Osterode am Harz. Die Deutsche Glasfaser wagt einen zweiten Versuch der Nachfragebündelung in Osterode. Doch auch diesmal reagieren einige Einwohner mit Misstrauen.

Der Ausbau der Glasfaser in Osterode am Harz geht in die zweite Runde. Seit Mitte April hat die Firma Deutsche Glasfaser (DG) die sogenannte Nachfragebündelung in Osterode wieder aufgenommen. Das betrifft maßgeblich die Ortsteile Freiheit, Siechenfeld, Röddenberg, Butterberg, Fuchshalle und Teile der Kernstadt. Für den Ortsteil Lerbach bestehe aktuell noch kein Angebot. Vertragsabschlüsse aus der ersten Runde in 2023 behielten ihre Gültigkeit: „Bis zum Stichtag am 25. Mai können die Anwohnerinnen und Anwohner im Ausbaugebiet im Rahmen der Nachfragebündelung einen Vertrag mit Deutsche Glasfaser abschließen, um einen kostenfreien Glasfaseranschluss bis ins Haus oder in die Wohnung zu erhalten“, heißt es dazu in einer Pressemeldung des Unternehmens.

Im vergangenen Jahr hatte sich die Firma nach einem ersten Anlauf wieder aus Osterode zurückgezogen, nachdem die erforderliche Mindestmenge an Abschlüssen nicht zustande gekommen war. Dabei hatte es am Rande der Nachfragebündelung auch immer wieder Unstimmigkeiten gegeben – vereinzelt sollen beispielsweise Vertragsarbeiter der DG behauptet haben, im Auftrag der Stadt unterwegs zu sein, was sowohl bei der Stadt als auch der Bevölkerung für Irritation gesorgt hatte. Auch deswegen hat die DG nun ein neues Team zusammengestellt, will es beim zweiten Versuch besser machen: „Es ist ein vollständig neues Vertriebsteam einer anderen Agentur in der Stadt unterwegs, diese Leute kommen aus der Region und kennen diese gut“, schreibt Pressesprecher Herbert Spies auf Nachfrage des Harz Kurier.

Schnelles Internet im Ortsteil Freiheit? Die Deutsche Glasfaser bietet noch bis zum 25. Mai kostenlose Glasfaser-Anschlüsse, wenn sich Interessierte für einen Vertrag mit der DG entscheiden. (Archiv)
Schnelles Internet im Ortsteil Freiheit? Die Deutsche Glasfaser bietet noch bis zum 25. Mai kostenlose Glasfaser-Anschlüsse, wenn sich Interessierte für einen Vertrag mit der DG entscheiden. (Archiv) © FMN | Kevin Kulke

Glasfaser für Osterode: Verwaltung ist überzeugt

Damit der zweite Versuch gelingen kann, hat auch die Stadtverwaltung ihr ganzes Gewicht hinter die Bestrebungen geworfen. Mit einem Brief an die Einwohnerinnen und Einwohner der entsprechenden Stadtteile wirbt Bürgermeister Augat dafür, sich den Chancen des Angebots der DG zu vergegenwärtigen. Vor dem Stadtrat betont Augat im April: „Wir stehen auch im Wettstreit mit anderen Kommunen. Es wäre eine schlechte Lage für Osterode, wenn wir keine Glasfaserinfrastruktur bereitstellen können.“ Das ist auch ein anhaltender Wunsch aus der lokalen Wirtschaft, so Augat.

Das Problem sei, dass der Fokus der Glasfaserunternehmen generell auf den Ballungsräumen liege - ein Angebot, bei dem Bewohnerinnen und Bewohner auch zwischen dem Glasfaser-Sortiment verschiedener Anbieter auswählen können, gebe es hier nicht. Die Telekom sei zwar mit dem Glasfaserausbau in der Kernstadt befasst, wolle aber, so Augat, keine weiteren Angebote für andere Teile der Stadt machen.

Das führt am Ende dazu, dass Interessierte generell nur die Wahl zwischen einem Glasfaseranschluss zu den Bedingungen der DG haben, oder vorerst auf einen Anschluss verzichten müssen. Auf die Frage des Harz Kurier, ob Interessenten denn die Möglichkeit hätten, einem Anschluss an das Glasfasernetz generell zuzustimmen, aber zunächst keinen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abzuschließen, antwortet die Deutsche Glasfaser mit Nein.

Was kostet der Glasfaseranschluss in Osterode?

Das Angebot der Deutschen Glasfaser lautet dabei: Der Anschluss ans Glasfasernetz ist für einen Haushalt, der sich jetzt zum Vertragsabschluss entschließt kostenfrei, monatlich rangieren die Kosten dann je nach vereinbarter Datenrate zwischen 40 und 90 Euro, wobei das erste Jahr pauschal nur 25 Euro pro Monat kosten soll. Alle Haushalte, die sich erst nach der Nachfragebündelung für den Anschluss entscheiden, fallen dann Anschlusskosten in Höhe von circa 750 Euro an.

Die Möglichkeit eines staatlichen Ausbaus durch das Land Niedersachsen oder den Landkreis Göttingen, so Bürgermeister Augat, ist in der näheren Zukunft keine realistische Option für Osterode, da die meisten öffentlichen Initiativen zurückgefahren worden seien. Dass die DG das Heft nochmal in die Hand genommen hat, ist aus Sicht der Verwaltung also ein Gewinn, um den Ausbau kritischer Infrastruktur voranzutreiben. Die DG sei aktuell die einzige Option in den entsprechenden Stadtteilen.

So funktioniert der Haustürvertrieb der Deutschen Glasfaser:

Auf Nachfrage des Harz Kurier erklärt ein Unternehmenssprecher, dass der Haustürvertrieb immer angekündigt erfolgt. So würden Anwohner im Vorfeld über lokale Medien, wie beispielsweise das örtliche Amtsblatt, oder auf Infoabenden vor Ort über unsere Aktivitäten informiert.

Der Haustürvertrieb selbst werde von internen Mitarbeitenden der Deutsche Glasfaser sowie professionellen externen Dienstleistern durchgeführt, die sich ausweisen könnten. Zudem seien alle Vertriebler in Dienstkleidung mit deutlich sichtbarem Unternehmenslogo gekleidet und trügen gut sichtbar Ausweise mit sich, die neben Passbild und Namen auch über eine Identifikationsnummer verfügen.

„Fairness und Beratung auf Augenhöhe bilden die Leitlinien für unsere Verkaufsgespräche“, so die Deutsche Glasfaser. Die Qualität des Haustürvertriebs werde fortlaufend geprüft.

Wie sieht der Ablauf des Haustürvertrieb bei Deutsche Glasfaser konkret aus?

Unternehmenssprecher Herbert Spies erklärt: „An der Haustür werden im Vertrieb Aufträge abgeschlossen, die das gewünschte Produkt des Kunden beinhalten. Im Anschluss erhält der Kunde direkt vor Ort eine Vertragszusammenfassung mit einer transparenten Auflistung aller Kosten für das gewählte Produkt, die bestätigt werden muss. Diese Zustimmung ist für den weiteren Prozessablauf erforderlich. Im Anschluss an das Gespräch stellen wir dem Kunden eine Auftragseingangsbestätigung zu, in der neben den Zugangsdaten zum Kundenportal auch der Auftrag und die Vertragszusammenfassung noch einmal digital enthalten sind.“

Wenn die DG nach dem Abschluss der mehrwöchigen Nachfragebündelung die für den privatwirtschaftlichen Anfang nötige Ausbauquote erreichte, erhielten alle Kunden eine Auftragsbestätigung. Nach deren Erhalt gelte gesetzlich eine 14-tägige Widerrufsfrist.

Herbert Spies: „Somit hat der Kunde im Prozess viermal eine Zusammenfassung aller vertraglichen Informationen erhalten und entsprechend viermal die Möglichkeit zum Widerspruch. Sollten die schriftlich dokumentierten Inhalte aus Sicht des Kunden vom Informationsgespräch abweichen, besteht selbstverständlich die Möglichkeit, diese Punkte über unsere Kundenbetreuung zu klären. Erst nach Ablauf der 14 Tage Widerrufsfrist ist der abgeschlossene Vertrag rechtlich bindend.“

Glasfaserausbau in Osterode: Wieder regt sich Kritik

Doch auch im zweiten Anlauf überzeugt der Vorstoß der DG nicht überall. In den sozialen Netzwerken regt sich Kritik: Manche Bürgerinnen und Bürger fühlen sich überrumpelt von den Teams der DG. Vereinzelt ist zu hören, Mitarbeiter der DG würden „Drohszenarien“ aufbauen - beispielsweise mit der Behauptung, dass alte Kupferanschlüsse abgeschaltet würden, wenn man keinen Vertrag abschließe. Andere beschweren sich, dass die Mitarbeiter der Deutschen Glasfaser kein „Nein“ akzeptierten und aufdringlich seien.

Vorwürfe, auf die das Unternehmen nicht direkt eingeht. Auf Nachfrage des Harz Kurier heißt es allerdings, dass die DG bisher keine solchen Beschwerden erreicht hätten: „Wer ein Fehlverhalten unseres Vertriebs wahrnimmt, kann sich unter Angabe des Ortes, des Datums und der Uhrzeit jederzeit gerne über alle Kanäle direkt an uns wenden“, so Herbert Spies. Die Mitarbeiter der DG seien umfassend geschult, erst nach einer bestandenen Prüfung dürften sie die Vertriebstätigkeit aufnehmen: „Glasfaser ist ein erklärungsintensives Produkt, und wir stellen uns unserer Verantwortung in der Beratung. Uns ist wichtig, dass sich potenzielle Kundinnen und Kunden während unserer Nachfragebündelung über einen längeren Zeitraum mit dem Thema auseinandersetzen können und eine bewusste Entscheidung treffen.“

Bis wann läuft die Nachfragebündelung in Osterode?

Bis zum 25. Mai sind die Teams der DG noch in Osterode unterwegs und werben für ihr Angebot. Laut der Webseite des Unternehmens sind aktuell etwa 27 Prozent der avisierten 33 Prozent an Einwilligungen erreicht: Werden diese bis Ende Mai überschritten, könnten im Anschluss die Bauarbeiten zur Verlegung der Glasfaserkabel anlaufen. Das Glasfaser-Unternehmen gibt sich diesbezüglich optimistisch. „Über 700 Menschen haben bereits Verträge abgeschlossen, auch beim Infoabend am 15. April 2024 in der Stadthalle Osterode haben wir eine gute Resonanz erlebt. Wir sind zuversichtlich und optimistisch, dass die Nachfragebündelung im zweiten Anlauf erfolgreich sein wird“, so Unternehmenssprecher Spies.

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