Braunschweig. Die Umsatzerwartungen des Einzelhandels in der Region sind verhalten. Der Handelsverband HDE warnt vor einer Verschlechterung des Konsumklimas.

Das Jahr 2018 brachte dem Einzelhandel auch in unserer Region Umsatzzuwächse. Doch nun schlägt der Handelsverband Deutschland (HDE) Alarm: Die Kauflaune der Verbraucher sei aktuell auf den tiefsten Stand seit der Einführung des HDE-Konsumbarometers im Oktober 2016 gesunken. Diesen Abwärtstrend registriert Mark Alexander Krack, Chef der Braunschweiger Geschäftsstelle des Handelsverbands Harz-Heide, für unsere Region zwar nicht, er sagt aber: „Der Höhepunkt ist überschritten.“

Der Einzelhandel in Deutschland hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr preisbereinigt zwischen 1,4 und 1,5 Prozent gegenüber 2017 gesteigert. Das geht aus den am Montag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die Monate Januar bis November 2018 hervor. Die stärksten Zuwächse verzeichnete demnach der Versand- und Internet-Handel mit einem Plus von 5,9 Prozent, gefolgt von Apotheken, die ihren Umsatz um 2,4 Prozent steigerten. Supermärkte und SB-Warenhäuser legten um 1,7 Prozent zu.

Dagegen sanken die Umsätze im Schuh-, Bekleidungs- und Textilien-Handel um 2,1 Prozent. Kaufhäuser verloren demnach 1,1 Prozent Umsatz, der Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf 0,5 Prozent.

Krack vom Handelsverband Harz-Heide erwartet, dass der stationäre Einzelhandel in unserer Region seinen Umsatz im vergangenen Jahr um etwa ein Prozent gesteigert hat. „Das große Wachstumslied wird bei uns nicht gesungen“, sagte er unserer Zeitung.

Allerdings gebe es deutliche Unterschiede. So sorge der wirtschaftliche Erfolg von Volkswagen in Wolfsburg für eine Sonderkonjunktur. Braunschweig profitiere von seinem breiten Angebot. Daher gebe es in beiden Städten kaum Anlass zu klagen. Im Vergleich dazu hätten es die Mittelzentren Gifhorn, Helmstedt, Wolfenbüttel und Peine deutlich schwerer. Das gelte ebenso für Salzgitter mit seinen beiden Zentren Lebenstedt und Salzgitter-Bad.

Am besten laufen die Geschäfte nach Angaben Kracks für spezialisierte Einzelhändler, die mit ihrem Sortiment eine Nische besetzen, und für Händler, die sich auf unterschiedlichen Kanälen präsentieren: sowohl im Geschäft vor Ort als auch im Internet. Einzelhändler ohne Alleinstellungsmerkmal, die weiterhin auf einen Internetauftritt verzichteten, liefen Gefahr, abgehängt zu werden.

Dass Einzelhändler in den Innenstädten zunehmend Opfer des sogenannten Beratungsdiebstahls würden, wollte Krack so nicht stehen lassen. Zwar gebe es sehr wohl Kunden, die sich im Geschäft vor Ort beraten ließen, um dann günstiger im Internet einzukaufen. „Wir registrieren aber auch eine gegenläufige Entwicklung“, sagte Krack. „Die Kunden informieren sich im Internet und kommen dann ins Geschäft, um die Waren auszuprobieren und anzufassen.“ Sein Fazit: „Der Kunden weiß Beratung noch zu schätzen.“

Wie das Jahr 2019 für den Einzelhandel in unserer Region verlaufen wird, sei schwer einzuschätzen und von vielen Faktoren abhängig. Als Beispiele nannte Krack innenpolitische Entwicklungen und den Brexit. Denn die Kauflaune ist nicht allein vom Inhalt der Geldbörse abhängig, sondern auch von der wirtschaftlichen und politischen Großwetterlage. „Derzeit bin ich zuversichtlich. Es wird keine großen Zuwächse mehr geben, aber ein stabiles Geschäft“, sagte Krack.

Der HDE warnt hingegen vor einer deutlichen Verschlechterung des Konsumklimas. Seit dem zweiten Quartal des Vorjahres liege das Konsumbarometer des Verbands stets unter dem Wert des Vorjahres. Der HDE fordert daher die Politik auf, die Rahmenbedingungen für ein gutes Konsumklima zu verbessern. Als Beispiele nannte der Verband die Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen und in diesem Zusammenhang die Abschaffung des Solidaritätszuschlags.

Wie der HDE in einer Mitteilung weiter ausführte, kühlt sich auch die Stimmung in den Unternehmen ab. „Während die zurückgehenden Erwartungen in den letzten beiden Monaten noch von einer steigenden beziehungsweise stabilen Anschaffungsneigung vor dem Weihnachtsfest kompensiert wurden, ist dies Anfang des Jahres 2019 nun nicht mehr zu erwarten“, hießt es.