Berlin. Zugleich fordert VW Hilfe des Bundes beim Ausbau der E-Mobilität. Dazu gehöre auch der Abbau bürokratischer Hürden.

VW erhöht den Druck, um den Durchbruch der Elektro-Mobilität zu erzwingen. Der Autobauer kündigte am Donnerstag in Berlin an, 36.000 Ladepunkte in Europa bis 2025 zu errichten. Darunter sind 4000 Ladepunkte für Mitarbeiter des Konzerns. VW investiert nach eigenen Angaben 250 Millionen Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zugleich forderte der Konzern staatliche Unterstützung, um die E-Mobilität zu fördern.

Dabei gehe es nicht nur um Geld, wie VW-Lobbyist Stefan Schmerbeck vor Journalisten ausführte. Zugleich müsse etwa das Miet- und Wohneigentumsrecht geändert werden, um die Installationen von Ladestationen zu ermöglichen. Er forderte ferner den Abbau bürokratischer Hürden. Ein zentraler Kritikpunkt Schmerbecks: In der Bundesregierung und in der öffentlichen Verwaltung gebe es zu viele Stellen, die sich mit dem Thema befassten. „Wir brauchen eine Koordination auf Bundesebene“, forderte er.

Wie Schmerbeck sagte, würden bis 2020 zusätzlich zu den aktuell etwa 20.000 Ladepunkten in Deutschland weitere 100.000 benötigt. „Die Ladeinfrastruktur reicht nicht aus.“ Im nächsten Jahr will VW sein erstes rein elektrisches Modell, den ID. 3, auf den Markt bringen. Nach VW-Einschätzung ist die lückenhafte Ausstattung mit Ladestationen eines der größten Risiken beim Ausrollen der E-Mobilität. Thomas Ulbrich, Vorstand für E-Mobilität bei der Marke VW, sagte, dass es bei den Kunden eine „Ladeangst“ gebe, also die Sorge, mit dem E-Auto wegen fehlender Infrastruktur liegen zu bleiben.

Die 36.000 Ladepunkte sollen an den VW-Konzern-Standorten in Deutschland sowie bei den Händlern errichtet werden und in vielen Fällen öffentlich zugänglich sein. Ladepunkte sind nicht gleichzusetzen mit Ladestationen, so verfügen die Stationen meist über mehrere Ladepunkte.

Ladepunkte als Signal der Verlässlichkeit

Die Vorstellung ist wenig charmant: Stell dir vor, du fährst ein Elektro-Auto, findest aber keine Ladestation. Diese Sorge haben offenbar viele Autofahrer. Daher ist nach VW-Einschätzung der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine der drängendsten aktuellen Aufgaben, damit sich die E-Mobilität tatsächlich durchsetzt.

Um die strengen CO2-Vorgaben in Europa und vor allem auf seinem wichtigsten Markt China zu erfüllen, setzt der VW-Konzern auf die Elektrifizierung. Im Volumensegment ist die Konzern-Kernmarke VW der Schrittmacher. Eine ganz neue Fahrzeug-Familie soll entstehen, mit Kompakt-, und Oberklasse-Modellen, SUV und einem Kleinbus. Im nächsten Jahr kommt als erstes Modell der ID. 3 auf den Markt, bereits Ende des Jahres soll dessen Produktion in Zwickau anlaufen.

Der Konzern fordert zwar staatliche Unterstützung bei Aufbau der Ladeinfrastruktur, treibt das Thema aber selbst voran. 250 Millionen Euro will VW in den Ausbau investieren, 36.000 Ladepunkte bis 2025 in Europa errichten. Zur Erklärung: Ladepunkte befinden sich an Ladesäulen. Beim Anbieter Ionity etwa, der von den deutschen Autobauern, einschließlich VW, betrieben wird und europaweitweit 400 Schnellladestationen an Fernstraßen aufbauen soll, sitzen je vier Ladepunkte an einer Ladesäule.

VW baut seine Ladepunkte an und in den Werken sowie bei den Händlern auf. Die Verteilung der Ladepunkte an die Standorte orientiert sich nach Angaben von Martin Roemheld, Leiter der E-Mobilitäts-Dienstleistungen bei VW, an der jeweiligen Dichte der Dienstwagen und an der Zahl der Mitarbeiter-Parkplätze.

E-Autos werden aber nur dann sauber fahren, wenn der Strom, mit dem sie geladen werden, aus erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser und Sonne kommt. Damit die Kunden sich mit einem guten Gewissen in ihr E-Auto setzen können, bietet VW über ein eigenes Tochterunternehmen sauberen Strom an. Zudem können private und gewerbliche Kunden über VW Ladestationen kaufen und sie installieren lassen. Eine weitere Dienstleistung ist eine Ladekarte, mit der die VW-Kunden europaweit ihr Auto bargeldlos laden können. Die Rechnung kommt wie beim Telefon am Monatsende. So soll nichts dem Zufall überlassen bleiben und der VW-Käufer ein Rundum-Sorglos-Paket buchen können, wenn er es denn bezahlen will.

Beim Pressegespräch in Berlin wurde auch ein Blick in die Zukunft geworfen. Hat sich die E-Mobilität erstmal durchgesetzt, dann soll es für den Kunden noch komfortabler werden. Die Bezahlkarte zum Beispiel ist nur als Übergangslösung gedacht. Perspektivisch soll das Auto an der Ladestation erfasst und automatisch „betankt“ werden, ganz ohne Bargeld und Karte. Rollt der Fahrer mit seinem Gefährt dann in die heimische Garage, muss er nach dem Aussteigen nur noch die Tür ins Schloss ploppen lassen, den Rest erledigt der Laderoboter – wenn er Eingang in die Garage findet. Das E-Auto könnte dann auch zu einem Energiespeicher werden, der erneuerbaren Strom bei Spitzenlasten aufnimmt und bei Unterdeckung abgibt. Im Idealfall soll sich mit diesem Modell sogar Geld verdienen lassen.

Soweit ist es allerdings noch nicht, im Gegenteil. Noch ist der Einstieg in die Elektro-Mobilität eine Wette, niemand weiß, ob sich die Kunden von dem neuen Konzept überzeugen lassen. VW setzt daher darauf, dass durch den forcierten Ausbau der Ladeinfrastruktur wichtige Signale an die Kundschaft gesendet werden. Damit die Sorge vor dem Liegenbleiben schlimmstenfalls ein schlechter Traum bleibt.

Ladepunkt, Ladesäule

Ladepunkt nennt man jede Einrichtung, die zum Aufladen von E-Mobilen geeignet ist. Eine Ladesäule besteht aus einem oder mehreren Ladepunkten.