Fast 30 Jahre schrieb Jägermeister Renn-Geschichte. Der Braunschweiger

Eckhard Schimpf erzählt darüber in seinem Buch “Jägermeister Racing“.

She is my aunt. Meine Tante", murmelte er mal, als wir irgendwo zusammen mit ein paar Engländern in den Boxen standen und eine Zeitschrift durchblätterten. "Who", sagten die Briten. Die Brun-Mechaniker hörten es und fragten: "Wer ist denn deine Tante? Kennen wir die?" Darauf Poldi: "Die Königin von England." Verblüffung im Rund. Es stimmt aber wirklich: Er ist mit fast allen verwandt, die zu Europas Hochadel zählen. Mit Carl Gustav von Schweden, Juan Carlos von Spanien, Konstantin von Griechenland. Zu seinen Vorfahren zählen beispielsweise die legendäre Kaiserin "Sissi" ebenso wie Ludwig II., der sich in Bayern mit Märchenschlössern (wie Neuschwanstein) ein Denkmal setzte.

Eigentlich heißt er Leopold Rupprecht Adalbert Ludwig Ferdinand Konstantin und müsste ganz korrekt als "Seine Königliche Hoheit Prinz Leopold von Bayern" angeredet werden. In der Rennszene ist er schlicht "der Poldi" und das seit mehr als vier Jahrzehnten.

Von 1963 bis 1988 fuhr dieser Paradiesvogel des deutschen Automobilsports Rennen mit allem, was Räder hat: vom Mini über Super-Vau-Rennwagen und BMW-Tourenwagen bis hin zu den großkalibrigen Porsches vom Typ 956 (einmal Vierter in Le Mans). Poldi schaffte es nicht zum Superstar wie ein Stuck oder Ludwig, aber er war ein sehr, sehr flotter Rennfahrer, der in jedem Championat mithalten konnte. Aber was noch mehr wog: Er war eine Art Glamour-Figur, die jedem Rennwochenende ein Glitzern schenkte.

Durch seinen Onkel Ferfried von Hohenzollern wurde Poldi zum Rennsport animiert. Dieser Ferfried (der die "Bunte" und die "Gala" mit seinen Eskapaden füttert) ist übrigens in den 1960er-Jahren ein guter Rennfahrer auf Porsche und Alpina-BMW gewesen. Poldi hat die letzten Jahre seiner Karriere ausschließlich BMW gefahren (1998 in Jägermeister-Farben), und er bestreitet heute als BMW-Botschafter immer wieder Oldtimer-Rallyes (wie die Mille Miglia) für die weißblaue Marke. Der Wittelsbacher Prinz, dem wegen seiner vielen Pisten-Pirouetten der "Strietzel" Stuck den Namen "Dreopold" verpasste, wurde im Jahre 1943 im Schloss Umkirch bei Freiburg geboren. Sein Vater Konstantin war Journalist (schrieb beispielsweise ein Buch über Papst Pius XII.) und ist 1969 beim Absturz einer alten Messerschmitt-109 ums Leben gekommen.

Erstaunlich ist, wie konsequent und messerscharf getrennt Poldi zwei Leben – hier Motorsport, dort gesellschaftliche Ebene – nebeneinander führen konnte. Einerseits war er der bunte Hund der Rennszene, in der seine Frau Ursula niemals auftauchte. Andererseits spielte er stets eine bedeutende Rolle (und spielt sie heute noch) an der Seite seiner Frau in der Münchner und der internationalen Jet-Set- und Charity-Gesellschaft. Keine Frage: Spitzenrennfahrer sind zu ersetzen. Nicht aber ein Poldi von Bayern.

Fortsetzung nächsten Samstag

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