Bad Lauterberg. Gudrun Teyke aus Bad Lauterberg erhält das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Was sie geleistet hat.

Nach der Willy-Brandt-Medaille nun auch das Bundesverdienstkreuz: Landrat Marcel Riethig hat Gudrun Teyke aus Bad Lauterberg am Freitagabend im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, umgangssprachlich Bundesverdienstkreuz, ausgezeichnet. Es handelt sich um die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

Als Teyke davon erfuhr, dass sie den Orden erhält, dachte sie zunächst: „Das habe ich doch gar nicht verdient.“ Aber dann setzte sie sich hin, um zusammenzustellen, was sie in den vergangenen 70 Jahren an ehrenamtlicher Arbeit geleistet hat. Scherzhaft stellte sie fest: „Das reicht sogar für zwei Bundesverdienstkreuze.“

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    Ähnlich sah das Ingo Fiedler, der heutige Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat von Bad Lauterberg. Er war es, der vor drei Jahren den Prozess anstieß, dass Teyke das Bundesverdienstkreuz bekommen sollte. Unterstützung erhielt er vom damaligen Bürgermeister Dr. Thomas Gans (SPD). In zehn Jahren Amtszeit habe dieser eigenen Angaben zufolge nur zwei Stellungnahmen verfasst, um eine solche Ordensanregung zu unterstützen.

    Teyke und Gans haben eine besondere Verbindung. „Ich habe den Thomas nach Bad Lauterberg geholt“, erklärte die Geehrte stolz. Den gebürtigen Bad Lauterberger Gans hatte es nach Abitur und Wehrdienst in Niedersachsen nach Bayern verschlagen, wo er für die Geschäftsführung der bayrischen SPD-Landtagsfraktion arbeitete, als Teyke ihn anrief und vorschlug, er solle für das Amt des Bürgermeisters von Bad Lauterberg kandidieren.

    Zu dem Zeitpunkt war Teyke bereits seit knapp 40 Jahren Mitglied des Bad Lauterberger Stadtrats. Für dieses Engagement wurde ihr bereits im Jahr 2013 die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung der SPD, verliehen. Doch Teyke beschränkte ihren ehrenamtlichen Einsatz nicht auf die Kommunalpolitik.

    Gudrun Teykes ehrenamtlicher Einsatz

    Gudrun Teyke war 49 Jahre lang Ratsfrau der Stadt Bad Lauterberg - davon zehn Jahre als Ratsvorsitzende und sechs Jahre als stellvertretende Bürgermeisterin. Außerdem füllte sie verschiedene Ämter in der SPD.

    20 Jahre lang war sie ehrenamtliche Schiedsfrau - „zerstrittene Menschen zu versöhnen, war mir ein Herzensbedürfnis.“

    40 Jahre lang war sie - mit den bis Juni 2017 vorgeschriebenen Unterbrechungen - Schöffin am Amtsgericht und zehn Jahre Beisitzerin am Verwaltungsgericht Göttingen. Fünf Jahre engagierte sie sich beim Gericht der Bundeswehr für die Anerkennung vom Wehrdienstverweigerern. Außerdem war sie ehrenamtliche Betreuerin der Übersiedler von Kasachstan im Außenlager von Friedland.

    35 Jahre engagierte sie sich als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Stadtarchivs Bad Lauterberg, veröffentlichte Texte und hielt Vorträge über die Geschichte Bad Lauterbergs. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 war sie zudem Leiterin des monatlichen Stammtischs für Heimatgeschichte.

    30 Jahre lang war sie im Vorstand des Kneipp-Vereins Bad Lauterberg, bei der AWO Bad Lauterberg wirkte sie 25 Jahre lang in der Vorstandsarbeit mit.

    Von 1971 bis zur Auflösung war sie Mitglied im „Verein zur Förderung der Jugend“, davon rund 20 Jahre Schatzmeisterin und stellvertretende Vorsitzende.

    Außerdem war sie Mitglied im Gesamtelternrat (sieben Jahre Grundschule Bad Lauterberg, neun Jahre KGS und vier Jahre Kreiselternrat).

    Hinzu kommen langjährige Mitgliedschaften und Engagement in mehreren Vereinen und Projekten.

    Im Einsatz gegen Rechtsextremismus

    Neben all dem ehrenamtlichen Engagement war Teyke voll berufstätig, Ehefrau, Hausfrau und Mutter. „So etwas schafft man nur, wenn man es gerne macht“, betonte Teyke. Ihre Motivation wurde ihr als Tochter eines ehemaligen Bürgermeisters von Bad Lauterberg eigenen Angaben zufolge bereits in die Wiege gelegt. „Mädchen, du musst alles dafür tun, dass so etwas wie die Nazidiktatur nicht nochmal passiert“, hieß es zu Hause - und darum ebnete sie sich selbst den Weg als Kommunalpolitikerin in einer „Männergesellschaft“, wie es Laudator und Urgestein der hiesigen SPD Lothar Leifheit beschrieb.

    „Hinter der Verleihung eines Verdienstkreuzes steht ein Lebenswerk“, betonte Landrat Riethig im Rahmen der Feierstunde. Die Trägerin habe Beispielhaftes geleistet. Darum sei es eine Aufforderung an alle, Gleiches zu tun. Und so ermutigte Teyke: „Wir haben uns in Bad Lauterberg ein kleines Stück heile Welt bewahrt. Wir können unsere Stadt mitgestalten und dafür arbeiten, dass das so bleibt.“

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