Göttingen. Uni-Krebszentrum Göttingen und UMG-Adipositas-Ambulanz beteiligen sich an Krebspräsventionswoche. Online-Infoveranstaltung am Mittwoch, 4. Oktober.

Die Nationale Krebspräventionswoche vom 25. bis 29. September stand in diesem Jahr unter dem Motto „Weniger Übergewicht = weniger Krebsrisiko“ und wird gemeinsam von der Deutschen Krebshilfe, dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebsgesellschaft organisiert. Ziel ist es, auf die Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen bei Krebs aufmerksam zu machen und das Risiko der Erkrankung zu verringern. Die strategische Partnerschaft ist ein Beitrag zur Nationalen Dekade gegen Krebs, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Januar 2019 ausgerufen hat.

Welche Krebsarten hängen mit Übergewicht zusammen?

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) ein erhöhtes Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Es ist bekannt, dass das Risiko für 13 Krebsarten bei Übergewicht erhöht ist. Zu den Krebsarten, die durch Adipositas bedingt sein können, gehören Darmkrebs, Brustkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberkrebs.

Um Patienten dabei zu unterstützen, ihr Gewicht zu reduzieren, gibt es an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) bereits seit 30 Jahren eine feste Anlaufstelle: Gestartet als Ernährungspsychologische Forschungsstelle im Jahr 1993 bietet die „Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz“ der Klinik für Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie der UMG heute spezielle Sprechstunden, um Erwachsene mit Übergewicht zu behandeln. Dafür erstellen Spezialisten verschiedener Fachdisziplinen für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept.

Um auf den Zusammenhang zwischen Adipositas und Krebs aufmerksam zu machen, beteiligen sich das Universitäts-Krebszentrum und die Adipositas-Ambulanz der UMG an der Nationalen Krebspräventionswoche und bieten für Menschen mit Übergewicht eine Online-Informationsveranstaltung an. Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, 4. Oktober, ab 16 Uhr. Die Teilnahme ist über Zoom möglich.

Was wird in der Online-Veranstaltung der UMG geboten?

In der Onlineveranstaltung informiert die Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz über Hilfsmöglichkeiten für stark Übergewichtige. Experten sprechen über Angebote zur Gewichtsreduktion im Schulungszentrum, medikamentöse und endoskopische Therapiemöglichkeiten sowie operative Methoden. Außerdem stellt sich die Selbsthilfegruppe „Plus Size“ vor. Es referieren Prof. Dr. Dirk Raddatz, Bereichsleiter Endokrinologie der Klinik für Gastroenterologie, Dr. Maximilian von Heesen, Leiter der Adipositas-Chirurgie, Hannah Bartels, Psychologin, und Jutta Schauer, Leiterin der Selbsthilfegruppe „Plus Size“.

Warum führt starkes Übergewicht zu Krebs?

Laut der WHO gelten Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 kg/m2 als adipös, also stark übergewichtig. Ein sehr hoher Körperfettanteil kann sich auf den Stoffwechsel auswirken. Fachleute vermuten, dass Entzündungsprozesse im Fettgewebe und Veränderungen im Hormonhaushalt eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen. Diese Zusammenhänge sind sehr komplex und bisher nicht vollständig verstanden.

Besonders eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können dabei helfen, das Gewicht zu reduzieren und das Risiko für Krebserkrankungen zu senken. An der UMG bietet die Interdisziplinäre Adipositas-Ambulanz verschiedene Therapiemöglichkeiten, den Betroffenen dabei zu helfen, Gewicht zu verlieren und dieses zu halten.

45 Kilogramm in neun Monaten abgenommen

Auch Volker Ludwig hat sich an die Experten der Adipositas-Ambulanz gewandt und mit ihrer Hilfe 45 Kilogramm in neun Monaten abgenommen. Durch einen Freund hatte der 58-Jährige von der Ambulanz erfahren und sich angemeldet.

„Als ich ein Urlaubsfoto von Gran Canaria gesehen habe, habe ich gedacht, es reicht jetzt. Ich sehe aus wie ein Ball“, so Ludwig. Der Familienvater aus Einbeck hatte bereits einige Abnehmversuche gestartet, ist aber immer wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Damit sollte jetzt Schluss sein. „Mein Kurs ist im Januar dieses Jahres gestartet. Dass ich die Zusage bekommen habe, war mein schönstes Weihnachtsgeschenk. Ich wollte mich auf keinen Fall operieren lassen, sondern es selbst schaffen. Ich habe mir mein Gewicht auch selbst angegessen“, so Ludwig.

Wie funktioniert das Programm?

Der Einbecker hat sich für eine konservative Therapie, das heißt eine Therapie ohne operativen Eingriff, mit dem Diät-Programm entschieden. Das Programm fußt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und beinhaltet Einheiten der Bewegungstherapie, medizinischer Betreuung, Ernährungsberatung und Verhaltenstraining. Die Schulung wird von speziell weitergebildeten Ärzten, Ernährungsberatern, Psychologen und Physiotherapeuten angeboten. Niedersachsenweit gibt es nur drei weitere Zentren, die das Abnehmprogramm anbieten.

Volker Ludwig wog bei Therapiebeginn 155 Kilogramm. „Ich hatte zu hohen Blutdruck, war schnell aus der Puste und war in meiner Beweglichkeit stark eingeschränkt. Im Flugzeug musste mir die Stewardess einen zweiten Gurt holen. Mit dem Programm habe ich gelernt, mich zu disziplinieren und hinzuschauen, was ich esse. Ich bin sehr stolz darauf, was ich erreicht habe, und habe meinen Körper wieder lieben gelernt“, so Ludwig. Dem Abnehmprogramm über 52 Wochen schließt sich eine halbjährige Nachsorge an.

Im Durchschnitt nehmen Patienten 20-30 Kilogramm ab. „Mein Ziel ist es, die 100 Kilogramm zu erreichen und noch ganz viel Zeit mit meinen Kindern und Enkeln zu verbringen. Ich bin viel selbstsicherer, was mein Essverhalten angeht und genieße es, jetzt auch mal ein Eis mit meinen Enkeln essen zu können. Ich möchte gerne andere Menschen motivieren. Man kann selber etwas tun, man muss nur diszipliniert sein“, so Ludwig.

Alle Informationen zur Krebspräventionswoche und die Zugangsdaten zur Veranstaltung gibt es unter https://gccc.umg.eu/krebspraeventionswoche-2023.

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