In den Fußgängerzonen unserer Region herrschte Hochbetrieb – Eine Reportage vom Adventssamstag

Wolfsburg, Hugo-Bork-Platz, 12 Uhr. Vico Poprick sitzt an seiner Elektro-Orgel und spielt "Leise rieselt der Schnee" – doch schneit es nicht. Vico Poprick ist der singende Weihnachtsmann aus Wolfsburg. Vor seiner kleinen Bühne bleibt heute kaum jemand stehen. An der Enzian-Hütte schräg gegenüber wird Glühwein verkauft, daneben gibt es Schmalzkuchen. "Es ist schon okay, dass hier nicht so viel los ist. Es ist ja nicht das Oktoberfest", sagt der 65-Jährige während einer kurzen Tee-Pause. Die Musik komme bei ihm von Herzen. "Sonst würde man das nie mitmachen."

Im Einkaufszentrum City-Galerie drängen die Menschen in die Geschäfte. Weihnachtsbäume mit glänzenden Kugeln schmücken die Gänge, von der Decke baumeln goldene Sterne. Auf der Bühne im Untergeschoss wackelt ein Plüsch-Rentier in Lebensgröße mit dem Kopf, daneben türmt sich ein Geschenkeberg.

Heli-Marlen Sieme sitzt auf der Bühne in einem Ohrensessel und erzählt eine Weihnachtsgeschichte. Ein Dutzend Kinder sitzt auf den Kissen zu ihren Füßen und hört ihr zu.

Eine Etage weiter oben verkaufen Hannelore Henke und Bärbel Schneider Unicef-Weihnachtskarten. Besonders beliebt sind die Kindermotive. 40 Frauen aus Wolfsburg wechseln sich beim Verkauf an dem kleinen Kartenstand ab. "Wir suchen jüngere Frauen, die mal einspringen könnten. Aber die haben kaum noch Zeit für so etwas", bedauert Bärbel Schneider.

Peine, Breite Straße, 13.45 Uhr. Susanne Lackmann steht vor einem Blumenladen und macht Inventur. Weihnachtssterne, Kerzen, Kränze und Kugeln verkaufen sich gut. "Der absolute Renner sind aber die Mistelzweige. Die Peiner küssen wohl gern", sagt sie. In England und den USA werden zur Weihnachtszeit Mistelzweige über die Tür gehängt. Frauen, die darunter stehen bleiben, dürfen geküsst werden, so der Brauch.

In der Spielzeug-Abteilung von Karstadt bleiben die Blicke der dreijährigen Marleen und ihrer fünf Jahre alten Schwester Emmely an Regalen voller Barbie-Puppen und Kuscheltiere hängen. Was sie sich zu Weihnachten wünschen? Die beiden können sich gar nicht entscheiden. "Die Geschenke für die Kinder kaufe ich sowieso ohne sie. Heute habe ich nur ein Hemd für meinen Mann mitgenommen", erzählt Mutter Cornelia Hintze.

Auf dem Marktplatz spielt die Band "A Glezele Vayn" aus Hildesheim jüdische Klezmer-Musik. Die vier Musiker singen nicht, nur Klarinette, Akkordeon und Kontrabass kommen zum Einsatz. "Bei der Musik schläft man ja ein", brummt eine Frau. Der Applaus ist verhalten. "Konzerte auf dem Weihnachtsmarkt sind echt ein harter Job", sagt Szilvia Csaranko, die Akkordeon-Spielerin.

Braunschweig, Burgplatz, 16.30 Uhr. Es ist voll. Bummler mit Einkaufstüten schieben sich an den Ständen des Weihnachtsmarkts vorbei, weichen Hunden und Kinderwagen aus. Seit 13 Uhr ist Heike Wicke aus Salzgitter mit ihren Freundinnen unterwegs, auf der Suche nach passenden Geschenken. "Parfüm, Polly-Pocket-Figuren, einen Schminkkopf für die Kleine, Computerspiele", zählt sie auf. Nur die Weihnachtsstimmung fehle ihr noch. "Das Wetter passt noch nicht, und dazu der ganze Stress."

Im abgedunkelten Dom stehen viele Menschen im Gang, weil sie keinen Sitzplatz mehr ergattern konnten. Die Kinder der Domsingschule stehen in Reih und Glied vor dem Altar und singen "Kleines Schaf auf dem Feld". Nach dem Lied ist es ganz still, niemand wagt es zu klatschen. "Herrlich, jetzt sind wir richtig weihnachtlich gestimmt", meint Monika Brüninghaus, als sie aus dem Dom hinaus auf den Weihnachtsmarkt tritt.

Etwas abseits vom Trubel auf dem Burgplatz steht ein Toilettenwagen. Christina Mittelbach hat Dienst. "Hören Sie mir auf mit Adventsstimmung, die hab ich nicht", sagt sie abwehrend. Sie kassiert 30 Cent Nutzungsgebühr, sorgt dafür, dass alles sauber bleibt und immer genug Toilettenpapier da ist. Heute hat sie viel zu tun. "Klar, das macht der Glühwein."