Osterode. Zwei durstige Redakteure wagen sich in die Kälte des Osteroder Weihnachtsmarkts und probieren (fast) alle Glühweine. Das ist das Ergebnis.

Es ist gerade einmal 17 Uhr und der Weihnachtsmarkt in Osterode am Harz ist schon voller Besucher und Besucherinnen. Eng aneinander gedrängt, mit dampfenden Tassen Glühwein in der Hand, stehen sie um die Tische und Feuerstellen im Winterwald. Gruppen von Jugendlichen warten in der Schlange vor einer Essensbude. Ein erschöpftes Elternpaar eilt ihrem lachenden Kind hinterher, das sich zwischen den Ständen hindurchschlängelt.

Für uns geht es los am Glühweinstand im Winterwald. Unser Ziel: Jeden Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt testen. Denn nur so - sind wir überzeugt - können wir uns wirklich fundiert ein Bild davon machen, welche Tassen heißer Ambrosia wirklich ihr Geld wert sind und welche nicht. Bei nur zwei Glühweinständen und zwei Redakteuren erscheint uns das wie ein machbares Vorhaben.

Weihnachtsmarkt in Osterode: So viel kosten die Getränke beim Stand im Winterwald

Zu Beginn entscheiden wir uns für eine Tasse roten Glühwein - es ist schließlich nicht ohne Grund ein Klassiker. Der süffig würzige Wein lässt sich herrlich schlürfen und wärmt von innen. So ist einem auch bei eisigen Minusgraden schön mollig warm. Der Preis beläuft sich auf 3,50 Euro die Tasse und zu unserer Überraschung verlangen die Gastwirte nicht einmal Pfand, was gerade in größeren Städten ja gang und gäbe ist. Es scheint: In Osterode hat man noch Vertrauen in das Gute im Menschen - oder zumindest darin, dass die Gäste ihre Tassen auch wieder zurückbringen.

Der Eierpunsch ist mit 4 Euro zwar etwas teurer, aber dafür extrem niedlich angerichtet. So süß, wie er aussieht, schmeckt er dann auch. Geschmacklich wirklich eine feine Sache, aber man muss es mögen. Wer nach etwas Süßem schmachtet, ist hier genau richtig.

Genau richtig fühlen wir uns auch im Winterwald mit seinem federweich fluffigen Boden und weihnachtlicher Atmosphäre. Eine leichte Schicht Schnee auf den Nadelbäumen sorgt für den letzten Schliff. An einem Donnerstagabend ist auch die Ansteh-Situation sehr günstig, so dauert es nicht lange, bis es mit unserem Test weitergeht.

So lecker ist der Glühwein in Osterode

Die Glühkirsche für 3,50 Euro ist ebenfalls süß, verbindet das Ganze aber mit einem angenehmen Brennen im Hals. Nicht ganz so würzig wie ein regulärer Glühwein, aber auch an dieser Köstlichkeit kann man angenehm nippen. Beim deutlich spürbaren Alkohol dauert es nicht lange, da sind Schnee und Wind längst vergessen.

Der alkoholfreie Apfelpunsch für 3 Euro ist bei uns ein Überraschungshit. Der schmeckt - trotz fehlender Prozente - super lecker. Hier kommen Minderjährige auf ihre Kosten und selbst diejenigen traurigen, als Autofahrer auserkorene, Seelen können ein bisschen Weihnachtsmarkt-Stimmung genießen.

So langsam spüren wir die Folgen unserer zahlreichen Getränke und stellen uns die Frage: Sind unsere Eindrücke nicht am Ende durch den eigenen Konsum getrübt? Gefährden wir hier nicht unsere selbstverständlich wichtige, überaus seriöse, ja beinahe wissenschaftliche Untersuchung? Egal, von Selbstzweifeln lassen wir uns nicht aufhalten.

Weihnachtsmarkt Osterode: Toilletenschlüssel gibt es beim Stand am großen Baum

Wir ziehen weiter. Denn: Der Osterode Weihnachtsmarkt hat ja noch viel mehr zu bieten: zum Beispiel den Glühweinstand am großen Baum. Hier gibt es glücklicherweise auch den Toilettenschlüssel, den der nette Wirt hinter der Theke gegen 50 Cent und einen Pfand wie den Autoschlüssel hergibt.

Hier gönnen wir uns Glühwein mit Pfirsich für 3,50 Euro. Die Frucht gibt dem Heißgetränk nochmal eine besondere Note, die es von dem gewöhnlichen Wald-und-Wiesen-Glühwein abhebt. Eine fruchtig-süße Note, die uns mundet. So geht es uns auch bei dem Brockenglühwein mit Schierker Feuerstein, den es für 4,50 Euro gibt. Der Schierker feuert uns ordentlich ein und spätestens jetzt verfliegt jeder Hauch von Objektivität. Es schmeckt uns gut.

Der größte Unterschied zwischen den beiden Ständen auf dem Osteroder Weihnachtsmarkt: Beim Stand am großen Baum gibt es größere Tassen. Dafür waren die alkoholischen Heißgetränke im Winterwald - nun ja, heißer. Zwei Passanten sprechen uns auf die Misslage an: „Unsere Tassen dampfen nicht einmal.“ Hier muss also abgewogen werden, was einem wichtiger ist: ein weihnachtliches Dilemma. Doch, ob die Temperaturlage jetzt wirklich immer so ist wie bei uns, ist schwer zu sagen. Am besten streift der kluge Glühweinenthusiast einfach einmal über den Weihnachtsmarkt und versucht zu erspähen, wo die Tassen so richtig in der kalten Winterluft dampfen.

Unser Fazit zum Osteroder Weihnachtsmarkt

Inzwischen wankt zumindest einer von uns merklich und die Getränkekarten geben noch so einiges her. Wir gönnen uns eine kleine Essens-Pause und probieren die Holländischen Pommes sowie Pizza. Die herrlich fettigen und knusprigen Fritten sind ein wahrer Genuss. Bei den Soßen ist für jeden etwas dabei. Eine große Portion Twister-Pommes ist mit 7 Euro schon nicht ganz günstig, aber dafür ist die Portion auch richtig groß. Die Pizza ist dagegen klein, aber sehr fein. Vor unseren Augen frisch gebacken - überzeugt sie eindeutig im Geschmackstest. Für 5 Euro, sehr solide.

Gesättigt und gestärkt wagen wir uns an unsere Arbeit zurück und bestellen uns Grog, der uns prompt wie ein Laster vor die Stirn knallt. Beim Zucker sollte man hier definitiv nicht geizen und das Getränk ist nichts für Leichtgewichte. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir einiges noch nicht probiert haben. Von Lumumba über Jägertee bis zu Tee mit Rum. Doch die Nacht wird nicht jünger, die Stände machen so langsam ihre Pforten zu und auch wir müssen am nächsten Tag wieder zur Arbeit erscheinen.

Enttäuscht werfen wir das Handtuch in den Ring und beenden unseren Test. Herausfinden, welches denn nun das leckerste Heißgetränk auf dem Osteroder Weihnachtsmarkt ist, konnten wir also nicht. Ganz offensichtlich für uns ist aber, Spaß haben, kann man hier allemal. Noch bis zum 23. Dezember kann man in der Innenstadt fröhlich die winterliche Stimmung genießen.