Salzgitter. Zwei von ihnen ketten sich an Gleise der Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter. Die SZ AG will rechtliche Schritte ergreifen.

. Umweltaktivisten haben am späten Freitagnachmittag Gleise der Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter (VPS) in Thiede blockiert. Sie verhinderten so den Steinkohletransport per Güterzug zur Stahlproduktion bei der Salzgitter AG bis in die späten Abendstunden hinein.

Wie Polizeipressesprecher Frank Oppermann sagte, hätten sich zwei Personen an den Gleisen festgekettet. Unterstützt wurden sie von vier weiteren Demonstranten, die Plakate hielten und Musik machten, so Oppermann. Die Polizei plante deeskalierende Maßnahmen und forderte die Aktivisten auf, die Bahngleise freiwillig zu räumen. Doch auch nach mehrfacher Aufforderung, schreibt die Polizei in einer Mitteilung, verließen die im Gleisbett angeketteten Personen die Gleisanlagen nicht. „Sie wurden“, heißt es in der Mitteilung weiter, „daraufhin durch eine technische Einheit der Polizei aus den Gleisanlagen gelöst, so dass sich gegen 0.20 Uhr keine Personen mehr im Gleisbett befanden.“ Es seien verschiedene Strafverfahren eingeleitet, die Ermittlungen dauerten derweil an. Zur Höhe des entstandenen Schadens könnten noch keine Angaben gemacht werden.

Olaf Reinecke, Sprecher der Salzgitter AG, verurteil die Aktion in einer schriftlichen Stellungnahme. „Die Salzgitter AG lehnt jede Form von erpresserischer oder gewalttätiger Auseinandersetzung ab und wird rechtliche Schritte ergreifen“, so Reinecke. Eine illegale Behinderung der Produktion wie die am Freitag schädige das Weltklima, „weil wir auf Basis der höchsten Umwelt- und Energieeffizienzstandards produzieren. Hierfür ist die Salzgitter AG mehrfach von der Deutsche Energie-Agentur ausgezeichnet worden. Von uns nicht erzeugte Stahlmengen werden aus Ländern importiert, in denen diese Standards nicht gelten“, so Reinecke. Dank der schnellen und koordinierten Zusammenarbeit von Polizei, Sicherheitsdienst Salzgitter AG und der VPS laufe der Zugverkehr seit Samstag um 2.30 Uhr wieder uneingeschränkt.

Die Gleise der VPS sind nicht öffentlich, sondern dienen dem Werksverkehr der Salzgitter AG. Insofern gab es keine Behinderungen für den Personen- und Güterverkehr der Deutschen Bahn. Die Stelle, an der sich die beiden Personen anketteten, ist abgelegen. Zuschauer gab es laut Polizei nicht.

Auf Twitter und in Pressemitteilungen bekannte sich die Gruppe „deCOALonize Salzgitter – Kolonialen Kapitalismus Zermöllern!“ zu der Aktion. Europaweit sollten bis Sonntag an weiteren Orten Aktionen stattfinden. Die Gruppe schreibt: „Wir blockieren im Rahmen von deCOALonize Europe den Transport von Steinkohle und Eisenerzen zur Flachstahlproduktion Salzgitter und protestieren mit dieser Aktion gegen koloniale Kontinuitäten im kapitalistischen Welthandel.“ Die Pläne der Firma, bis 2050 auf erneuerbare Energien und Wasserstoff als Ersatz für die Kokskohle in den Hochöfen umzusteigen, seien nicht ausreichend.

Das sieht die Salzgitter AG ganz anders. „Wir machen der Politik und Gesellschaft im Rahmen unseres SALCOS-Projektes das Angebot, bei Vorliegen entsprechender Rahmenbedingungen bereits 2025 unseren CO2 Ausstoß um 25 Prozent und bis 2050 um bis zu 95 Prozent zu reduzieren“, so Sprecher Reinecke.

Mehr auf Twitter: #deCOALonizeEurope, @deCOALonize_eu