Braunschweig. Katrin Quint steht mit ihrer Lebkuchenwerkstatt am Burgmühlengraben und verkauft handbeschriftete Lebkuchenherzen.

Wenn in den Regalen der Supermärkte die ersten Lebkuchen auftauchen, weiß jeder Braunschweiger unmissverständlich: Weihnachten kann nun nicht mehr weit sein! Dabei hatten die runden, aromatisch gewürzten Teiglinge ursprünglich mit Weihnachten gar nichts zu tun, wie man im Internet nachlesen kann. Die Verbindung mit dem Feiertag kam danach erst durch einen Notstand zustande. Weil während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) die Zutaten knapp wurden, reichten die Menschen ihre Lebkuchen nur noch bei besonderen Anlässen. Der wichtigste: Weihnachten.

In fränkischen Klöstern gab es Lebkuchen einst als Nachtisch

Der Lebkuchen in der heutigen Form soll übrigens ursprünglich in Belgien erfunden worden sein, die Aachener wandelten ihn leicht (Aachener Printen), sein Siegeszug setzte sich bis Nürnberg fort. Die Nonnen in den fränkischen Klöstern stellten das Gebäck als Nachtisch her. Lebkuchen war wegen seiner langen Haltbarkeit beliebt, denn er konnte gelagert werden und wurde in schlechten Zeiten von den Mönchen verteilt. Die lange Haltbarkeit basiert darauf, dass Lebkuchen viel Zucker und Honig enthalten, dafür aber kaum Wasser, Milch und Fett.

Auch in der Lebkuchenwerkstatt von Katrin Quint (56) kommen nur traditionelle Zutaten in die Rührschüssel. Als da wären: Weizenmehl, Typ 550 (hier wird das Korn nicht ganz so stark bearbeitet, was zur Folge hat, dass das Mehl einen höheren Mineralstoffgehalt hat), Honig, Zuckerrübensirup, Walnüsse und Mandeln aus eigener Ernte sowie Obst, ebenfalls selbst vom Baum geholt. Lebkuchen, verrät die 56-jährige, habe es ihr schon immer angetan, denn sie sei von Haus aus keine „Süße“: „Ich mag keinen Kuchen und keinen Süßkram. Nur Lebkuchen, den ich mag.“

Nun hat sie ihre eigene Lebkuchenwerkstatt, am Burgmühlengraben ist sie zu finden, gegenüber vom Deutschen Haus. Lebkuchenherzen mit ganz individuellen Beschriftungen gibt’s hier, zum Verschenken. Ihre Kunden entscheiden, was aufs Herz kommt. Aber nur Herzen, das war Katrin Quint denn doch zu wenig. Sie habe überlegt, was man noch mit Lebkuchen machen kann? Ergebnis: Lebkuchenaufstrich im Glas, wahlweise mit Bratapfel-Aroma, Brombeer-, Kirsch-, Zwetschen- oder Holundergeschmack.

Der Glühwein stammt von der Mosel

Und natürlich Glühwein gibt’s bei Katrin Quint, hergestellt habe ihn für sie ein Winzer an der Mosel, verrät die Standbetreiberin, die über die „Roßhütte“ von Stefan Franz auf den Weihnachtsmarkt kam. Drei Jahre habe sie dort gearbeitet – und jenes Feuer gefangen, das Schausteller haben müssen, um sich mehr als einen Monat lang Tag für Tag in ihren Stand zu stellen. Franz sei es auch gewesen, der ihr Tipp gab, sich mit den Lebkuchenherzen selbstständig zu machen. Gesagt, getan. Wozu ist man gelernte Innenarchitektin? Den Stand, sagt die 56-Jährige, habe sie selbst gestaltet, das Holz stamme aus einem Sägewerk in der Nähe von Königslutter.