Hamburg. Einst waren solche Autos als kostengünstige Alternative zu vierrädrigen verpönt. Heute ist der Markt facettenreicher.

Bereits in den Anfängen des Automobilbaus spielten Dreiradkonstruktionen eine wichtige Rolle. So handelte es sich bei dem von Bertha Benz pilotierten Patent-Motorwagen Nummer 1, der von vielen als Urknall des Autobaus gehandelt wird, um ein Dreirad. In den Jahrzehnten danach galten dreirädrige Mobile als günstige Auto-Alternativen. Doch trotz gewisser Imageprobleme ist die Dreiradszene keineswegs tot.

Ein Klassiker ist Morgans Threewheeler. 1910 wurde der offene Zweisitzer mit zweirädriger Lenkachse vorn und einem schmalen Hinterrad erstmalig auf die Straße entlassen. Da sich der Brite durch sehr niedriges Gewicht auszeichnete, eignete er sich als sportliches Mobil. 1952 stellte Morgan die Produktion der Einfachkonstruktion ein, um sie 60 Jahre später wieder zu beleben. Die Traditionsschmiede legte einen dem Urmodell sehr ähnlichen Threewheeler neu auf, der mit 60 kW/82 PS starkem V2-Motor wieder sportlichen Fahrspaß erlaubt. Mit rund 50 000 Euro ist der Neuzeit-Oldtimer aber nicht ganz billig. Günstiger dürfte die für Sommer 2018 angekündigte Elektroversion EV3 werden, die mit 35 kW/ 48 PS starkem E-Motor eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h ermöglicht. Die 20-kWh-Batterie soll gut 200 Kilometer Reichweite erlauben.

Auch die Mikroautos Peel P50 und Trident wurden 2012 wieder belebt. In den 1960ern waren die Autos ein kommerzieller Flop, nun will die in London gegründete Firma Peel Engineering vom neuen Trend profitieren und bietet dem Original verblüffend ähnliche Nachbauten an.

Beim Antrieb wurde kräftig modernisiert. Wo früher ein einzylindriger Zweitakter arbeitete, kommt nun ein Viertakter zum Einsatz. Attraktivere Wahl dürfte der Elektromotor mit 3 kW/4 PS sein, der das Leichtgewicht P50 auf begrenzte 50 km/h beschleunigt. Eine Akkuladung soll 80 Kilometer Fahrt erlauben. Die Preise starten bei rund 13 000 Euro.

Einige Gefährte beinhalten Führerscheinbesonderheiten

Ebenfalls eine Elektroversion will der amerikanische Dreiradbauer Vanderhall im Frühjahr 2019 auf den US-Markt bringen. Der Edison2 genannte Flitzer mit 132 kW/180 PS Antrieb soll bis zu 170 km/h schnell werden. Eine 30-kWh-Batterie erlaubt über 300 Kilometer Reichweite. Trotz der eindrucksvollen Eckdaten wird ein Preis von unter 30 000 Euro angepeilt. Allerdings gilt dieser für den US-Markt und ist noch ohne Mehrwertsteuer.

Der Ellenator hat streng genommen vier Räder. Doch liegen die Hinterräder sehr eng beieinander und gelten rechtlich als eines. Die Einspurhinterachse montiert die aus dem Allgäu stammende Firma Ellenrieder in konventionelle PKW. Dabei geht es weder um Fahrspaß noch um Nostalgie. Vielmehr wird ein Ellenator zusammen mit einer Leistungsdrosselung rechtlich zum Leichtkraftrad, das von 16-Jährigen mit A1-Führerschein gefahren werden darf. Wer einen Umbau wünscht, gibt bei Ellenrieder für rund 5000 Euro die Schmalspurlösung in Auftrag.

Eine weitere Führerscheinbesonderheit bietet das Dreirad Can-Am Spyder des kanadischen Herstellers Bombardier Recreational Products. Es handelt sich um einen Mix aus Motorrad und Schneemobil. Der Vorteil: Man sitzt fast wie auf einem Motorrad, braucht aber nur den PKW-Führerschein. Die ab 19 000 Euro teuren Dreiräder erreichen durchaus Motorradniveau. Bereits die Einstiegsversion Spyder F3 wird vom 1,3-Liter-Dreizylinder mit mehr als 100 PS angetrieben.

Wieder mehr Auto denn Motorrad ist der von US-Hersteller Polaris angebotene Slingshot mit vorn zwei und hinten einem Rad. Dazwischen befindet sich eine offene Fahrgastzelle mit zwei Sitzplätzen. Die 800 Kilogramm leichte Konstruktion wird von einem 129 kW/175 PS starken 2,4-Liter-Vierzylinder-Benziner angetrieben, der in der Spitze 220 km/h erreicht. Für die sportlichen Fahrleistungen verlangt Polaris in Deutschland nur rund 30 000 Euro.

Als Mobilitätsalternative für Pendler ist der in Kanada von Elektra Meccanica entwickelte Solo gedacht. Angetrieben wird der 450-Kilogramm-Einsitzer von einem 60 kW/82 PS und 190 Newtonmeter starken E-Motor, dessen Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h beschränkt wird. Dank einer 16-kWh-Batterie soll der Solo laut Hersteller bis zu 160 Kilometer mit einer Ladung fahren können. Der Preis soll umgerechnet bei nur 13 000 Euro liegen.