Braunschweig. Wie viel Geld fließt aus Brüssel nach Braunschweig? Hier: Braunschweiger Wissenschaftler bekommen etliche Millionen aus den EU-Fördertöpfen.

Forschung und Innovation sind ein Förderschwerpunkt der EU. Das wichtigste Instrument dafür ist das Programm „Horizon 2020“. Viele Wissenschaftler in Braunschweig profitieren davon. Allein für die TU wurden in der Förderperiode seit 2014 fast 19 Millionen Euro bewilligt – 53 Projekte erhalten Unterstützung aus Brüssel. Wie Andreas Hebbelmann vom EU-Hochschulbüro erläutert, sind dabei in der Regel Konsortien mit Partnern aus mindestens drei europäischen Ländern aktiv.

Zwei Beispiele für geförderte TU-Projekte: „Airpass“ befasst sich mit der Frage, wie Drohnen in niedriger Flughöhe sicher betrieben werden können – auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist beteiligt. „Quantum“ entwickelt ein Qualitätsmanagement für die energieeffiziente Nutzung von Gebäuden.

Zusätzlich zur Horizon-Förderung erhält die TU auch Geld aus dem Regionaltopf EFRE: 6,2 Millionen Euro für 25 Projekte in der aktuellen Förderperiode. Dabei geht es laut Andreas Hebbelmann oft um Projekte mit regionalen Firmen zu innovativen Fragestellungen.

Nicht zu vergessen das Erasmus-Programm der EU: Jedes Jahr kommen rund 130 Studenten aus dem Ausland an die TU und die Hochschule für Bildende Künste (HBK). Im Gegenzug gehen pro Jahr etwas mehr als 200 Braunschweiger Studenten für einige Monate ins Ausland.

Auch an der HBK kommt die EU-Förderung zum Tragen. Laut Pressesprecher Jesco Heyl gibt es ein Gemeinschaftsprojekt mit der TU und der Ostfalia, für das die HBK (Institut für Design) 239.000 Euro erhalte. Das Projekt „3D4Space“ befasst sich mit Fragen rund um eine dauerhafte Präsenz des Menschen auf anderen Planeten oder dem Mond. Dort seien vor allem Technologien zum Nutzen von Ressourcen und zum Recyceln vorhandener Materialien nötig. An diesen Technologien arbeiten die Wissenschaftler.

Auch andere Braunschweiger Forschungseinrichtungen kommen in den Genuss von europäischem Fördergeld. Beispielhaft sind hier vier von ihnen aufgeführt.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist in fast 100 Projekten an „Horizon 2020“ beteiligt, wie Sprecherin Jasmin Begli mitteilt. „An EU-Fördergeldern sind hierfür insgesamt 57,2 Millionen Euro vorgesehen.“ Eines der am höchsten finanzierten Projekte befasst sich ihr zufolge mit neuen Flugzeugantrieben. Dahinter stehen die großen Ziele der Luftfahrtforschung: schadstofffrei, effizient, leise und sicher. Das DLR untersucht mit Partnern aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden sowie mit Airbus und Rolls-Royce, welche Potenziale hybrid-elektrische Antriebe bieten.

Aus dem Regionalfonds EFRE erhält das DLR unter anderem Zuschüsse für den Aufbau des Testfelds für autonomes Fahren auf den Autobahnen rund um Braunschweig.

Die hiesigen Fachinstitute des Thünen-Instituts haben in der Förderperiode seit 2014 fast zehn Millionen Euro erhalten. Ein Beispiel: In einem der Projekte geht es laut Pressesprecher Michael Welling darum, die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft zu stärken. Über Fallstudien in 15 europäischen Ländern sollen Politik- und Marktanreize für ökologischere Systeme entwickelt werden.

Auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) wird von der EU gefördert. Allein im vergangenen Jahr waren es 7,8 Millionen Euro, wie Sprecherin Imke Frischmuth mitteilt. Das Geld sei in fast 80 Forschungsprojekte geflossen, an denen meist europäische Partner beteiligt seien. Dabei gehe es unter anderem um die Entwicklung von Messtechnik und Verfahren in den Bereichen Energie (Photovoltaik und Batterietechnik), Elektromobilität (Batterien, Ladevorgänge), optische Uhren, Klimaschutz und Luftreinhaltung.

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung hat in der aktuellen Förderperiode im Horizon-Programm 22 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 13 Millionen Euro eingeworben. In einem der Projekte haben die Wissenschaftler zum Beispiel eine Methode entwickelt, um multiresistente Bakterien in Krankenhäusern schneller als bisher nachzuweisen und zu bestimmen. Dadurch kann eine Infektion schneller bekämpft werden – ganz im Sinne der Patienten.