Die atomaren Lasten wiegen schwer. Sowohl bei „Konrad“ als auch in der Asse ist die Lage verfahren.

Braunschweig. Zum Jahresausklang gab es in Sachen Atom eine Mahnung des Bundes. „Die Lex Asse wurde parteiübergreifend verabschiedet und eignet sich damit nicht zur kurzfristigen Profilierung“, sagte Rita Schwarzelühr-Sutter, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, bei einer Diskussionsrunde im BZV-Medienhaus in Braunschweig. Es ging um das alte Thema: Wird der Atommüll in der Asse jemals geborgen? Und soll er überhaupt geborgen werden? Offizielle Position ist die Bergung – mit der „Lex Asse“.

Wenig erfreulich ist auch die Lage in der Nachbarschaft. Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) wehrte sich massiv gegen angebliche Pläne eines neuen „Eingangslagers“ beim Endlager Konrad. Konrad wird derzeit für den Betrieb ausgebaut. „Mit einem zentralen Eingangslager für alle schwach- und mittelradioaktiven Abfälle wird die Gefährdungslage in unserer Region weiter erhöht“, erklärte der OB. Der Bund dementierte solche Pläne umgehend.

Dass weder um die Asse noch im Fall Konrad Ruhe einkehrt, dass das Misstrauen vor allem der Initiativen und Anti-Atom-Gruppen vor Ort gegen die Behörden immer größer wird, hat viele Ursachen. Bei „Konrad“ befeuerte der Bund 2015 mit Überlegungen, das Endlager perspektivisch weit größer auszulegen als genehmigt, das Misstrauen nachhaltig. Entsprechend harsch reagierten die Stadt Salzgitter und weitere „Konrad“-Kritiker nun auf die neue „Eingangslager“-Debatte. Auslöser: Ein Gesetzentwurf des Bundes zur „Neuordnung der Verantwortung der kerntechnischen Entsorgung“ sieht die Möglichkeit vor, ein zentrales Eingangslager für schwach- und mittelaktive Abfälle zu errichten, die in Konrad eingelagert werden sollen. Ein solches Eingangslager solle aber weder am Standort Konrad noch in der Region errichtet werden, erklärte eine Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Gedacht ist offenbar an ein weiter entfernt gelegenes Lager, das Transporte nach Salzgitter vorbereitet und „Staus“ vor Ort verhindern soll. Mit umfangreichen Umorganisationen der Bundesbehörden soll nach Ansicht von „Konrad“-Kritikern erreicht werden, dass das Endlager möglichst bald in Betrieb geht. Die Grundlagen der Einlagerungskonzeption für „Konrad“ will der Bund nicht mehr infrage stellen lassen.

Der Fall Asse ist noch verwickelter. Jene umfangreichen Arbeiten unter Tage, die das BfS als unerlässlich zur Stabilisierung zur Bergung des Mülls bezeichnet, gelten Kritikern als Beleg dafür, dass die Asse in Wahrheit mitsamt Müll zugeschüttet werden soll. Dazu passt, dass aus der Strahlenschutzkommission, einem Beratungsgremium, die geplante Bergung jüngst erneut hinterfragt wurde. Der einst vielgelobte „Asse-2-Begleitprozess“ – seit langem in der Krise – dürfte 2017 in der alten Form endgültig am Ende sein.