Wolfsburg. Das Geschäft in China bleibt für VW allerdings schwierig. Dagegen wird die WLTP-Baustelle abgearbeitet.

Obwohl sich das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte deutlich abgekühlte, steuert der VW-Konzern auf einen Verkaufsrekord zu. Von Januar bis November lieferten die Wolfsburger weltweit rund 9,9 Millionen Fahrzeuge aus, 1,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2017 lag der Absatz bei knapp 10,8 Millionen. Um diesen Rekord zu übertreffen, fehlen also noch etwa gut 900.000 Fahrzeuge.

Läuft der Dezember ähnlich wie der November, dann würde tatsächlich einer neuer Bestwert erreicht. Im zurückliegenden Monat fanden weltweit 940.900 Konzernmodelle einen Käufer. Das waren 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Somit setzte sich der Abwärtstrend fort. Das allerdings nicht mehr mit der Geschwindigkeit der Vormonate – im Oktober lag das Minus noch bei glatten 10 Prozent, im September sogar bei 18,1 Prozent.

Dennoch schmerzt auch die November-Delle. Verursacher des Rückgangs sind in Europa und vor allem in Deutschland die Probleme bei der Umstellung auf das neue Verbrauchs- und Abgas-Prüfverfahren WLTP. Weil nicht für alle Modellvarianten die Freigaben vorlagen, konnten sie nicht ausgeliefert werden. In Europa sanken die Auslieferungen im November um 3 Prozent auf 353.000 Fahrzeuge. Für die Zeit von Januar bis November gibt es jedoch ein Plus von 1,8 Prozent auf rund 4 Millionen. In Deutschland verkaufte VW im November 4,9 Prozent weniger, in Summe 106.800 Fahrzeuge. Im Oktober betrug das Minus aber noch 23,2 Prozent, im September sogar 45,2 Prozent jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dennoch gibt es für die ersten elf Monate noch ein kleines Plus von 0,4 Prozent, knapp 1,2 Millionen Fahrzeuge wurden ausgeliefert. Die Monatszahlen zeigen, dass die WLTP-Baustelle zunehmend abgearbeitet wird.

Während VW das Lösen des WLTP-Problems selbst steuern kann, ist dies bei der zweiten Ursache für die rückläufigen Auslieferungen kaum möglich. Bereits seit Monaten sinken die Verkaufszahlen auf dem größten und wichtigsten Einzelmarkt China. Dafür sorgt der Handelsstreit zwischen den USA und dem Reich der Mitte. Im November verkaufte der VW-Konzern dort mit 399.500 Autos 7,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im Oktober betrug der Rückgang 8,3 Prozent, im September 5,7 Prozent. Hier ist also keine Entspannung erkennbar.

Wie lange der Handelsstreit dauert, ist nicht absehbar. Die Einflussmöglichkeiten von VW sind begrenzt. Ob der Besuch deutscher Auto-Spitzenmanager in den USA, um dort mit Regierungsvertretern zu sprechen, Früchte trägt, ist offen. Somit bleibt VW zunächst nur die Rolle des Beobachters dieser Auseinandersetzung der Großmächte.

Ein rasches Ende des Handelsstreits erwartet Frank Schwope, Auto-Analyst der Nord-LB, nicht. „Dennoch besteht Hoffnung für 2019“, sagte er unserer Zeitung. Schwope geht davon aus, dass der chinesische Staat eingreift, sollte der Automarkt weiter schrumpfen. „Das wird sich die Regierung kein zweites Jahr anschauen“, sagte Schwope. Ein Hebel sei das Senken der Steuer beim Autokauf.

Positive Nachrichten gab es erneut aus anderen Regionen. So stiegen die Verkaufszahlen auch im November in Russland und Brasilien deutlich zweistellig.

Ein Blick auf die Marken:

VW PKW: Die Konzern-Kernmarke verkaufte im November 564.500 Autos, 5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Von Januar bis November lieferte sie rund 5,7 Millionen Autos aus, 1,2 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Audi: 132.700 Autos der Ingolstädter fanden im November einen Käufer, 16,7 Prozent weniger als im November 2017. Auch die Elfmonatsbilanz ist negativ, die Auslieferungen sanken um 2,4 Prozent auf rund 1,6 Millionen. Audi ist die einzige Konzernmarke, die in diesem Jahr bisher weniger verkauft hat.

Skoda: Deutlich besser schlug sich die tschechische VW-Tochter. Zwar verlor auch sie im November, die Auslieferungen sanken um 3,9 Prozent auf 110.100 Autos. Von Januar bis November stiegen die Verkaufszahlen jedoch um 5,1 Prozent auf rund 1,1 Millionen.

Seat: Noch besser war die spanische Marke Seat. 43.300 verkaufte Autos im November stehen für ein Plus von 7,2 Prozent. Von Januar bis November fanden 492.300 Seat einen Käufer, 13,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Porsche: Der Renditekönig im VW-Konzern lieferte mit 20.100 Sportwagen und SUV 2,7 Prozent weniger aus als im Vorjahresmonat. 234.600 Porsche wurden in Summe von Januar bis November verkauft, ein Plus von 3,4 Prozent.

VW-Nutzfahrzeuge: Die Marke legte im November um 4,1 Prozent zu, lieferte 46.100 Fahrzeuge aus. In den ersten elf Monaten stiegen die Auslieferungen um 0,1 Prozent auf 455.800.

MAN: Der LKW- und Busbauer, zu dem ein Komponenten-Werk und Ersatzteillager in Salzgitter gehört, steigerte seine Verkäufe im November um 19,4 Prozent auf 13.400. 124.000 Auslieferungen von Januar bis November stehen für ein Plus von 21,3 Prozent.

Scania: Die schwedische Nutzfahrzeugtochter legte im November um 0,4 Prozent auf 9100 Verkäufe zu. Von Januar bis November betrug das Plus 6,1 Prozent, 86.500 Fahrzeuge fanden einen Käufer.