Aus taktischer Klugheit vermied Ferdinand Piëch jedwede Konfrontation mit der starken Arbeitnehmerseite.

Im Leben von Ferdinand Piëch gab es prägende Erlebnisse, die sein Denken und Handeln als Manager maßgeblich mitbestimmt haben. Die frühen Internatserfahrungen haben ihn hart und misstrauisch gemacht. Das Vorbild seines technikbesessenen Großvaters Ferdinand Porsche weckte seinen Ehrgeiz. Und die Erkenntnis, dass die Familien Porsche und Piëch sich besser aus dem Tagesgeschäft beim Sportwagenbauer heraushalten sollten, ließ ihn eigene berufliche Wege gehen. Als Audi-Chef reifte bei Piëch dann früh die Erkenntnis, dass gegen die Arbeitnehmer keine erfolgreiche Unternehmensführung in Deutschland gelingen kann. Der finanziell sorgenfrei aufgewachsene Millionärsspross suchte stets ein harmonisches Einverständnis mit den Gewerkschaften und Betriebsräten. Als Konzernchef von Volkswagen trieb er dieses Ausbalancieren der Interessen zur Perfektion. Die Risiken und Nebenwirkungen waren allerdings beträchtlich, wie sich zeigen sollte.

Die Basis einer später bei Volkswagen hocheffektiven Quid-pro-Quo-Politik mit den Arbeitnehmervertretern hatte Piëch bei Audi in den Verhandlungen mit dem späteren IG Metall-Chef Franz Steinkühler gelegt. „Über die Jahre hatte ich mich weitgehend aus dem Feindbild der Gewerkschafter herauslösen können. Erstens hatte ich selber dazugelernt und mir ein Mindestmaß an Diplomatie angeeignet, zweitens war längst nicht mehr Klassenkampf das Thema, sondern Krisenbewältigung.“