Osterode. Nach 13 Jahren haben sich die Wege von Trainer Daniel Völker und der Mannschaft überraschend getrennt. Das sagt der Ex-Coach.

Rund 13 Jahre stand Daniel Völker als Trainer an der Seitenlinie bei den Fußballerinnen des FC Lindau. Der Eisdorfer begleitete das Team vom eigenständigen Start über unterschiedliche Spielgemeinschaften bis hin zur aktuellen SG Wulften/Lindau/Hattorf. Die Frauen stiegen am Ende der vergangenen Saison in die Landesliga auf, als Coach wird Völker aber nicht mehr dabei sein. Im Interview spricht er über die Gründe.

Die Überraschung war schon recht groß, als du beim ersten Pflichtspiel in dieser Saison im Bezirkspokal nicht als Trainer dabei warst. Wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?

Nach dem ersten Testspiel in dieser Saison gab es von der Mannschaft ausgehend ein erstes Gespräch. Ich hatte ohnehin vor, zum Ende der jetzt laufenden Saison kürzerzutreten und habe angeboten, einen neuen Trainer in dieser Phase heranzuführen und zu integrieren. Ich muss selbst gestehen, dass es in den letzten Monaten etwas schwierig war, beruflich und privat bedingt konnte ich nicht jede Einheit dabei sein, vielleicht hat auch nach 13 Jahren etwas der letzte Biss gefehlt. Nach dem nächsten Test gab es dann eine zweite Aussprache, zu meiner Verwunderung saßen da auch die Vorstände mit am Tisch.

Und da kam es zur Trennung?

Nicht direkt. Im Anschluss stand ein lange geplanter Familienurlaub an. Den Montag, als ich wieder zurückkam, habe ich mit Joshua Renner, dem Trainer der zweiten Damen, noch den Trainingsplan für die Woche ausgearbeitet. Dann kam der Anruf vom Vorstand, dass das Team nicht mehr mit mir als Trainer weitermachen möchte. Seitdem hat sich von Vereinsseite aus keiner mehr gemeldet, obwohl zum Beispiel ein Teil der Verbandskommunikation noch über mich lief.

Ich wünsche dem Team wirklich nur das Beste, das ist eine tolle Truppe mit einer großen Gemeinschaft und starken Spielerinnen. Ich würde mich freuen, wenn es mit dem Klassenerhalt in der Landesliga klappt!
Daniel Völker, ehemaliger Trainer der SG Wulften/Lindau/Hattorf

Hast du dir denn selbst etwas vorzuwerfen, was deine Trainertätigkeit betrifft?

Wie gesagt, im vergangenen Jahr kam vieles zusammen. Und klar, nach 13 Jahren schleichen sich auch gewisse Prozesse ein, das ist ganz normal. Ich kann auch verstehen, dass das Team vielleicht einen neuen Impuls brauchte und eine neue Ansprache, gefühlt wiederholt man sich als Trainer ja doch irgendwann.

Du hast damals beim FC Lindau angefangen, wie lief der Start vor 13 Jahren?

Ich bin im Sommer 2010 zum Team gestoßen, der FC hat noch Kreisliga gespielt. Das erste Spiel war aber im Bezirkspokal gegen den Landesligisten aus Northeim, da haben wir knapp mit 2:3 verloren. Danach sind wir aufgestiegen, die Bezirksliga-Saison lief dann aber nicht wirklich gut. Wir sind danach eine Spielgemeinschaft mit dem FFC Renshausen II eingegangen, das bereue ich bis heute, zumal da schon andere Vereine, unter anderem Hattorf, angefragt hatten. Richtig Fahrt aufgenommen hat alles, als wir mit Wulften und Förste eine neue Spielgemeinschaft gegründet haben, das war auch der Startschuss für die jetzige Mannschaft. Förste ist dann aus der SG ausgeschieden, dafür kam später Hattorf hinzu.

Im Endspiel des Frauen-Kreispokals 2019 besiegt die SG Wulften/Lindau  die SG Grone/Sieboldshausen mit 3:2 (0:2).
Im Endspiel des Frauen-Kreispokals 2019 besiegt die SG Wulften/Lindau die SG Grone/Sieboldshausen mit 3:2 (0:2). © HK | Robert Koch

Was waren in deiner Zeit als Trainer denn die Highlights?

Ganz vorne steht da das Kreispokalfinale 2019 noch als SG Wulften/Lindau in Pöhlde gegen Grone/Sieboldshausen. Wir waren leicht favorisiert, aber der Verlauf hat es an dem Tag gemacht. Das Team war unheimlich nervös, zur Pause liegen wir mit 0:2 zurück. In der zweiten Hälfte hat dann alles gepasst und wir gewinnen mit 3:2 - das war der Wahnsinn. Auch das Aufstiegsspiel im vergangenen Sommer gegen Denkershausen war großartig. So viele Zuschauer wie an dem Tag in Seeburg gab es beim Frauenfußball bei uns selten. Und zum Abschluss natürlich der Vizetitel in der Bezirksliga, das war vom Team nach dem schwierigen Saisonstart charakterlich ganz groß. Allein das Spiel in Groß Schneen, bei dem wir aus einem 0:4 in der 70. Minute noch ein 4:4 machen, das sind Spiele, die vergisst man nicht.

Wie geht es bei dir jetzt weiter?

Es war ja eh der Plan, nach der Saison aufzuhören. Ich genieße jetzt die Freizeit, es ist schon eine Last, die einem abgenommen ist. Gerade, da die Arbeitsbelastung sehr zugenommen hat, freue ich mich über die freien Wochenenden.

Möchtest du denn zeitnah wieder als Trainer arbeiten?

Da müsste schon viel zusammenpassen. Momentan kann ich mir das nicht vorstellen, auf jeden Fall nicht mehr in dieser Saison.

Wirst du die Spiele der SG Wu/Li/Ha denn weiter verfolgen?

Die Ergebnisse gucke ich mir natürlich an. Ich wünsche dem Team auch wirklich nur das Beste, das ist eine tolle Truppe mit einer großen Gemeinschaft und starken Spielerinnen. Ich würde mich freuen, wenn es mit dem Klassenerhalt in der Landesliga klappt! Bedanken möchte ich ganz besonders noch einmal bei Stefan Jünemann, mit dem ich damals in Lindau angefangen habe, bei Harry Engelhardt, von dem ich ganz viel gelernt habe, bei meinem langjährigen Co-Trainer Markus Lau, der, obwohl gar nicht mehr hier zu Hause, immer als helfende Hand zur Verfügung stand, und bei Joshua Renner, dem Coach der zweiten Damen, der ein Toptrainer ist und mit dem ich super zusammengearbeitet habe.

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