Besonderes Ereignis für die Stadt Schöningen und die ganze Region.

Das Wetter war optimal. Die Sonnen schien bei blauem Himmel und die Temperaturen waren angenehm, als am Montag mit dem ersten Spatenstich der offizielle Startschuss für das 15-Millionen Euro teure Projekt Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere auf dem Programm stand. In der Nähe des Fundorts der acht rund 300 000 Jahre alten Speere im Tagebau Schöningen waren die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Professorin Johanna Wanka, Landrat Matthias Wunderling-Weilbier (der frühere Schöninger Bürgermeister), Wolf-Michael Schmid als Vorsitzender des Fördervereins Schöninger Speere sowie der erste stellvertretende Schöninger Bürgermeister Siegfried Pause symbolisch mit Spaten im Einsatz. Dahinter sahen die rund 120 geladenen Gäste aus der gesamten Region schon die Baugrube für das Hauptgebäude mit einer Fläche von rund 1800 Quadratmetern.

Mit dem Ausheben der Baugrube für das Speere-Zentrum war bereits vor rund drei Wochen begonnen worden. "Von den geplanten 7000 Kubikmetern Aushub sind schon etwa 5000 Kubikmeter Erdreich ausgebaggert worden", erläuterte Diplom-Ingenieur Reinhard Werner, Bauleiter vom zuständigen Planungsbüro auf Anfrage unserer Zeitung. Für die Erdarbeiten sei das Wetter bisher ideal gewesen. Es seien auch keine Probleme mit Grundwasser vorhanden, was für das Betonieren der Bodenplatte für das Speere-Zentrum günstig sei.

"Dieses besondere Ereignis ist für das Leben einer Stadt ein Moment, in dem alle Uhren auf null gestellt werden", meinte der erste stellvertretende Bürgermeister Siegfried Pause. Bis zum Schluss habe es in der Bevölkerung immer noch Zweifel gegeben, ob das Projekt umgesetzt werde. "Der erste Spatenstich kann aber nicht mehr zurückgenommen werden", hob Pause hervor. Er dankte der Ministerin und dem Kabinett des Landes dafür, dass sie das Speere-Zentrum ideell und finanziell unterstützen. Den Einsatz des ehemaligen Bürgermeisters und jetzigen Landrats Matthias Wunderling-Weilbier rund um die Uhr für das Projekt lobte Pause ebenfalls. "Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie abends mit dem Forschungszentrum ins Bett gehen und morgens mit dem Erlebniszentrum aufstehen", hob der Redner schmunzelnd hervor.

Weite Wege sei der Vorsitzende des Fördervereins, Wolf-Michael Schmid, gegangen, um neue Kontakte zu knüpfen und neue Geldquellen zu erschließen. "Ohne den Spürsinn des Archäologen Hartmut Thieme, wären wir alle aber jetzt nicht hier", blickte Siegfried Pause zurück und begrüßte den Speere-Entdecker. Nach dem Homo erectus vor rund 300 000 Jahren sei Thieme der zweite Mensch gewesen, der seit 1994 die Speere gesehen habe. In diesem Zusammenhang erwähnte er die Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke (BKB) und das Nachfolge-Unternehmen Eon-Kraftwerke, ohne deren Unterstützung die Grabungen gar nicht möglich gewesen wären. "Sie sind Geburtshelfer und Pate zugleich." Mit Begeisterung, Hingabe und Inbrunst begleite Professor Harald Meller, Landesarchäologe aus Sachsen-Anhalt und zum Beispiel veranwortlich für die Himmelsscheibe Nebra, das Speere-Zentrum und löse mit seinen Vorträgen Begeisterung aus.

"Der erste Spatenstich ist ein wichtiger Tag für die gesamte Region", unterstrich die Ministerin Johanna Wanka. In reichlich einem Jahr werde ein futuristisch anmutendes Gebäude den Besuchern eine Reise in der Zeit vor 300 000 Jahren ermöglichen. "Es war ein großes Glück, dass hier die ältesteten Jagdwaffen der Welt gefunden worden sind, die zu den zehn bedeutendsten Funden auf der ganzen Welt gehören", hob Wanka hervor. Die große Begeisterung in der Region für das Speere-Zentrum und die Bereitschaft, nicht nur über die Betriebskosten zu reden, sondern sich dafür um Förderer zu kümmern, habe die Landesregierung bewogen, für das Umsetzen des Projekts 15 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II bereit zu stellen. "Wir müssen erfolgreich sein mit denn Projekt für den Kulturtourismus , denn es gibt wegen der hohen Summe immer wieder Fragen", erwähnte die Ministerin.

"Das Geld ist gut angelegt und das Leuchtturmprojekt Schöninger Speere leistet einen Beitrag zum Strukturwandel, sagte Landrat Matthias Wunderling-Weilbier. Das Vernetzen mit dem gesamten Landkreis sowie mit der Region Wolfsburg/Braunschweig sei für den Erfolg erforderlich. "Es ist mit dem Speere-Projekt möglich, eine neue kulturelle Indentität zu entwickeln", hoffte der Landrat.

Mit dem Umsetzen des Zentrums sei der Satzungszweck erfüllt, die Errichtung und den Betrieb einer Forschungseinrichtung zu fördern, erklärte Wolf-Michael Schmid als Vorsitzender des Fördervereins Schöninger Speere. Die Landesregierung habe eine unglaubliche Unterstützung für den ländlichen Bereich geleistet. "Der Ministerin Johanna Wanka haben wir es zu verdanken, dass Probleme in der langen Phase bis zur Genehmigung überwunden werden konnten", unterstrich Schmid.

Das Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere soll voraussichtlich im April 2013 eröffnet werden. Im Eröffnungsjahr rechnen die Verantwortlichen mit rund 100 000 Besuchern.