Es ist das gesellschaftliche Großereignis der regionalen Wirtschaft: 1200 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik kamen zum 28. Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Aus Hannover reisten Ministerpräsident David McAllister sowie drei seiner Minister an.

Ganz so rosarot wie beim Neujahrsempfang der IHK vor einem Jahr sehen die regionalen Wirtschaftsführer die Zukunft nicht mehr. Dafür müssten sie auch ziemlich blauäugig sein. Trotzdem überwog am Dienstagabend der Optimismus.

Wolf-Michael Schmid, Präsident der IHK Braunschweig, begrüßte seine Gäste in der gut gefüllten Braunschweiger Stadthalle mit einer Geschichte: Wie wäre es, wenn wir im Flugzeug sitzen, in Turbulenzen kommen und die Piloten sich vor aller Ohren darüber streiten, was nun zu tun ist – statt mit der Situation professionell umzugehen.

Die Turbulenzen, na klar, das wird bei Schmids Geschichte schnell deutlich, sind die Krisenerscheinungen an den internationalen Finanzmärkten. Und die Piloten, das sind Angela Merkel und die anderen Krisenmanager wider Willen in der Eurozone. Schmid schlägt einen eleganten Bogen zur regionalen Wirtschaft, die an diesem Abend natürlich im Mittelpunkt steht: "Wir müssen der Hilflosigkeit gegenüber globalen Märkten mit entschlossenem Handeln in unserem eigenen Verantwortungsbereich gegenübertreten." Bisher sei von Krise wenig zu spüren in der Region.

Einen solchen Ball nimmt der Ministerpräsident natürlich gern auf. "Deutschland und Niedersachsen sind Inseln der Stabilität in rauer See", ruft er in den Saal.

Den größten Applaus heimst McAllister ein, als er auf die Themen zu sprechen kommt, die besonders viele Menschen in unserer Region beschäftigen. Da ist der Atommüll, der im Bauch des maroden Bergwerks Asse im Kreis Wolfenbüttel lagert – und um dessen Rückholung ein politischer Kampf tobt. In Braunschweig betont McAllister: "Es ist die Position der Landesregierung und ausdrücklich auch meine persönliche: Das Konzept der Rückholbarkeit des Mülls muss absolute Priorität haben." Alles müsse daran gesetzt werden, dieses ehrgeizige Unterfangen in die Praxis umzusetzen. In Richtung von SPD-Chef Sigmar Gabriel stichelte er: "Ich weiß, wie ernst die Situation ist. Ich war voriges Jahr auch in der Asse und habe mir ein Bild gemacht – das geht auch ohne großen Medientross."

Auch seinen Einsatz für den Erhalt des VW-Gesetzes bekräftigte der Ministerpräsident. "Bei der Betriebsversammlung in Wolfsburg im Dezember habe ich gespürt, wie enttäuscht man dort ist, dass die EU-Kommission in der aktuellen Krise nichts Besseres zu tun hat, als Deutschland wegen des Gesetzes zu verklagen."