Gifhorn. Der Kreis lehnt die Hilfe für Mieter und Vermieter ab. In der Stadt Gifhorn sollen 1000 Wohnungen bis 2025 entstehen.

Wenn Gifhorns Landrat Andreas Ebel über den Landkreis als Wohnort spricht, schwingt eine gewisse Portion Stolz mit. Ebel betont die zentrale Lage „im Herzen von Niedersachsen“, zwischen Hannover, Braunschweig und Wolfsburg. Ebel spricht von einer großen Wohn- und Lebensqualität. Der Landkreis ist schließlich das Tor zur Lüneburger Heide.

Das haben auch viele Menschen aus den genannten Großstädten erkannt. Das wiederum treibt die Mietpreise an. Der Landkreis steuert nun entgegen, lässt ein Wohnraumversorgungskonzept erstellen. Es ist Grundlage für eine Förderung des sozialen Wohnungsbaus durch die landeseigene NBank. Darüber hinaus prüft der Landkreis, ob und inwieweit über die zinslosen Darlehen der NBank hinaus für Investoren ein weiterer finanzieller Anreiz geschaffen werden kann.

Die Stadt Gifhorn ist einen Schritt weiter. Hier ist der Handlungsdruck im Landkreis auch am größten (siehe Text oben). Der Rat der Stadt hat Anfang des Jahres ein Paket beschlossen, mit dem der Bau von sozialem Wohnraum gefördert und unterstützt werden soll. Dazu hat die Stadt 250 000 Euro in den Haushalt eingeplant. Konkret geht es um

60 Wohnungen. Das klingt nicht viel. Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich verspricht aber: „Das ist erst der Anfang.“

Ein Wohnraumkonzept liegt für die Stadt bereits vor. Erstellt hat es das Institut Gewos. Das Institut erkennt nur einen Bedarf von 700 zusätzlichen Wohnungen in der Stadt. Bisher gibt es dort mehr als 19 000 Wohnungen. Die NBank rechnet aber mit einem Bedarf von 1200 zusätzlichen Wohnungen. Diese Schätzung hält Nerlich für zu hoch.

Der Bürgermeister beschreibt die Bautätigkeit in Gifhorn bereits jetzt als „rege“. „Und das nicht nur in innerstädtischen Lagen, sondern es werden auch ehemalige Gewerbebrachen reaktiviert, wie beispielsweise das ehemalige Molkereigelände.“

Nerlich rechnet damit, dass bis zum Jahr 2025 etwa 600 bis 700 neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstehen werden. „Zirka weitere 300 Wohneinheiten werden vorrangig in den aktuellen und geplanten Neubaugebieten entstehen.“ Zusammen sind das bis zu 1000 Wohnungen – obwohl die Stadt nur von einem Bedarf von 700 Wohnungen ausgeht. Der Bürgermeister sagt: „Ich gehe davon aus, dass all dies den übrigen Wohnungsmarkt spürbar entspannen wird.“

Den von der SPD in Gifhorn geforderten Mietspiegel sieht Nerlich kritisch: „Ich bin in der Frage gespalten. Einerseits bietet der Mietspiegel Orientierung und gibt Mietern und Vermietern Rechtssicherheit. Andererseits reicht bereits die Ankündigung eines Mietspiegels, und die Mieten schnellen in die Höhe, wie man in anderen Städten ja sehen konnte.“

Auch der Kreis Gifhorn hält nicht viel von Mietspiegeln, der alleine für die Stadt Gifhorn bis zu 40 000 Euro kosten würde. Die Erste Kreisrätin Evelin Wißmann erkennt die positive Wirkung von Mietspiegeln durchaus an. Sie sagt: „Er dient dem Mieter als Orientierungshilfe, wie die für eine bestimmte Wohnung zu zahlende Miete im Verhältnis zu anderen Mieten zu beurteilen ist.“ Jedoch: „Ein Mietspiegel löst aber nicht das Problem des nicht vorhandenen Wohnraums. Darüber hinaus hat ein Mietspiegel in Flächenlandkreisen wenig Sinn.“ Für den Kreis Gifhorn sei charakteristisch, dass hier 75 Prozent der Bevölkerung im Eigentum und nicht zur Miete wohnten.

Die Situation im Nordkreis erkennt der Landkreis nicht als so dramatisch an, wie Wohnungsmarkt-Experten dies tun. „Günstige Mietwohnungen sind inzwischen auch im Nordkreis rar. Dies ist insbesondere der Flüchtlingsunterbringung geschuldet“, sagt Wißmann. Es gebe aber einen Leerstand bei stark renovierungsbedürftigen Einfamilienhäusern. Wißmann: „Diese wollen die Eigentümer – in der Regel die Erben – aber nicht vermieten, sondern verkaufen. Insoweit können diese Leerstände auch nicht durch die Flüchtlinge abgebaut werden.“