Wolfsburg. . Durch die Umtauschprämien der Hersteller wird die Situation demnach noch verschärft.

Die von VW und anderen Autobauern ausgelobten Prämien, um alte Diesel von der Straße zu holen, vertiefen beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) die Sorgenfalten. Der Verband vertritt bundesweit etwa 28.500 Händler und Werkstätten. Durch die Prämien werde der Bestand an schwer verkäuflichen EU-5-Modellen auf den Höfen der Händler noch vergrößert, sagte ein ZDK-Sprecher unserer Zeitung. Dort stünden bereits 350.000 EU-5-Diesel, die nur mit großen Preisabschlägen zu verkaufen seien.

Das erhöht nach Angaben des Verbands den wirtschaftlichen Druck auf die Autohäuser. Einige Händlerinsolvenzen werden bereits auf den kriselnden Dieselmarkt zurückgeführt. Mit der Prämie wollen die Autobauer die Luftqualität verbessern, mehr Autos verkaufen und vor allem Fahrverbote in Innenstädten verhindern. Die Marke VW bietet ein zweigleisiges Prämienmodell an. Unter anderem erhalten die Besitzer von EU-4- und EU-5-Diesel-Fahrzeugen, die in den vom Bund klassifizierten 14 besonders belasteten Städten oder angrenzenden Landkreisen leben, zusätzlich zum Restwert für ihre alten Autos eine Prämie, wenn sie auf ein neues oder junges gebrauchtes VW-Modell umsteigen.

Als Beweis für die Ladenhüter-Qualitäten der EU-5-Diesel dient dem ZDK eine eigene Umfrage unter rund 1800 Händlern zu EU-5-Diesel-Leasingmodellen, deren Ergebnisse der ZDK-Sprecher unserer Redaktion nannte. Demnach gab nur ein Prozent der befragten Händler an, dass diese Autos uneingeschränkt gut zu verkaufen seien. Rund 32 Prozent der Händler nannten Preisabschläge zwischen 10 und 30 Prozent, die gewährt werden müssten, um für diese Autos einen Käufer zu finden. Mehr als 34 Prozent der Händler müssen sogar Abschläge zwischen 30 und 50 Prozent gewähren. Wie der ZDK-Sprecher ausführte, beträgt der durchschnittliche Abschlag 25 Prozent. Die Abschläge beziehen sich nach seinen Angaben auf den im Leasingvertrag vereinbarten Preis, zu dem die Händler die Autos zurücknehmen, wenn der Vertrag endet. In aller Regel läuft er über drei Jahre.

Zwei weitere Ergebnisse der Umfrage: Knapp 11 Prozent der befragten Händler halten EU-5-Diesel für nicht mehr verkäuflich. Rund 22 Prozent sind dagegen überzeugt, dass sich diese Autos leichter verkaufen ließen, wenn eine Abgasreinigung nachgerüstet würde ­– die viel diskutierte Hardware-Lösung.

Um die Situation zu entspannen, fordert der ZDK bereits seit dem vergangenen Jahr Hardware-Nachrüstungen für EU-5-Diesel. Nach Einschätzung des Verbands gibt es sofort einsetzbare Systeme, die nicht zu deutlich höheren Verbrauchs- und damit höheren CO2-Werten führen und für die kein Eingriff in die Fahrzeug-Elektronik erforderlich ist. „Wir brauchen dazu eine Verordnung, die sicherstellt, dass die umgerüsteten Autos dann auch in den Innenstädten fahren können“, sagte der ZDK-Sprecher.

Auch der Bundesrat sprach sich gestern erneut für Hardware-Nachrüstungen aus, um Fahrverbote in Innenstädten zu vermeiden. Die Hersteller lehnen diese Lösung allerdings ab.