Lonau. Notstand in der Altenpflege: Sozialminister Andreas Philippi sitzt am Mittwochabend am dritten Runden Tisch Pflege der SPD Herzberg.

Altenpflege am Limit: Seit Jahrzehnten läuft einiges schief im Gesundheitssystem. Vor allem in der Altenpflege ist der Notstand gravierend. Fachkräfte fehlen, Nachtschichten mit Verantwortung für 50 hilfebedürftige Menschen, enorme Dokumentation, fehlende Anerkennung oder Work-Life-Balance.

Die Pflege geht am Krückstock und eine Lösung ist seit Jahren nicht in Sicht. Die SPD Herzberg lädt deshalb schon seit geraumer Zeit zum Runden Tisch Pflege ein, um die Probleme vor allem für Herzberg zu diskutieren. Ob am Ende konkrete Lösungen stehen, ist unklar. Aber immerhin bekommen die Akteure eine Stimme. So konnten schon Heimleitungen aus dem Alltag berichten und auch das Pflegepersonal selbst bekam eine Stimme. Mitdiskutieren können auch die Zuhörer.

Andreas Philippi steht Rede und Antwort

Dr. Andreas Philippi, Sozialminister in Niedersachsen, sitzt am Mittwoch am Runden Tisch.
Dr. Andreas Philippi, Sozialminister in Niedersachsen, sitzt am Mittwoch am Runden Tisch. © HK | Photothek.Net

Am Mittwoch, 18. Oktober, ab 19 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Lonau soll nun die Politik sprechen. Eingeladen ist Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi, der die Region und vor allem Herzberg gut kennt. Vera Lux, Vorsitzende des niedersächsischen Pflegerates, und Alexander Saade, niedersächsischer Landtagsabgeordneter, sind ebenfalls eingeladen und sollen die Karten auf den Tisch legen.

Alexander Saade nimmt ebenfalls am runden Tisch Platz.
Alexander Saade nimmt ebenfalls am runden Tisch Platz. © SPD | Privat

Ein passendes Thema für die SPD in Herzberg

Im Vorfeld der Veranstaltung sprach der Harz Kurier mit Thomas Beck, SPD-Ortsbürgermeister in Lonau und Mitorganisator der Runden Tische. „Aufgeploppt ist das Thema, nachdem es diese Walraff-Reportage zur Altenpflege auch in Herzberg gab“, erklärt Thomas Beck am Telefon und er kritisiert: „Bei solchen Reportagen geht es ja oft nur um die Popularität. Wir wollten uns aber die Akteure richtig anhören. Für Sozialdemokraten ist das doch außerdem ein passendes Thema.“

Der nun mittlerweile dritte Runde Tisch am kommenden Mittwoch soll jetzt alle Akteure vereinen. Eingeladen, die Veranstaltung zu besuchen, sind vor allem auch ältere Menschen und ihre Angehörigen, ebenso natürlich junge Menschen, denn Thomas Beck findet: „Das Thema geht uns alle etwas an.“

Irgendwann, so meint er, müsse sich eben jeder mit dem Thema beschäftigen und auch damit, ob und wie unter Umständen ein Pflegeplatz bezahlbar ist. „In der Region kostet ein Platz etwa 3500 Euro. Einen Teil davon übernimmt die Pflegekasse, aber den Rest müssen sie selbst bezahlen und vielleicht ihr Eigentum dafür verkaufen.“

Vorfreude auf Niedersachsenssozialminister Philippi

Besonders freut sich Thomas Beck über den Besuch von Sozialminister Andreas Philippi. „Immerhin ist das mal ein Politiker, der vorher 30 Jahre lang an der Basis und in der Praxis tätig war.“

Die von der SPD Herzberg initiierten Veranstaltungen befassen sich vor allem mit der Situation in Herzberg. Doch Beck hat auch Vertreter aus Pflegeheimen der umliegenden Orte eingeladen. Denn viele der Schwierigkeiten, mit denen Herzberger EInrichtungen kämpfen, kennen auch die anderen Einrichtungen gut.

So geht es den Mitarbeitern in der Pflege

Thomas Beck zählt auf: „Die Mitarbeiter haben es mit massiver Dokumentation zu tun, die Kommunikation mit Ärzten ist schwer, überall herrscht Personalmangel. In der letzten Veranstaltung hatte sich eine Altenpflegerin eine Sechs-Tage-Woche gewünscht - während woanders schon über die 4-Tage-Woche diskutiert wird. Das hat mich wirklich berührt.“

Die Herzberger SPD hofft, mit der Veranstaltung und vor allem mit einem gut gefüllten Haus überhaupt erst mal auf die Probleme aufmerksam machen zu können. „Wir wollen damit zeigen, dass etwas passieren muss. Daher soll die Veranstaltung aus allen Nähten platzen.“

Wir wollen aber auch die Tarifpartner wachrütteln. Und vor allem möchten wir die Anerkennung für den Beruf steigern. Ich brenne dafür. Das ist ein sehr ehrenwertes Thema.
Thomas Beck, SPD, Ortsbürgermeister Lonau

Natürlich will man auch vor Ort die Lage verbessern, die Personalnot lindern und vor allem Wohnraum für zukünftige Mitarbeiter suchen. Beck: „Wir wollen aber auch die Tarifpartner wachrütteln. Und vor allem möchten wir die Anerkennung für den Beruf steigern. Ich brenne dafür. Das ist ein sehr ehrenwertes Thema.“

Infos zur Pflege

Im Altkreis OSterode gibt es aktuell laut Landkreis Göttingen insgesamt 31 Alten- und Pflegeheime. Die meisten davon in Osterode (7) und Herzberg (5).

Der Landkreis Göttingen ist dabei Heimaufsichtsbehörde.

Als zentrale Anlaufstelle zur Beratung pflegebedürftiger Menschen und deren Angehörige hat der Landkreis Göttingen einen eigenen Pflegestützpunkt an den Standorten Göttingen und Osterode am Harz eingerichtet.

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