Braunschweig. Der Braunschweiger Bogenschütze Florian Floto muss schon vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am Freitag in Rio die Qualifikation meistern.

Mehr als ein Dutzend Mal wurde Florian Floto schon deutscher Meister, doppelt so oft Landesmeister. Der Braunschweiger Bogenschütze fühlt sich bei Weltcups in der halben Welt, bei Europameisterschaften und Welttitelkämpfen wie zu Hause. Aber die vergangenen vier Wochen und vor allem die kommende sind sportlich die denkwürdigsten, die wichtigsten in seiner Sportler-Karriere, vielleicht sogar in seinem Leben. Florian Floto ist der einzige deutsche Starter in der Männer-Konkurrenz bei den Olympischen Spielen in Rio.

„Ich freue mich unglaublich auf die Spiele. Das ist das Größte“, sagte der 28-Jährige, nachdem er sich das Olympia-Ticket beim internen Ausscheidungskampf vor fünf Wochen hart erkämpft hatte. Und der Starkstrom-Fachmann, der von seinem Arbeitgeber BS Energy für mehrere Monate freigestellt wurde, um sich ganz dem Sport zu widmen, hat sich wohl noch nie so intensiv vorbereiten können auf einen Wettkampf wie den in Rio.

Neben Bundestrainer Oliver Haidn, der seinen Schützling seit der Ankunft in der Olympia-Stadt am vergangenen Freitag quasi von der Außenwelt abgeschottet hat, damit dieser sich hundertprozentig auf den Wettkampf konzentrieren kann, hat Heimtrainer Adolf Kemper wichtige Teile der Vorbereitung mit Floto durchgezogen. Keiner kennt den Schützen des SV Querum so gut wie Kemper, der seit Anfang der 1980er Jahre als Querumer Coach fungiert und von 1981 bis 1990 auch Bundestrainer für das Feldschießen war.

„Florian ist in sehr guter Form. Rein vom Können her darf die Qualifikation kein Problem für ihn sein. Ich traue ihm zu, mindestens bis ins Achtelfinale kommen zu können, vielleicht auch ins Viertelfinale. Florian ist ein Weltklasse-Schütze“, sagt Kemper mit großer Überzeugung in der Stimme. Schon am Freitagmorgen, Stunden vor der Eröffnungsfeier, läuft in Rio die Qualifikation für die Bogenschützen. Nur die besten 32 kommen in den Wettkampf, der am 8. August beginnt und als K.o.-Schießen ausgelegt ist. 2 x 36 Schuss müssen pro Wettkampf abgegeben werden. Das braucht viel Kraft, denn Floto hat sein Arbeitsgerät eingestellt auf eine Zugkraft von 48 Pfund. Also 24 Klio muss er ziehen beim Bogenspannen, bei jedem Schuss.

„So 140 bis 150 Schüsse haben wir am Tag erledigt“, berichtet Kemper, der in der Vorwoche im Training mit Floto rein gar nichts dem Zufall überlassen wollte. „Wir haben gehört, dass in Rio von einem Holzpodest aus geschossen wird. Da haben wir uns auch eines gebaut und damit die Olympia-Bedingungen simuliert.“ Das hat etwa den gleichen Effekt wie der Schwingboden in Turnhallen, den Floto vom Hallenschießen kennt. Allerdings wird drinnen nur aus 18 Metern Entfernung auf die Scheiben geschossen, draußen, in Rio, stehen die Zielscheiben 70 Meter entfernt. Da macht es schon einen großen Unterschied aus, wie der Boden beschaffen ist.

Mit 14 Jahren kam Florian Floto zu Kemper, um das Bogenschießen zu lernen. Schon Vater Armin war ein deutscher Spitzenschütze. „Ich habe gleich gesehen, das Florian ein Riesentalent ist. Und seine körperlichen Voraussetzungen waren auch sehr gut“, erinnert sich Kemper. Der 78-Jährige hatte auch schon Jens Pieper 2008 zu den Olympischen Spielen nach Peking gebracht und 1996 Bernhard Schulkowski nach Atlanta. Und nun Floto, der enorme Nervenstärke und sehr große Willenskraft in die Waagschale werfen kann, aber auch ein kleines Manko verkraften muss.

„Florian ist ein echter Teamplayer. Er braucht eigentlich die Mannschafts-Atmosphäre“, betont der Heimtrainer. Doch das deutsche Männer-Team verpasste die Olympia-Qualifikation um Haaresbreite. Das Frauenteam auch. So bilden Bundestrainer Haidn, die Berlinerin Lisa Unruh und eben Floto ein Miniteam, das dem Braunschweiger reichen muss, um Höchstleistungen zu bringen. Freitag gilt es. Und Daumendrücken hilft. Bestimmt.