Bad Sachsa. Ob Achat oder Kristall: Die Ravensbergkugeln erinnern an die Zeit vor 400 Millionen Jahren. Neue Sonderausstellung im Naturzeitmuseum lädt zur Zeitreise ein.

Es ist unerträglich heiß. Lava dringt aus einer Spalte an die Erdoberfläche, ergießt sich zähflüssig und bahnt sich den Weg durch das Kuckanstal, sowie zum heutigen Märchengrund. Dort – wo heute Spaziergänger, Hundehalter und Mountainbiker ihre Runden drehen, präsentierte sich vor 290 Millionen Jahren der Ravensberg als ein urzeitlicher Vulkan. Dessen Spuren sind heute zu sehen an bestimmten Stellen – und die „Kinder“ des Vulkans kann man sogar finden: die berühmten „Ravensbergkugeln“. Eine neue Sonderausstellung unter dem Titel „Achat- und Kristallwelten“ widmet sich im Naturzeitmuseum eben den versteinerten Relikten der Zeit des Ravensberg in Bad Sachsa als Vulkan, zeigt Achate und Kristalle aus der Uffestadt, wie auch vom Langenberg bei Walkenried.

Zusammenarbeit zwischen Bad Sachsa und Walkenried

Möglich gemacht hat die Ausstellung das Team vom Förderverein Heimatmuseum in Bad Sachsa unter dem Vorsitzenden Ralph Boehm, unterstützt von zahlreichen Sponsoren und Sammlern, die besondere Exponate für die Ausstellung besteuern. Und passend zum Anlass der Eröffnung der Ausstellung durften alle Teilnehmenden ihre Hände in Torf wühlen, um selbst kleine Vulkankugeln aus der Schüssel zu suchen, allesamt gefunden eben in Bad Sachsa oder Walkenried. Ralph Boehm selbst erklärte, dass er seit 50 Jahren solche Steine am Ravensberg sammelt, „aber nur ganz selten sind wirklich schöne dabei gewesen.“ Kein Vergleich also zu denen, die nun in der neuen Sonderausstellung präsentiert werden. Der Dank gebühre hier den Sammlern Rainer Kersting aus Gudersleben, Frau Schwanert aus Bad Sachsa, Dr. Volkmar Hering aus Hannover sowie dem verstorbenen Kurt Leunig.

Jeder Besucher konnte sich selbst einen Stein suchen.
Jeder Besucher konnte sich selbst einen Stein suchen. © FMN | Thorsten Berthold

Zu sehen sind die besonderen Vulkankugeln aber nicht nur im Naturzeitmuseum. Drei schöne Stücke überreichte Ralph Boehm an Michael Reinboth vom Verein für Heimatgeschichte aus Walkenried als Dauerleihgabe. Diese werden ab sofort dort in der alten Grundschule zu sehen sein.

Freundschaften haben sich entwickelt

Hierin zeigte sich auch bei der Ausstellung eine Besonderheit, die diese erst möglich gemacht hatte: Das gemeinsame ehrenamtliche Arbeiten in und für die Region, da die Ausstellung Bad Sachsa und Walkenried betreffe. „Die Steine stammen aus einer Zeit, in er sich in Bad Sachsa und Walkenried niemand Gedanken über Grenzen oder gar Fusionen gemacht hat.“ Insofern überreichte man diese gern, auch aufgrund der guten Kooperation in den vergangenen Jahren. Über die Zeitschrift „Unser Harz“ und einen Artikel mit dem Titel „Achate aus dem Harz“ aus dem Jahr 2021 habe sich dann die Kooperation mit Dr. Volkmar Hering ergeben, aus der – so Boehm – sich mittlerweile wie auch mit den anderen Sammlern eine Freundschaft entwickelt habe.

In neuen Schränken werden die Steine präsentiert.
In neuen Schränken werden die Steine präsentiert. © FMN | Thorsten Berthold

Ralph Boehm betonte aber auch, dass ohne finanzielle Unterstützung eine solche Ausstellung nicht möglich sei. Insbesondere Dr. Günther Koebrich, Heinz-Michael Messner, Dr. Volkmar Hering sowie die Stiftung der Sparkasse Bad Sachsa sowie die Stadtwerke hätten das Projekt überhaupt erst möglich gemacht.

Bürgermeister bekennt sich zum Erhalt des Museums

Für Bürgermeister Daniel Quade sowie Karen Ruppelt, Leiterin der Tourist-Information und Hausherrin, hatte der Fördervereinsvorsitzende noch ein besonderes Geschenk in Form einer Ausstellungsdokumentation übergeben. Quade freute sich sichtlich über dies, wie auch für die Ausstellung an sich. „Sie ist einzigartig, wie auch die Ravensbergkugeln selbst. Sie nimmt uns mit auf eine Zeitreise in eine andere Welt.“

Aber auch für das Heimatmuseum selbst gab es gute Nachrichten. Bürgermeister Daniel Quade bestätigte auf Nachfrage von Boehm noch einmal seine Aussage, dass das Heimatmuseum weiter bestehen wird – wo auch immer in Bad Sachsa. Hintergrund ist, dass das Gebäude, in dem das Museum und die Stadtbibliothek untergebracht sind, verkauft wurden.

Das Naturzeitmuseum Bad Sachsa

Das Naturzeitmuseum in Bad Sachsa lädt ein auf eine Reise durch die Zeit. Hier lernen Interessierte mehr über die verschiedenen geologischen Zeitalter, die die Landschaft des Südharz rund um Bad Sachsa geprägt haben und wie die heutige traumhafte Naturlandschaft entstand.

Neben den bisherigen Ausstellungsinhalten, die Interessantes über die Funktionsweise eines Vulkans und den Vulkanismus des Ravensberges und des Langenberges (Ausstellung Feuerwelten sowie jetzt Achat- und Kristallwelten), die Zeit des Zechsteinmeeres und ihrer Fossilien (Ausstellung Meereswelten) sowie die Entstehung der heutigen Landschaftsformen durch Eiszeit und Gipskarst (Ausstellung Geowelten) erzählen, wird nun besonders der Ausstellungsteil zu den Wüstenwelten lebendig.

Im Naturzeitmuseum befindet sich neben den Ausstellungen auch eine Informationsstelle des Nationalparks Harz und des Geoparks Harz.

Das Naturzeitmuseum Bad Sachsa, Am Kurpark 6, hat dieselben Öffnungszeiten wie die Tourist-Information Bad Sachsa (Montag – Freitag 9 bis 17 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr, Sonntag geschlossen, da es sich im selben Gebäude befindet. Zusätzlich ist das Naturzeitmuseum jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.