Motorsport-Historie: Braunschweigs Rennsport-Vergangenheit lebt auf: Es gibt eine Ausstellung im Städtischen Museum, ein Revival in Oschersleben und von Eckhard Schimpf ein Buch “Prinzenpark“.

Unter dem Titel "Prinzenparkrennen" läuft vom 1. September bis 8. Januar 2012 im Städtischen Museum in Braunschweig eine reizvolle Ausstellung. Sie erinnert daran, dass diese Region zwischen 1946 und 1953 ein Zentrum des Motorsports war.

So lief das erste deutsche Rundstreckenrennen nach dem Krieg im August 1946 als "Großer Preis von Braunschweig" auf der Reichsautobahn bei Wendhausen. 1947 feierte auf jener Piste Volkswagens allererster Rennsportwagen den ersten Sieg.

1948 startete die deutsche Elite – allen voran Idol "Schorsch" Meier auf BMW – dann beim Prinzenparkrennen. Das letzte fand 1951 statt.

Von dieser Braunschweiger Tradition, zu der auch die Sandbahnrennen im Eintracht-Stadion und im Sportpark Richmond sowie die Welfenringrennen 1952/53 gehören, erzählt diese Schau im Altstadtrathaus.

Einmalig für ein Museum

Dass sich ein öffentlich-rechtliches Museum mit diesem Thema befasst, darf als ungewöhnlich gelten – wenn nicht gar als einmalig in Deutschland. Dabei haben Direktorin Cecilie Hollberg und Kuratorin Heidemarie Anderlik die Ausstellung keineswegs nur auf die Rennen selbst konzentriert, sondern sie wollen auch das Umfeld jener Nachkriegsepoche beleuchten, die von Trümmern und Hunger, von Elend, Trauer und von der britischen Besatzungsmacht geprägt wurde.

Dennoch werden speziell die Rennsport-Enthusiasten bei dieser Schau auf ihre Kosten kommen. Der Blick fällt in eine Zeit, als das Gebiet Braunschweig-Wolfsburg im Motorsport kurzzeitig – neben Stuttgart und München – eine Spitzenstellung in Deutschland einnahm.

Das hatte auch damit zu tun, dass im Umfeld des Volkswagenwerkes ein üppiges Angebot an Ingenieuren, Technikern und Fachbetrieben bestand, die den Rennfahrern gute Dienste leisten konnten. In jener Zeit entstanden hier Rennfahrzeuge, die noch heute Aufsehen erregen. Zum Beispiel der mit VW-Motor ausgerüstete VLK (Vollstromlinien-Leichtbau-Konstruktion). Er glänzte mit einem Aerodynamikwert von rund 0.21 cW. Oder: Kurt Kuhnkes weltweit einmalige Gegenläufer-DKW, deren erste Konstruktionsgrundlagen 1939 bei der Auto Union in Zschopau erarbeitet wurden. Dieses tolle Motorrad stellt nun Audi für die Braunschweiger Ausstellung zur Verfügung.

Petermax Müller gehörte zu jenen, die mit VW-Unterstützung in Velpke konkurrenzfähige Rennsportwagen bauten. Einer dieser Alu-Renner, den einst Huschke von Hanstein fuhr, wird ebenfalls im Städtischen Museum stehen. Umgeben von weiteren Rennmaschinen, von Plakaten, Pokalen, Rennutensilien und ebenso von Motorrädern mit Braunschweig-Bezug, wie Lutz und Panther oder das erste Serienmotorrad der Welt, die berühmte Hildebrand & Wolfmüller, die vor 115 Jahren über Braunschweigs Straßen knatterte.

ADAC-Prinzenpark-Revival

Auch der Braunschweiger Auto-Touren-Club (BATC/ADAC) pflegt diese regionale Renn-Tradition sehr intensiv. Passend zur Ausstellung veranstaltet er am 6./7. August ein "Prinzenpark-Revival" mit 100 historischen Rennmaschinen in der Arena von Oschersleben. Und pünktlich zur Ausstellung erscheint auch ein Buch: "Prinzenpark". –pf.