Christopher Kuhnert, Lars Fritzsche und Tom Nowak aus Salzgitter gehören zu den besten deutschen Trampolinturnern..

Ein Sprung auf dem Trampolin ist rasch vorüber, er dauert noch nicht mal zwei Sekunden. Für Tom Nowak, Christopher Kuhnert und Lars Fritzsche reicht diese Zeit jedoch völlig aus, um ihn in einer Höhe von bis zu acht Metern spektakulär mit Saltos oder Schrauben zu schmücken. Die drei Jungs sind Athleten bei der TG Jugenddorf in Salzgitter und Teil des Bundeskaders, gehören also zu den besten Trampolinturnern Deutschlands.

Wenn gerade keine Wettkämpfe anstehen, sind sie fast täglich abends in der Sporthalle der TGJ in Salzgitter-Lebenstedt anzutreffen. „Wir trainieren fünf bis acht Mal pro Woche. Immer um die drei Stunden“, sagt Nowak, der erstmals mit sechs Jahren mit dem Sport in Kontakt kam. „Ich bin damals mit meinem Bruder ein paar Mal zum Training gegangen und merkte schnell, dass dies mein Ding ist. Die Sprünge klappten immer besser, und auch die ersten Erfolge bei Wettkämpfen stellten sich nach und nach ein.“ Dieses Talent zeigte sich ebenfalls bei Kuhnert. „Bei mir war es vor 13 Jahren die Schwester, die ich zum Training begleitete“, sagt der 20-Jährige. Der gleichaltrige Fritzsche fing 2004 beim Kinderturnen Feuer für das Trampolinspringen. „Wer später erfolgreich werden möchte, sollte schon recht früh mit diesem Sport beginnen“, rät er. „Kinder machen sich noch nicht ganz so viele Gedanken wie Erwachsene. Das ist ein Vorteil für die Karriere und die Überwindung bei schwierigen Sprüngen.“

Der Randi, ein Salto vorwärts mit zweieinhalb Schrauben, und der Triffis, ein Dreifachsalto vorwärts mit halber Schraube im letzten Salto, sind Beispiele für Sprünge, für die die drei Salzgitteraner Top-Turner im Training ein wenig länger gebraucht haben. „Wichtig ist es auf jeden Fall, nicht so schnell aufzugeben, sondern dranzubleiben“, sagt Nowak, der wie Kuhnert auch außerhalb der Sporthallen gerne mal den Adrenalin-Kick sucht. Bei Nowak sind es Achterbahn-Fahrten in Freizeitparks, bei Kuhnert Fallschirmsprünge.

Die abendlichen Trainingsstunden im Schlehenweg sind für Nowak der Abschluss eines langen Tages, der für ihn regelmäßig um 5.30 Uhr, in der Frühschicht noch etwas früher beginnt. Der 21-Jährige absolviert derzeit eine Ausbildung zum Polizeikommissar und fährt dafür fast täglich zur Akademie nach Nienburg. „Für eine eigene Wohnung und die Fahrtkosten reicht das Gehalt nicht“, erklärt Nowak die Situation. Wie auch seine beiden Teamkollegen wohnt er in Salzgitter. Diese haben sich für ein Studium an der Ostfalia entschieden. Während sich Kuhnert in Wolfsburg Betriebswirtschaftslehre ausgesucht hat, ist Fritzsche in Wolfenbüttel für Wirtschaftsingenieurwesen eingeschrieben.

Mit dem Studium sorgen die drei für die Zeit vor, die sie spätestens in zehn Jahren ereilt. Denn mit Ende 20 ist in aller Regel Schluss mit ihrem großen Hobby, sagt Nowak. „Der Sport schlägt auf den Körper. Es wirken schließlich bei den Sprüngen riesige Kräfte auf uns. Schon jetzt gehen wir daher regelmäßig zur Physiotherapie und zum Krafttraining.“

Doch bis ihre Karriere endet, wollen die Sportler ihren erfolgreichen Weg unbedingt fortsetzen. Tolle Platzierungen, zum Beispiel bei den Jugend-Weltmeisterschaften 2013, als Nowak gemeinsam mit Fritzsche im Synchronspringen den vierten Platz belegte, oder bei dem Turnier ein Jahr später, als Kuhnert in der gleichen Disziplin sogar auf den dritten Rang kam, haben die Sportler noch in guter Erinnerung. Dazu war Nowak mit sechs Meistertiteln und einem Vize-Meistertitel im Jahr 2011 Deutscher Rekordmeister. Übrigens gehört er auch zum Ensemble der kommenden Tournee der Show „Feuerwerk der Turnkunst“, die auch für drei Termine im Januar in Braunschweig Station macht.

Ein sehr angenehmer Nebeneffekt der vielen internationalen Wettbewerbe, an denen die Salzgitteraner bislang etwa in den USA, Russland, Aserbaidschan, Bulgarien, Tschechien und den Niederlanden teilgenommen haben, sind die zahlreichen Kontakte, die sie dort geknüpft haben. „Wir haben Freunde auf der ganzen Welt. Die Trampolinturner sind wie eine große Familie“, sagt Nowak.

Im Moment seien Weißrussland, China und Japan die dominierenden Nationen in dem Sport. Doch nicht immer seien auch die Besten vorne. Das könne etwa an den unterschiedlichen Hallen liegen. „Damit wir bei den Sprüngen nicht die Kontrolle verlieren und uns schwer verletzen, suchen wir uns in den Hallen Fluchtpunkte, an denen wir uns orientieren“, erklärt Kuhnert. „Gerade bei Wettkämpfen, bei denen es oft auf die Tagesform ankommt, entscheidet oft ein Fehler. Wer dagegen eine gute Übung zeigt, für den kann es weit nach vorne gehen“, sagt Fritzsche.

Vielleicht ist das ja für einen deutschen Trampolinspringer in zwei Jahren in Tokio bei den Olympischen Sommerspiele der Fall, und möglicherweise geht es für ihn dabei sogar aufs Treppchen. Der Salzgitteraner Turner Henrik Stehlik hat es bei Olympia 2004 mit der Bronzemedaille schließlich vorgemacht ...

Damit wir bei den Sprüngen nicht die Kontrolle verlieren, suchen wir uns Fluchtpunkte.
Christopher Kuhnert (20),