Badenhausen. Aufgrund der Sperrung der K431 zwischen Teichhütte und Liesenbrücke nehmen viele Verkehrsteilnehmer lieber die Abkürzung, anstatt der offiziellen Umleitung zu folgen - Tempo 30 wird nur selten eingehalten

Ist eine Straße gesperrt, kommt es ganz oft an anderer Stelle zu Komplikationen. Wie momentan in Badenhausen in der Straße Unterdorf. Seit einigen Wochen ist die K431 ab Teichhütte in Richtung Liesenbrücke und Eisdorf komplett gesperrt, weil die Brücke über dem Schlungwasser durch den Landkreis Göttingen abgerissen und neu gebaut werden muss. Die Sperrung soll bis November andauern.

Verkehrsteilnehmer nehmen Abkürzung statt offizieller Umleitung

Inzwischen häufen sich die Beschwerden von Anwohnern in Badenhausen, da Ortskundige und Verkehrsteilnehmer mit Navigationssystem oft wohl nicht die offizielle Umleitung durch den Ort über die Thüringer Straße in Richtung Eisdorf, sondern die Abkürzung über die kleine Dorfstraße Unterdorf nehmen.

Jetzt hat sich Mario Baretti an unsere Redaktion gewandt und die Probleme geschildert. Baretti wohnt zwar in Förste, hat aber früher in Badenhausen gelebt und dort noch zahlreiche Freundes- und Familienkontakte. „Das Unterdorf wird gerade ,überfahren‘“, sagt Baretti in einem Telefonat. Das Verkehrsaufkommen vor allem im Bereich der Straße Unterdorf bis hin zum Raiffeisenmarkt habe - besonders zu bestimmten Hauptverkehrszeiten - deutlich zugenommen. Die Straße sei teilweise eine enge Dorfstraße, auf der ohnehin schon zwei entgegenkommende Fahrzeuge langsam und vorsichtig fahren müssten. Dort gelte sowieso Tempo 30.

Langsam und vorsichtig? Das würden momentan die meisten der Verkehrsteilnehmer nicht beherzigen, teilweise habe man sogar 40-Tonnen-Sattelzüge oder Linienbusse in dieser engen Straße beobachtet. Die Straße habe teilweise scharfe uneinsichtige Kurven, Menschen gehen dort zu Fuß und zudem befindet direkt in einer Kurve der Weg zum Kinderspielplatz in der Lehmkuhle.

Anwohner haben zu ihrer eigenen Sicherheit Pylonen und auch ein Warndreieck aufgestellt, das Warndreieck wurde schon mehrfach kaputt gefahren.
Anwohner haben zu ihrer eigenen Sicherheit Pylonen und auch ein Warndreieck aufgestellt, das Warndreieck wurde schon mehrfach kaputt gefahren. © HK | Herma Niemann

Muss man hier erst darauf warten, dass ein schlimmer Unfall passiert bevor etwas getan wird?“
Mario Baretti, ehemaliger Bewohner des Unterdorfs, über das hohe Verkehrsaufkommen.

Pylonen und Warndreieck zum Schutz aufgestellt

Ein Anwohner des Unterdorfs, der schon wieder mehr in Richtung der Thüringer Straße wohnt, habe schon zusammen mit den Nachbarn aus einem Mehrfamilienhaus Pylonen aufgestellt, damit die Autos langsamer fahren und den entgegenkommen Verkehr durchlassen müssen. Vor dem Mehrfamilienhaus befindet sich eine hohe Hecke direkt an der Straße, sodass die Bewohner, darunter auch Kinder, beim Verlassen des Grundstückes quasi direkt an der nun viel befahrenen Straße stehen. Ein Anlieger musste inzwischen wohl schon das fünfte Warndreieck ersetzen und wieder aufstellen, weil die Verkehrsteilnehmer dieses permanent kaputt fahren würden.

„Muss man hier erst darauf warten, dass ein schlimmer Unfall passiert bevor etwas getan wird?“, fragt Baretti. Zudem sei Baretti ebenfalls aus der Baubranche und hinterfragte in dem Telefonat, warum die Sanierung der Brücke bis November dauere. „Eine gute Baufirma hat das in vier Wochen erledigt“. Zudem sei teilweise in der jüngsten Zeit, gar keine Bautätigkeit zu sehen gewesen, nur stillstehende Baumaschinen.

Auch Malermeister Felix Römermann, dessen Firma und Haus sich im Unterdorf befindet, bestätigte katastrophale Zustände auf der Straße. Er und seine Mitarbeiter hätten teilweise enorme Schwierigkeiten, überhaupt mit dem Firmenfahrzeug vom Hof zu kommen. Der Verkehr habe deutlich zugenommen, wie auch die Geschwindigkeiten. Tempo 30 würden nur die wenigsten einhalten. Teilweise habe Römermann auch rücksichtsloses Verhalten einiger Autofahrer beobachtet, die anscheinend ihr Recht auf Vorfahrt gepachtet hätten. Seinen Eltern, die auch nicht mehr die Jüngsten seien, habe er sogar ausdrücklich verboten, zu Fuß und mit Rollator über das Unterdorf zum Einkaufsmarkt zu gehen. Sie sollen lieber einen Umweg oben herum gehen, dafür aber sicher, so Römermann.

Straße bald komplett kaputt?

Außerdem sagt der Malermeister noch, dass aufgrund der Bauarbeiten der Deutschen Glasfaser die Straße ja auch noch nicht wieder komplett hergestellt sei. Inzwischen habe sich wegen des Verkehrs ein großes Schlagloch gebildet. Bei Regen „klatsche“ dann immer der Dreck an die Hauswand der Nachbarin gegenüber. Und wenn die Verkehrsteilnehmer noch bis zum Ende der Umleitung im November das Unterdorf benutzen? „Dann ist die Straße komplett kaputt, und wir Anwohner dürfen dann wahrscheinlich auch noch die Sanierung mit Anliegerbeiträgen bezahlen“, ärgert Römermann sich.

Die Gemeinde von Bad Grund teilt durch den Fachbereichsleiter Bau- und Ordnungsverwaltung, Fred Langer, auf unsere Nachfrage mit, dass aufgrund eigener Beobachtungen, im Unterdorf auch schon der Linienbus durchgefahren sei. Das liege aber sehr wahrscheinlich nur an den einzelnen Fahrern, so Langner. Der Landkreis als dafür zuständige Behörde sei davon in Kenntnis gesetzt worden, und dieser sei auch gleich gegenüber dem Busträger aktiv geworden. „Ansonsten handelt es sich um eine Maßnahme des Landkreises. Es obliegt deshalb auch ausschließlich dem Landkreis als Baumaßnahmenträger, sich damit ,verantwortlich‘ auseinanderzusetzen“, so Langner, „Wir als Gemeinde haben keine Befugnisse, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, das gilt sowohl für Verkehrslenkung und Beschilderung als auch für Verkehrs- und Tempoüberwachung. Wir können nur und weiterhin Hinweise an den Landkreis geben“.

Tonnagebeschränkung für Lkw hat auch Folgen für Anwohner

Auf Nachfrage beim Landkreis Göttingen sagt Nina Winter, Leitung Stabsstelle Strategische Steuerung und Kommunikation, zu der Verkehrsbelastung im Unterdorf, dass die offizielle Umleitung aktuell über die Kreisstraßen K404 und K421 ausgeschildert seien. „Es ist leider nicht zu verhindern, dass sich die motorisierten Verkehre, insbesondere Pkw und Lkw, eine Abkürzung durch das Unterdorf suchen“, bedauert Winter. Eine Abwägung in solchen Fällen sei immer schwer. Würde man also eine Tonnagebeschränkung für Lkw auf 3,5 Tonnen anordnen, könnte demnach jedoch auch die Anwohnerschaft keine größeren Anlieferungen, wie zum Beispiel Heizöl oder ähnliches, mehr bekommen. Zudem befinde sich dort auch der Raiffeisen-Markt, der dann ebenfalls nicht mehr beliefert werden könne, so Winter. Ein Verbot für Lkw mit Zusatzschild „Anlieger frei“ mache daher auch keinen Sinn, da dann auch wiederum jeder durchfahren könnte.

Außerdem sagt Winter noch, dass das Halteverbot in der Thüringer Straße eingerichtet wurde, um den Verkehrsfluss an der Hauptstraße (offizielle Umleitungsstrecke) und die Pünktlichkeit des Öffentlichen Personennahverkehrs inklusive der Schülerbeförderung zu gewährleisten. „Die Kontrolle der Einhaltung aller eingeleiteten Maßnahmen obliegt der Polizei“, so die Sprecherin. Zu der langen Bauzeit und der dazugehörigen Sperrung, erklärt Winter noch, dass es sich bei der Baumaßnahme der Brücke am Schlungwasser nicht nur um eine Sanierung der Brücke, sondern um einen Komplettabriss mit Ersatzneubau handele. Das beabsichtigte Bauzeitfenster liege im üblichen Bereich derartiger Maßnahmen.