Gieboldehausen/Goslar. Gemeinde Gieboldehausen, Unternehmen und benachbarte Verwaltungen machten kürzlich ihrem Ärger über die B27-Baustelle Luft. So rechtfertigt die Behörde ihr Vorgehen.

Gute Nachrichten für Pendlerinnen und Pendler: Die Vollsperrung der B27, die auch im Altkreis Osterode immer wieder für Ärger sorgt, soll nicht mehr lange bestehen bleiben. Das teilte die ständige Behörde jetzt auf Nachfrage mit. „Die Bauarbeiten im Zuge der Ortsdurchfahrt Gieboldehausen laufen zurzeit sehr gut, sodass die Vollsperrung am nächsten Freitag, 29. September, aufgehoben wird“, so Günter Hartkens, Leiter des Goslarer Geschäftsbereiches der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr.

Zuletzt hatten der Gieboldehäuser Samtgemeindebürgermeister Steffen Ahrenhold, betroffene Unternehmen und benachbarte Verwaltungen ihrem Ärger über die Baustellenplanung in einer Konferenz Luft gemacht (wir berichteten). Mit dabei waren auch der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Duderstadt Christian Frölich (CDU) sowie Göttingens Landrat Marcel Riethig gewesen - allerdings kein Vertreter der Verkehrsbehörde, die laut eigener Aussage nicht zu dem Termin eingeladen worden war.

B 27: Kritik an der Baustellenplanung

Kritik am Vorgehen der Behörde hatte es in dem Termin jedoch reichlich gegeben - obwohl, so hatte Ahrenhold zu beginn betont - es nicht Absicht der Veranstaltenden sei „Krawall zu machen“. Vielmehr beklagten die Anwesenden die „schwerwiegenden Belastungen für Betroffene“ der Baustelle, unter anderem Umsatzeinbußen bei örtlichen Unternehmen, die aufgrund der Vollsperrung weniger Kundschaft verzeichneten.

„Es wird stets angestrebt, den Verkehr während einer Baumaßnahme so gut es geht aufrechtzuerhalten“, erklärt dazu Günter Hartkens. „Beide Seiten einer Straße nacheinander zu bearbeiten, die sogenannte halbseitige Bauweise, ist eine Möglichkeit. Dies bedeutet aber in der Regel, dass der Verkehr einer Fahrtrichtung eine Umleitung nutzt und der Verkehr der anderen Fahrtrichtung auf der Straße verbleibt. Ob dies durchführbar ist, hängt aber vor allem von der vorhandenen Breite der Straße ab.“ So müsse genügend Fläche für ein sicheres Arbeiten auf der Baustelle und den Verkehr vorhanden sein. In den meisten Fällen sei es heutzutage jedoch nicht möglich, die Straße oder einzelne Fahrspuren freizuhalten.

Vollsperrung in Gieboldehausen: Zweifel an Notwendigkeit

„Wir versuchen aber unser Möglichstes, die Fußgänger, den Fahrrad- und Fahrzeugverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen“, so Hartkens weiter. „Als Grundlage für die Sperrung von Straßen dienen die Straßenverkehrsordnung und die ,Richtlinie für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen‘ (RSA 21).“ Werde eine Baustelle eingerichtet, seien unter anderem anderem Schutz- und Sicherheitsabstände oder technische Voraussetzungen zu beachten, damit die auf der Baustelle arbeitenden Personen nicht gefährdet würden.

Bei den Bauarbeiten geht es voran.
Bei den Bauarbeiten geht es voran. © FMN | Melina Debbeler

Damit bezieht Hartkens Stellung zu einer Äußerung Ahrendsholds: Er kenne zwar nicht die genauen arbeitsrechtlichen Gegebenheiten, könne sich aber nicht vorstellen, dass Vollsperrungen immer in so großem Ausmaß nötig seien, hatte dieser im Rahmen der Konferenz gesagt, und die Frage geäußert, ob nicht auch nachts gearbeitet werden könne. Durch zu fahrende Umleitungen ginge nicht nur jede Menge Freizeit verloren. Auch seien Fragen des Klimaschutz und der durch die Umleitung entstehende volkswirtschaftliche Schaden zu berücksichtigen.

Kosten für 24-Stunden-Baustelle „selten begründet“

„Ein 24-Stunden-Betrieb kommt nur in sehr wenigen Fällen zum Einsatz, da so sehr viele Arbeitende an einer Baustelle gebunden werden“, erläutert Hartkens zum Vorschlag der nächtlichen Arbeiten. In Verbindung mit dem zunehmenden Mangel an qualifizierten Fachkräften in Baufirmen und in der Bauüberwachung würde dies dazu führen, dass man insgesamt weniger Baustellen umsetzen könne, so der Leiter der Goslarer Geschäftsstelle. Das wäre für den Erhalt der Infrastruktur nicht ausreichend.

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Zudem erfordere ein 24-Stunden-Bau einen hohen Aufwand an zusätzlicher Sicherheitseinrichtung wie Beleuchtung oder Überwachung. „Die Praxis zeigt, dass diese Aufwendungen den Gewinn an Bauzeit reduzieren und teilweise gänzlich aufzehren. Diese Belastung ist bei der Verwendung öffentlicher Mittel selten ausreichend zu begründen“, betont der Experte.

Straßenbaubehörde betont: „Wir nehmen Anliegerfragen ernst“

„Wir sind immer gern gesprächsbereit, da wir als zuständige Behörde für die Instandhaltung der Straßen und damit der Infrastruktur einen wichtigen Auftrag für die Bevölkerung haben“, so Hartkens, der damit Bezug nimmt auf den Wunsch nach besserer Kommunikation, den Konferenzteilnehmende im Rahmen ihrer Kritik an der Straßenbaubehörde geäußert hatten.

Die unterschiedlichen Interessenlagen von Behörden und Betroffenen müssen zusammengebracht werden, hatte so etwa der CDU-Landtagsabgeordnete Fröhlich, gefordert. Er habe im Gespräch mit der Behörde, eine „gewisse Frustration“ herausgehört, wie er im Rahmen der Konferenz erklärte. Hartkens: „Wir erklären sehr gerne die Gründe unseres Vorgehens, geplante Bauverläufe, warum etwas eben nur so geht und nicht anders. Wir nehmen Anliegeranfragen ernst und beantworten diese zeitnah.“

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