Wolfsburg. VW muss neu planen, Betriebsratschef Bernd Osterloh warnt vor einer „unkontrollierbaren Rutschpartie“.

Die von der EU angestrebten strengeren Klimaziele für das Jahr 2030 werden von der deutschen Autoindustrie scharf kritisiert. „Diese Regulierung fordert zu viel und fördert zu wenig. Niemand weiß heute, wie die beschlossenen Grenzwerte in der vorgegebenen Zeit erreicht werden können“, sagte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh fordert „endlich konkrete Unterstützung aus der deutschen und europäischen Politik, um das jetzt beschlossene Ziel erreichen zu können“.

Die EU plant, die CO2-Grenzwerte neuer Autos 2030 noch einmal deutlich verschärfen. Im Vergleich zu 2021 soll der CO2-Flottenausstoß um 37,5 Prozent sinken. Dieses Ziel geht über die Erwartungen hinaus, der Zielwert lag zuvor bei einer Reduzierung um 30 Prozent. Bereits ab 2020 gelten Grenzwerte, die wiederum deutlich strenger sind als die aktuellen. Der wichtigste Hebel, um die CO2-Ziele zu erreichen, ist der Ausbau der Elektro-Mobilität.

VDA-Präsident Mattes kritisierte: „In keinem anderen Teil der Welt gibt es vergleichbar scharfe CO2-Ziele. Damit wird die europäische Automobilindustrie stark belastet.“ Dadurch würden der Industriestandort Europa geschwächt und Arbeitsplätze gefährdet. Noch schärfer äußerte sich Volker Schmidt, Chef des Arbeitgeberverbands Niedersachsenmetall, der auch Zulieferer vertritt. „Wer glaubt, dass das keine Auswirkungen auf Wachstum und Arbeitsplätze in Deutschland hat, hat von wirtschaftlichen Zusammenhängen herzlich wenig Ahnung.“ Es erinnere an ein Tollhaus, dass in Europa einerseits die CO2-Grenzwerte verschärft würden, andererseits die „klimafreundliche Diesel-Technologie“ kaputtgeredet werde.

VW-Konzernchef Herbert Diess erklärte, dass der Autobauer davon ausgegangen sei, die CO2-Grenzwerte würden bis 2030 um 30 Prozent verschärft. An diesem Wert hätten sich die gerade erst beschlossenen Investitionen von 30 Milliarden Euro orientiert, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Planungen müssten nun überarbeitet werden, weil VW den Ausbau der E-Mobilität beschleunigen müsse. Diess: „Die Restrukturierung des Produktportfolios, eventuell der Entfall weiterer Verbrenner-Angebote, damit verbunden ein deutlicherer Umbau der Werksstrukturen und zusätzliche Batteriezellen- und Batteriefabriken wären erforderlich. Völlig ungeklärt sind in diesem Zusammenhang auch die Erzeugung umweltfreundlichen Stroms sowie die notwendige Lade-Infrastruktur.“

VW-Betriebsratschef Osterloh sagte: „Ich habe die große Sorge, dass der Weg in die E-Mobilität nun zu einer unkontrollierbaren Rutschpartie wird, statt zu einer gut ausgebauten Straße, wie wir es immer gefordert haben.“