Osterode. Entgegen aller Erwartungen gewann der MTV Osterode 1973 den Partille Cup in Schweden - ein riesiges Jugend-Handball-Turnier.

Es ist der Sommer 1973 und die Handballmannschaft des MTV Osterode macht sich auf den Weg zum Partille Cup in Schweden. Das international berühmte Turnier ist damals noch kaum im Gespräch. Heute ist es bekannt als eines der größten Nachwuchsturniere für Handball auf der ganzen Welt. Jährlich nehmen um die 1.400 Teams aus etwa 50 Nationen und spielen um die 5.000 Partien. Für die jungen Männer der Junioren-Handballmannschaft des MTV Osterode ist der Cup noch kein Begriff, als Trainer Jürgen Brünig auf die Idee kommt, die frisch gegründete Truppe nach Schweden zu schicken.

Kurzerhand brechen die Harzer Jungs mit Bus und Fähre nach Göteborg auf. Bei einer Mannschaft, die in dieser Aufstellung vorher noch nie zusammen gespielt hatte, erwarten wohl die wenigstens ein herausragendes Ergebnis. Doch schnell stellt sich heraus, dass Trainer Brünig den richtigen Riecher hatte.

1973 hat eine Jugendmannschaft des MTV Osterode überraschenderweise den Partille Cup in Schweden gewonnen. 
1973 hat eine Jugendmannschaft des MTV Osterode überraschenderweise den Partille Cup in Schweden gewonnen.  © FMN | David Krebs

Entgegen aller Ewartungen: MTV Osterode gewinnt den Partille Cup

Die Teilnahme am Turnier ist keine Schnapsidee, der MTV Osterode geht zwischen der ausländischen Konkurrenz nicht unter. Ganz im Gegenteil: Die Osteroder Mannschaft gewinnen 1973 beim Partille Cup den ersten Platz und das zur Überraschung aller - nicht zuletzt des schwedischen Gastgebers. Der Osterode Kreisanzeiger betitelt eine große Panoramaseite mit „Sensationserfolg des MTV Osterode in Schweden“. Von einem großen Bild werden die Leser von den Spielern mit großem Partille Cup-Pokal angegrinst.

Der Erfolg in Schweden war kein reiner Glücksfall. Der erste Platz beim läutete beim MTV eine Glanzzeit für den Herren-Handball ein. Für vier Männer sind die Jahre beim Handball noch heute Fundament für eine jahrzehntelange Freundschaft. Uwe Rentzsch, Wilhelm Spohr sowie Dieter und Willi Sinram sprechen nostalgisch über die Zeit. „Es ist eine Leidenschaft über mehrere Generationen. Ich habe meine Kinder trainiert und sie trainieren jetzt ihre Kinder“, erzählt Dieter Sinram - der gebürtige Eisdorfer war als einziger der Vier nicht im Team während des Handball-Turniers in Schweden.

Die vier ehemaligen Handballer im Gespräch. Wilhelm Spohr (l.) und Willi Sinram (r.).
Die vier ehemaligen Handballer im Gespräch. Wilhelm Spohr (l.) und Willi Sinram (r.). © FMN | David Krebs

Eine „feuchtfröhliche“ Rückreise aus Schweden

„Der Handball hat uns alle das ganze Leben lang begleitet“, pflichtet Willi Sinram seinem Bruder bei. Und genauso wie die Verbindung zum Sport ist auch die Freundschaft untereinander nie verloren gegangen. „Unsere Kinder haben heute noch untereinander guten Kontakt“, erzählt Uwe Rentzsch.

Ausgelassen wurde auf dem Schiff gesungen, und immer mehr Zuschauer schlossen sich den Gesängen der Osteroder an. Der herrliche Pokal wurde insgesamt 30 Mal mit Sekt gefüllt.
Der Osteroder Kreisanzeiger in seinem Bericht über die Rückfahrt der MTV-Mannschaft aus Schweden

Der Ausflug nach Schweden war alles andere als eine Luxus-Sportreise. „Wir hatten auf der Fähre nicht mal eine Kabine, sondern haben einfach auf dem Deck geschlafen“, erinnert sich Rentzsch. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, erinnern sich die Herren aber gern an gemeinsame Pokerabende und eine „feuchtfröhliche“ Rückfahrt mit gewonnenem Pokal. In der großen Geschichte im Kreisanzeiger hieß es damals: „Ausgelassen wurde auf dem Schiff gesungen, und immer mehr Zuschauer schlossen sich den Gesängen der Osteroder an. Der herrliche Pokal wurde insgesamt 30 Mal mit Sekt gefüllt.“

Uwe Rentzsch beim Sprungwurf.
Uwe Rentzsch beim Sprungwurf. © FMN | David Krebs

Ein talentiertes Handball-Team beim MTV Osterode

Auch nach dem gewonnenen Riesenturnier in Schweden ging es für die neu-gegründete Herrenmannschaft durchaus erfolgreich weiter. Nach nur vier Jahren stiegen sie im Jahr 1977 in die Verbandsliga auf - die damals dritthöchste Spielklasse. Die damals neu-gegründete Oberliga haben die Osteroder dann aber knapp verfehlt. Gerade Uwe Rentzsch stach immer wieder heraus. So wurde er in der Saison 77/78 mit 110 Treffern zum Torschützenkönig der Verbandsliga. „Uwe hätte in der Bundesliga spielen können, wenn er gesund geblieben wäre“, ist Dieter Sinram überzeugt. Zu einem Probetraining sei er sogar eingeladen worden. Wilhelm Spohr schaffte es zum Vize-Polizeimeister. „Ihr wart talentiert“, befindet Dieter Sinram.

Dankbar sind die vier vor allem auch ihren ehemaligen Trainer Jürgen Brünig. „Ohne ihn hätte es uns damals als Team gar nicht in der Form gegeben. Es ist ihm immer wieder gelungen, Mannschaften aus der Jugend aufzubauen“, ist Dieter Sinram überzeugt. Brünig habe für den Handball in der Region sehr viel getan.

Die vier ehemaligen Handballer im Gespräch. Dieter Sinram (l.) und Uwe Rentzsch (r.).
Die vier ehemaligen Handballer im Gespräch. Dieter Sinram (l.) und Uwe Rentzsch (r.). © FMN | David Krebs

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