Osterode. Das 14. Internationale Sparkassenmeeting in Osterode hat die hohen Erwartungen mehr als erfüllt. Für den Höhepunkt sorgt ein Hochspringer.

Es war ein heißer Tag im Jahnstadion Osterode, sowohl für die Sportler als auch für die rund 500 zahlenden Zuschauer sowie 103 Kampfrichter und Helfer im Ehrenamt. Doch das Schwitzen sollte sich für alle Beteiligten mehr als lohnen, denn auch das 14. Internationale Sparkassenmeeting hielt, was im Vorfeld an Erwartungen geweckt wurde.

Für das absolute Highlight sorgte in der Kurve am Ührder Berg Falk Wendrich (LAZ Soest). Der Universiade-Sieger von 2017 setzte sich mit 2,25 Metern im Hochsprung an die zweite Stelle der deutschen Jahresbestenliste. Erst dreimal sprang er in seiner Karriere höher, zuletzt glückten ihm die 2,25 Meter in der Hallensaison 2021. Im letzten Jahr verpasste er wegen eines Achillessehnenanrisses die komplette Freiluftsaison. In Osterode, angefeuert vom Publikum, blieb er bis 2,20 m fehlerfrei. Den Stadionrekord von Jonas Wagner übertraf er mit 2,22 m im zweiten Versuch, ebenfalls 2,25 m. Auch bei der WM-Norm von 2,27 m war er nicht chancenlos. Überglücklich feierte er sein Comeback.

Bei der Güte der alten Rekorde und den hohen Leistungsanforderungen ist das herausragend.
Rainer Behrens, Meeting-Organisator, über die aufgestellten Stadionrekorde und Normerfüllungen

Die Erfolgsbilanz für die Veranstalter MTV Osterode und LG Osterode konnte kaum besser sein. Chef-Organisator Rainer Behrens hatte im Vorfeld fünf Stadionrekorde als Tipp vorhergesagt, die wurden es tatsächlich. Zusätzlich wurde ein weiterer Rekord eingestellt. Dazu kamen drei Normerfüllungen für die U23-Europameisterschaften in Espoo (Finnland) und sechs Normerfüllungen für die U20-EM in Jerusalem (Israel). „Bei der Güte der alten Rekorde und den hohen Leistungsanforderungen ist das herausragend“, freute sich Behrens. Platz drei hinter Vorjahressieger Keyvan Ghanbarzadeh (Dresdener SC) ging an U20-Athlet Julien Pohl (SC Potsdam), der mit 2,14 Metern die U20-EM-Norm für Jerusalem ( 7. bis 10. August) knackte und seine Bestmarke aus der Hallensaison noch einmal um vier Zentimeter verbesserte.

Erster Stadionrekord durch Lisa Nippgen

Den ersten Stadionrekord verbesserte bereits am frühen Nachmittag Lisa Nippgen (MTG Mannheim) über 200 m, als sie in 23,32 Sekunden einen Hauch schneller als 2014 Rebekka Haase sprintete. Schon im 100 m-Finale blieb sie in 11,36 Sekunden nur eine Hundertstel über dem alten Meetingrekord – eine Top-Zeit.

Über 400 m Hürden war es Julius Ringel (SC Potsdam), der in starken 51,64 Sekunden trotz des böigen Windes die alte Bestzeit aus dem Jahr 1990 um mehr als eine Sekunde pulverisierte. Eine besondere Geste behielt er sich bei der Siegerehrung vor. Im Jahr des 40-jährigen Jubiläums der LG Osterode verzichtete er auf seine Rekordprämie zu Gunsten des Leichtathletiknachwuchses im Verein!

Punktlandung von Lea-Jasmin Riecke

Mit 6,57 m sprang 2020 Merle Homeier (LG Göttingen) zum Stadionrekord. Mit einer Punktlandung gelang dies nun auch Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher Sportclub). Die frühere U20-Weltmeisterin stellte nach der gleichen Weite in Garbsen und ihrer neuen Bestleistung von 6,60 Metern Ende Mai in Weinheim ihre Konstanz unter Beweis. Mit 6,40 Metern und neuer Saisonbestmarke konnte auch Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) zufrieden sein.

Eine weitere neue Bestmarke gelang Jetske van Kampen aus den Niederlanden über 1500 m. Mit ihrer Zeit von 4:15,90 Minuten verbesserte sie den alten Rekord aus dem Jahr 2016. Nur knapp geschlagen, aber mit neuer persönlicher Bestzeit, trumpfte Alina Amman (TuS Esingen) in 4:17,15 Minuten auf. In diesem Lauf hagelte es förmlich neue persönliche Bestzeiten, obwohl die Bedingungen schwierig waren.

Top-Talent sorgt für Furore

Während Falk Wendrich zum Meetingrekord sprang, gelang einem Top-Talent über die Hindernisse ein Husarenstück. Die noch 17-jährige Adia Budde (TSV Altenholz) sorgte für Furore. Die Nachwuchsläuferin setzte sich sofort vom Starterfeld über 3000 m Hindernis ab und lief quasi im Alleingang bei brütender Hitze erstmals unter zehn Minuten. Mit ihrem Stadionrekord von 9:59,96 Minuten reiht sich die U18-Vize-Europameisterin momentan auf Platz zwei der europäischen Bestenliste ihrer Altersklasse ein. Lohn war auch die Normerfüllung für die U20-EM, die auch noch Julia Rath (LAC Quelle Fürth) in 10:22,61 Minuten abhaken konnte.

Eine europäische Jahresbestleistung gelang mit 20,01 m U20-Nachwuchskugelstoßer Lukas Schober (SG Freital). Auf der von den Kugelstoßern geliebten Anlage am Ührder Berg war es nicht nur für ihn die Fahrkarte zur U20-EM, denn auch Lasse Schulz (TV Pleningen) übertraf mit der 6 kg schweren Kugel den Normwert von 18,50 m deutlich. Er kam mit 19,09 m auf den zweiten Platz. Gleiches gelang Nina Ndubuisi (SG Schorndorf) mit 16,33 m im Kugelstoßen der weiblichen U20. Bei den Männern gelang dies mit der 7,26 kg-Kugel Tizian Lauria (VfL Sindelfingen), der als Sieger 19,21 m stieß und damit den Normwert für die U23-EM von 18,60 m übertraf. Mit neuer persönlicher Bestleistung von 13,73 m freute sich auch im Dreisprung Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen) über diese EM-Normerfüllung mit einem Jubelsturm. Als Zweitplatzierte über 800 m hinter der Frauen-Siegerin Sophia Volkmer (TV Wetzlar, 2:05,94 Minuten) unterbot in 2:06,89 Minuten Hannah Odendahl (LAV Bayer Uerdingen) die U20-EM-Norm.

Siege für Imke Onnen und Julia Ritter

Die Bilanz hätte sogar noch besser ausfallen können. Die Siegerin im Hochsprung der Frauen, Imke Onnen (Hannover 96), verspürte bei ihrer Siegeshöhe von 1,82 m einen leichten Schmerz und verzichtete auf die Fortsetzung des Wettkampfes. Eine Vorsichtsmaßnahme, steht doch in nur drei Wochen die Deutsche Meisterschaft in Kassel an. Julia Ritter (TV Wattenscheid) übertraf mit 18,01 m auf ihrer Lieblingsanlage als einzige Kugelstoßerin die begehrte 18 m-Marke. Mit neuer Jahresbestweite von 57,18 m gewann Dana Bergrath (TSV Bayer Leverkusen) den Speerwurf bei den Frauen, während sich mit 75,09 m Maurice Voigt (LG Ohra Energie) den Sieg bei den Männern holte.

Aus heimischer Sicht und überhaupt sollte der 800 m-Lauf bei den Männern ein Glanzlicht werden. Der Zweite der Deutschen Rangliste, Louis Oberbeck von der LG Göttingen, war heiß auf seine erste Zeit unter 1:46 Minuten. Die Pace war für die ersten 400 Meter bei 51 Sekunden vereinbart. Der Tempomacher verfehlte aber dies mit 53,5 Sekunden deutlich, so dass die Siegerzeit von Dennis Biederbick (Eintracht Frankfurt) von 1:47,30 Minuten zwar stark war, er damit aber den Stadionrekord knapp verpasste. Oberbeck mühte sich redlich auf der zweiten Stadionrunde um das Tempo und kam in 1:47,47 Minuten als Zweiter ins Ziel.

Milian Zirbus überzeugt in seinem Wohnzimmer

U20-EM-Normerfüller Milian Zirbus von der heimischen LG Osterode verkaufte sich bei den Männern gut, jeweils als Viertplatzierter sprintete er starke 10,74 Sekunden über 100 m und 21,97 Sekunden über 200 m. Doppelsieger wurde hier James Adebola (SCC Berlin) in 10,49 Sekunden und 21,20 Sekunden. Ebenfalls gut verkaufte sich über 400 m Hürden die aus dem Alten Amt stammende und für den SC Magdeburg startende Lara-Noelle Steinbrecher. Ebenfalls auf dem vierten Platz laufend erreichte sie eine Zeit von 59,49 Sekunden, hier gewann die Schweizerin Oksana Aeschbacher in 58,78 Sekunden das Rennen.

Meeting-Chef Behrens hatte derweil schon zu Beginn des Tages einige Sorgenfalten. Im Rahmen der World Challenge Tour hatten sich auch diverse ausländische Teilnehmer angemeldet. Allein acht Teilnehmer aus Nigeria und dem Benin fehlten ohne Erklärung, dazu kamen noch kurzfristige Absagen. „Hintergrund sind wahrscheinlich noch höherwertige Meetings innerhalb dieser Serie, bei denen dieser Personenkreis noch kurzfristig ins Starterfeld aufgenommen wurde. Sie haben möglicherweise im Vorfeld schon mehrfach gemeldet und sich dann ein Meeting rausgepickt“, ärgerte sich Behrens. „Traurig, aber nicht abzuwenden, wenn es um Prämien und Rankingpunkte geht.“

Etwas schade war, dass diesmal nur sieben Grundschulen beim Staffellauf dabei waren. Im Jahr 2019, vor der Coronapandemie, waren es noch zwölf Schulen. „Und dabei haben die Kinder hier eine tolle Plattform, um sich vor vielen Zuschauern zu präsentieren“, rätselte Behrens. Die tolle Stimmung im Stadion konnte das aber nicht trüben. „Es bleibt der Dank an alle Sponsoren, an Ehrengast Christina Schwanitz für ihr Kommen, den Meeting-Sprechern Andreas Möckel und Rico Schwarz für ihre tolle Begleitung und last but not least an die im Ehrenamt tätigen Helferinnen und Helfer“, zog Behrens nach einem langen Tag vor allen Beteiligten den Hut.