Aus zwei Siedlungskernen entstanden: Ute Dierks blickt auf die Geschichte Querums zurück

Querum, Stadtteil im Nordosten der Stadt und beiderseits der Schunter gelegen, wird im Jahr 1148 erstmalig in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Riddagshausen als Querenhem (Mühlenheim) erwähnt. Der Name bezieht sich möglicherweise auf eine oder mehrere Wassermühlen an der Schunter.

Die erste Erwähnung als Scunthera ist 997 und fällt damit in die Zeit, als Harderode am heutigen Hondelager Weg noch bestand und Querumer Ritter auf dem Borwall (bestehendes Naturdenkmal in Querum) eine Wasserburg als Wehr gegen Überfälle errichtet haben könnten.

In der heutigen Gemarkung Querum lagen derzeit mindestens drei weitere Siedlungen, von denen zwei namentlich unbekannte spätestens im 13. Jahrhundert und Harderode um 1325 wüst wurden.

Zwei frühere Siedlungskerne wuchsen später zum Ort Querum zusammen: Monnekequernem (1307) gehörte zur Abtei Riddagshausen. Dorpquernem wird 1324 als villa deserta – als wüstes, verlassenes Dorf – beschrieben und gelangt ebenfalls an das Kloster. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wird es neu besiedelt.

Im Jahr 1802 hatte Querum eine bäuerliche Struktur. Bis 1860 verdoppelte sich die Bewohnerzahl auf fast 400. Betrieben wurden Ackerbau, Fischerei, Flößerei und Schäferei. Veränderungen brachten die Industrialisierung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Siedler und Handwerker zogen nach Querum. 1749 wurde bereits die erste herzogliche Ziegelei gegründet. Zugleich wurde der Schunterkanal gebaut, der ein wichtiger Handelsweg war. 1872 wurde eine zweite Ziegelei von F.C. Meyer Erben errichtet.

Bereits 1746 war die Korinthenschule – an dem Gebäude sollen Weinstöcke gestanden haben – im Ortskern von Querum fertig gestellt. Das Feuerhaus wurde 1874 erbaut und dient noch heute der Freiwilligen Feuerwehr. Die Rote Schule wurde 1890 eingeweiht. Beide alten Schulen wurden bis etwa 1950 zum Teil noch als Schulgebäude genutzt, obwohl 1925 die neue Volksschule im Eichhahnweg eröffnet wurde, die im Land als "Musterschule" galt: Sie verfügte über einen Schulgarten, Werk- und Hauswirtschaftsräume mit Duschen und fließendem Wasser sowie elektrisches Licht. Der legendäre Reformpädagoge Otto Hügel (1889 bis 1967), von 1933 bis 1945 Schulleiter der Volksschule und von 1945 bis 1948 erster Direktor der Kant-Hochschule, baute die Schule reformpädagogisch aus.

1934 wurde Braunschweig-Querum als Stadtteil eingemeindet.

Es mutet wie ein Märchen an, wenn Zeitzeugen erzählen, dass früher der gesamte Flusslauf der Schunter zum Baden freigegeben war, am Sandberg (dem heutigen Querumer Schützenplatz) das Freibad "Delphin" geöffnet war und das Germania-Bad an der Schunter mit Schunterwasser gespeist wurde.

Um die Renaturierung der Schunter bemühen sich seit Jahrzehnten die Querumer Jägerschaft und der Bezirksrat Wabe-Schunter – und zwar erfolgreich, denn es tummeln sich inzwischen wieder Fische in dem Gewässer. Hechte bis zu 1,50 Meter Länge wie früher haben Angler allerdings noch nicht wieder in der Schunter gefangen. Berichtet wird auch vom Eislaufspaß auf den Schunterwiesen, die nach leichten Überschwemmungen in kalten Wintern von Querum bis Hondelage zugefroren waren.

Das Jahrhundert-Hochwasser 2002 hat auch an Querums Flüsschen, als die sich Wabe und Schunter bei normalen Wasserstand darstellen, erhebliche Schäden verursacht. Jeder hatte plötzlich Respekt vor den Naturgewalten des Wassers.

Seit 1955 ist der Wochenmarkt in Querum dienstags und freitags Treffpunkt auf dem Westfalenplatz. Die zentrale Lage im Ort, inmitten der vielen Geschäfte rund um den Platz, die Stimmung, das Flair und das vielfältige Angebot locken auch Menschen aus Hondelage, Hordorf, Waggum, Wenden oder Weddel an.

Anlässlich des 850-jährigen Bestehens Querums wurde vor den Kulturdenkmalen Korinthenschule, Querumer Feuerhaus, Rote Schule ein junges Denkmal, der Querumer Brunnen des Künstlers Magnus Kleine-Teppe, gestaltet. Mitten im geschichtsträchtigen Ortskern an der Bevenroder Straße wurde das neue Wahrzeichen zwei Jahre später vor dem Fachwerkhaus der alten Schule, dem heutigen Jugendzentrum, feierlich eingeweiht. Das in einen der drei Steine des Brunnens bildhauerisch eingefügte Wappen wurde im Original von Dr. Arnold Rabbow entworfen.

Augenmerk sollte auch auf zwei weitere denkmalgeschützte Häuser, die Nummern 36 und 39 an der Bevenroder Straße, gerichtet werden. Als Kulturdenkmal sind auch die Kirche von 1864 und das Kriegerdenkmal ausgewiesen.

Der Kirchweg verbindet die katholische Kirche St. Marien in der Köterei mit der evangelischen St.Lukas-Kirche im Eichhahnweg und einer Freikirche am Westfalenplatz. In den Gemeinderäumen der Kirchen findet Kultur vor Ort für alle Altersgruppen statt.