Badenhausen. Eine dunkle Nacht 1898 im Harzer Wald. Medizinstudent Heinrich Hoppe ist auf dem Heimweg nach Badenhausen. Drei Tage später ist er tot. Was ist passiert?

  • Was geschieht am 6. April 1898 im Wald bei Badenhausen?
  • Ist es ein Verbrechen aus Leidenschaft oder ein Unfall?
  • Welches Geheimnis birgt der Sarg des Getöteten?

Eine dunkle Nacht im Jahr 1898 im Harzer Wald bei Badenhausen - ein Student ist auf dem Heimweg, als sich Schreckliches ereignet. Das ist passiert.

Ein Waldspaziergang im Harz macht Spaß, tut gut und ist auch gesundheitlich von hohem Wert. Ist man allerdings am späten Nachmittag, schon fast in der Dämmerung, alleine unterwegs, lauscht dem Knistern des Waldbodens unter den Schuhen, dem natürlichen Knacken der Äste, der Bewegungen von Waldtieren - dann kann einem schon einfach nur so etwas unheimlich werden. Und wenn man dann noch auf der Suche nach etwas Besonderem ist, steigert sich das Ganze noch mal um das Vielfache. Das gesuchte Objekt: der sagenumwobene „Hoppestein“ in Badenhausen.

True Crime im Harz: Was passierte 1898 in der dunklen Nacht im Wald bei Badenhausen?

Und wenn man dann dafür einen Spaziergang unternimmt, mit Start am Johannisborn, entlang der Sülpke in Richtung Wald, kann einem am Steinbühl auf dem Weg Richtung Bad Grund in Erinnerung an eine schreckliche Kriminalgeschichte, die sich hier einst abgespielt hat, schon ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Wie muss sich das in dieser besagten Nacht im Jahr 1898 ganz allein, im Dunkeln, wohl angefühlt haben? Wie also muss es dem Studenten aus Badenhausen damals ergangen sein, als er fast genau vor 126 Jahren im Badenhausener Wald mit jedem Schritt nichtsahnend seinem tragischen Ende entgegenging. Die Umstände bleiben bis heute rätselhaft.

Der Gedenkstein erinnert im Wald am Steinbühl in Badenhausen entweder an einen schlimmen Unglücksfall oder an einen geplanten Mord aus Eifersucht.
Der Gedenkstein erinnert im Wald am Steinbühl in Badenhausen entweder an einen schlimmen Unglücksfall oder an einen geplanten Mord aus Eifersucht. © HK | Herma Niemann

Was haben ein Wildschwein und ein Jäger mit dem Fall zu tun?

Hat man sich trotz verschiedener gemischter Gefühle durch den Wald „gekämpft“, gelangt man an einen deutlich am Wegesrand stehenden Gedenkstein, mit Inschrift, die fast mahnend an dieses Ereignis erinnern soll: „Auf diesem Wege wurde am 6. April 1898 unser einziger Sohn, der Student der Medicin Heinrich Hoppe aus Badenhausen, abends um 9 Uhr 20 Minuten, bei hellem Vollmond, von einem fahrlässigen Schützen angeschossen, so daß er nach 3 Tagen verstarb“.

Nach so langer Zeit gibt es natürlich keine Zeitzeugen mehr, die darüber aus erster Hand berichten können. Wie der Badenhausener Helmut Römermann (Geburtsjahrgang 1934) allerdings noch weiß, aber auch nur aus Erzählungen, könnte ein Jäger des Nachts wohl gedacht haben, es bewege sich ein Wildschwein im Gebüsch. So zumindest soll es sich im Dorf erzählt worden sein.

Wanderstock soll Heinrich Hoppe zum Verhängnis geworden sein

Die einzigen Unterlagen, die im Heimatmuseum des Heimat- und Geschichtsvereins Badenhausen darüber zu finden sind, ist ein Bericht des ehemaligen Lehrers und Ortschronisten Alfred Brinkmann, wie der erste Vorsitzende Thomas Burgardt erklärt. Es heißt auch, es soll Eifersucht im Spiel gewesen sein. Alfred Brinkmann beschreibt in seinem Bericht aus dem Jahr 1934, was man sich damals darüber erzählt habe. So soll der junge Medizinstudent Heinrich Hoppe aus Badenhausen Freunde nach Hause begleitet und sich anschließend wieder alleine auf den Heimweg gemacht haben. Es soll kalt gewesen sein in der Aprilnacht und so soll der Student seinen Wanderstock schneller geschwenkt haben. Da die Nacht wohl mondhell war, sei der Weg nicht zu verfehlen gewesen. „Von tausend Nichtigkeiten hängt oft unser Wohl oder Wehe ab“, schreibt Brinkmann. „Hätte er den Stock daheim gelassen, vermutlich lebte Hoppe noch.“

Denn der Stock soll einen Zweig oder Stein getroffen haben, was sich für den Schützen vielleicht angehört haben müsse, als ob sich ein großes Tier den Weg durch das Gebüsch bahne. Der Jäger oder Jagdpächter, der wohl schon geraume Zeit am Steinbühl auf einen Hirsch gewartet habe, habe daraufhin geschossen und Hoppe mit 13 Schrotkugeln getroffen, in Brust, Arm und Unterleib. Die Eltern holen ihren schwer verletzten Jungen und einen Göttinger Chirurgen, der allerdings nichts mehr für ihn habe tun können.

Zu der Beerdigung, zu der das halbe Dorf gekommen sein soll, habe Pfarrer Henniges eine ergreifende Grabrede gehalten. Mehr als 40 Jahre danach sei jedoch die Gruft eingestürzt und Kinder sollen durch einen Riss im Sarg ein Farbenband und die Mütze des Toten herausgezerrt haben.

Welches Geheimnis hütete der Sarg des Erschossenen?

Als man dies bemerkte, wollte man wieder Ordnung schaffen, beschrieb Brinkmann. Doch außer einer Handvoll Hobelspäne und ein paar Tuchfetzen soll der Sarg angeblich leer gewesen sein. „So leer, dass vom Skelett auch nicht ein Knochen mehr zu finden ist“, schreibt der Ortschronist.

Der Schütze soll seine Schuld mit langer Haft verbüßt und unter den Geschehnissen gelitten haben. Dennoch geht aus dem Bericht hervor, dass man sich damals erzählte, dass wohl Eifersucht im Spiel gewesen sein soll. Denn beide sollen dasselbe Mädchen aus Badenhausen verehrt und geliebt haben. Wenn man den Gerüchten glaube, soll Hoppe dem Schützen noch „Ich bin es doch“ zugerufen haben, schrieb Alfred Brinkmann.

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