Jetzt ist es amtlich: Nach der Bundestagswahl muss die Kanzlerin ihr Büro räumen. Ob nur vorübergehend oder doch dauerhaft, entscheidet zwar erst der Wähler – aber schon jetzt steht fest, dass im Kanzleramt spätestens Anfang 2010 die Bauarbeiter anrücken, auch im 200-Quadratmeter-Büro der Regierungschefin und im Kabinettssaal.

Es herrscht nämlich dicke Luft in der Regierungszentrale, auch wenn sich mal nicht die Spitzen der Koalition dort streiten. Die Lüftungstechnik ist ernsthaft beschädigt und muss ausgetauscht werden. Nicht nur das: Die Dachverglasung der Wintergärten ist reparaturbedürftig, und das ökologisch vorbildliche Blockheizkraftwerk auf Pflanzenölbasis liefert keinen Strom und keine Wärme mehr. Die Schäden im Kanzleramt sind kein Einzelfall, wie die Bauexperten des Bundestags klagen: Knapp zehn Jahre nach dem Umzug von Parlament und Regierung treten immer mehr Mängel an den Bundesbauten in Berlin zutage.

Im Paul-Löbe-Haus, einem Bürobau an der Spree, ist das Dach kaputt und Fensterscheiben gesprungen, im Jakob-Kaiser-Haus regnet es herein – und das Bauministerium muss gar komplett saniert werden. Eine zweistellige Millionensumme sollen die Reparaturen kosten. Ein Großteil der Schäden sei auf "Planungs- oder Ausführungsfehler" zurückzuführen, Regressforderungen seien gestellt, heißt es.

Immerhin, die Schäden sind reparabel. Aber was soll die Regierung mit ihrem Gästehaus machen? Auch dort gibt es bald schlechte Luft: In unmittelbarer Nähe von Schloss Meseberg bei Berlin soll im Mai eine Schweinemastanlage mit 1450 Tieren in Betrieb gehen. Das stinkt den Beamten der Regierung: Sie fürchten, dass Staatsgäste, die dort empfangen werden, künftig mehr als einmal die Nase rümpfen. Jetzt soll das Land Brandenburg eingreifen, damit der Schweinegeruch nicht die internationalen Beziehungen belastet.