrzeugantriebe.

Wie der Leiter der Abteilung Brennstoffzellensysteme und Wasserstoffmobilität, Ralf Wascheck, erklärt, sei man mit einem neuen Prüfstand in Gifhorn dem Ziel einer klimafreundlichen Antriebstechnik einen deutlichen Schritt nähergekommen. Zusammengefasst gehe es darum, die Brennstoffzelle als effizienten Energieträger alternativ zur Batterie zur Serienreife zu bringen. „Das heißt, alltagstaugliche Elektromobilität mit hoher Reichweite und kurzen Tankzeiten zu erreichen“, beschreibt Wascheck die Kernfunktion der Prüfanlage, die in Gifhorn entwickelt wurde. „Das Besondere an unserem Prüfstand ist die hohe Effizienz in kurzen Zeiträumen“, erklärt Wascheck.

Kunden aus Industrie und Forschung könnten Projekte in Auftrag geben, bei denen die Anlage auch tagelang im Dauerbetrieb funktioniere. Das ermöglicht unter anderem Dauerhaltbarkeitstests über beliebige Zeiträume. „Bei der Konzeption des Prüfstands haben wir hohen Wert auf Flexibilität gelegt, so dass wir vom Forschungsprojekt bis zur Großserienapplikation für PKW und Nutzfahrzeuge alle Brennstoffzellensysteme abdecken“, so Wascheck. Als Beispiele für den Einsatz der Technologie, bei der als „Abgas“ lediglich Wasser entsteht, nennt der Ingenieur große Nutzfahrzeuge oder Busse, bei denen Batteriepacks zu schwer und zu groß für längere Fahrten seien. „Die Wasserstofftechnik eignet sich deshalb hervorragend für kommunale Nutzfahrzeuge“, so Wascheck. Aber auch Schifffahrt, Flugverkehr, Bahn und der private Individualverkehr könnten davon profitieren.

Im Entwicklungszentrum Gifhorn können Brennstoffzellensysteme getestet werden, die bis zu 180 Kilowatt Leistung erzeugen. „Das reicht für einen LKW“, macht Wascheck deutlich. Als großen Vorteil gegenüber batteriegespeister Energie für Elektromotoren sieht der Ingenieur die wesentlich kürzeren Betankungszeiten mit Wasserstoff an. Denn die seien in etwa so wie beim Tanken von normalem Benzin. Dafür müsse es natürlich entsprechende Tankstellen geben, hebt Wascheck hervor.

Deshalb gehöre es auch zum Angebot, sich nicht nur um die Entwicklung von Fahrzeugtechnik, sondern auch um die notwendige Infrastruktur zu kümmern. Hierfür stelle man den Kunden im Laufe der Jahre gesammelte Erfahrungen zur Verfügung. Allein in Deutschland seien 400 Wasserstofftankstellen bis zum Jahr 2023 geplant, rund 100 würden „bedingungslos“ gebaut, unabhängig vom Entwicklungsstand der Technologie, weiß Waschek. „Und rund 60 gibt es schon, eine davon steht zum Beispiel in Wolfsburg.“ Im Antriebsmix der Zukunft sieht der Ingenieur einen unverzichtbaren Teil der Elektromobilität, um die Freisetzung von Treibhausgasen wie CO2 zu reduzieren. Aus Sicht der Gifhorner Experten sind die Grundvoraussetzungen für einen positiven Klimaschutz-Effekt zum einen die Brennstoffzellen-Entwicklung, zum anderen vor allem jedoch die Herstellung von Wasserstoff aus regenerativen Quellen wie Wind- und Sonnenenergie.