2016 werden große Baugebiete angelegt. Mieter freuen sich über ihr Zuhause und Anwohner protestieren.

Wolfsburg. Das Wolfsburger Wohnbauprogramm nimmt Tempo auf. Mit den Spatenstichen an der Reislinger und der Nordsteimker Straße starteten die Stadt und Volkswagen Immobilien 2016 die Erschließung der beiden großen Wohngebiete Steimker Gärten und Hellwinkel.

Seit April haben die Tiefbauer das einstige Kleingartengelände an der Reislinger Straße in Wohnbauland verwandelt. Im Dezember wurden die Tiefbauer fertig mit der Erschließung. Baustraßen, Terrassen – alles ist bereit, damit die Neuland und mehrere Privatinvestoren bauen können. 2017 sollen die ersten von rund 800 Wohneinheiten entstehen.

Im Mai rollten auch an der Nordsteimker Straße die großen Maschinen an. Die erste Baggerschaufel Erde für die Erschließung des Wohngebietes Steimker Gärten bewegte der scheidende Geschäftsführer von Volkswagen Immobilien, Roland Stöckigt, persönlich. 300 Mietwohnungen wird VWI bauen. Das Investorenauswahlverfahren für die anderen Baufelder läuft, fast 100 Interessenten möchten bauen. Einen Zuschlag hat sich das Wolfsburger Immobilienunternehmen Moretti gesichert.

Wo viel gebaut wird, bleibt Protest nicht aus. Den erntete die Neuland, als sie ein mit 18 Mietwohnungen vergleichsweise bescheidenes Vorhaben ankündigte. Die Bewohner der Hochhauskette in der Theodor-Heuss-Straße wollen nicht, dass ihr Garten angetastet wird. Zu einer unendlichen Geschichte schien auch der Streit um das Mehrfamilienhaus zu geraten, das der Bauunternehmer Torsten Schmidt an der Schulenburgallee errichten will. Doch nun hat der Rat den Bebauungsplan genehmigt. Ob es dabei bleibt? Nachbarn prüfen ihre Klagemöglichkeiten.

So groß der Ärger bei manchen Alteingesessenen, so groß war auch die Freude bei Mietern, die 2016 ihre neuen Wohnungen beziehen konnten – sei es im Goethepark oder in der Neuen Burg in Detmerode. Andere wiederum erhielten die Nachricht, dass sie rausmüssen aus ihren Häusern. So geschehen in Westhagen, wo der marode Wohnblock Dessauer Straße nach Jahren des Stillstands einem Neubau Platz machen soll. Und in der Poststraße, wo eine neue Fakultät für die Ostfalia-Hochschule gebaut wird.

So viel wird in Wolfsburg derzeit gebaut, dass einige Projekte fast untergehen. Moretti setzte im Juni den symbolischen Spatenstich für 23 Wohnungen am Rabenberg, VWI feierte im Frühjahr Richtfest für rund 20 Wohnungen am Fallersleber Schlosspark. Im November begannen die Erschließungsarbeiten im Reislinger Wiesengarten. Die Vermarktung der rund 160 Grundstücke soll Ende 2017 starten.

Der Osten des Stadtgebietes, zu dem Reislingen und das in den 90er-Jahren entstandene Viertel Reislingen-Südwest zählen, spielen in den Plänen der Stadt eine immense Rolle. Im Osten und Südosten soll ein wesentlicher Teil der städtischen Wohnungsbauoffensive umgesetzt werden und in Sachen Verkehrspolitik ein großer Wurf gelingen. Man setzt auf alternative Antriebsformen, genauer gesagt auf eine sogenannte Grüne Route, auf der von Hehlingen kommend nur Elektrobusse und Fahrräder in Richtung City fahren dürfen.

Analog dazu steht eine Neuordnung der Verkehrsströme auf der Landesstraße 290, der Dieselstraße, der Nordsteimker Straße und der Reislinger Straße im Raum. Und die Hehlinger und Vorsfelder rufen immer lauter nach einer Ortsumgehung. Vor allem der Schwerlastverkehr macht den Dörfern schwer zu schaffen.

Auf Wolfsburg insgesamt bezogen sprechen die Verkehrsplaner von mehr als 75 000 Pendlern, die jeden Tag mit dem Auto in die Stadt fahren. Das ehrgeizige Ziel ist, möglichst viele von ihnen in Wolfsburg anzusiedeln. Bei Nordsteimke/Hehlingen soll eines der größten Baugebiete landesweit entstehen. 2500 Wohneinheiten, Grundschule, Sportangebote, Seniorenresidenzen gehören dazu. Zwar ist der Bau in dieser Größenordnung nicht ganz unumstritten, dennoch ist lange vor dem ersten Spatenstich zwischen Hehlingen und Nordsteimke schon ein Streit über die spätere Zugehörigkeit des Bauareals entbrannt. Der Nordsteimker Ortsrat will es ganz, der Hehlinger eine Aufteilung entlang der alten Gemarkungsgrenzen. Schließlich geht es um die Chance auf neue Infrastruktur, die im Zuge des Neubaugebietes entstehen soll.