Studien zu Rollenbildern - Meinungsbilder sehen Anzeichen für sozialen Wandel

Das wollen Frauen wissen: Für den Mann von heute zählen anstelle von Karriere und Geld mehr persönliche Erfahrungen: Für 86 Prozent der deutschen Männer ist "Zufriedenheit und sich in seiner Haut wohlzufühlen" das Wichtigste im Leben.

Auf Platz zwei folgt "Spaß zu haben und Hobbys nachzugehen" (74 Prozent). Das Verlangen nach Statussymbolen wie Haus, Auto und Designerkleidung spielt mit 42 Prozent erst danach eine vergleichsweise geringe Rolle. So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage.

Typisch männliche Eigenschaften sind demnach auf dem Rückzug. Für 67 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen in Deutschland gibt es heute keine typisch männlichen Eigenschaften mehr. Stattdessen wird Männlichkeit individuell und fernab von klassischen Rollenbildern definiert.

Und auch unter denen, die noch typisch männliche Eigenschaften sehen, gehen die Meinungen bei den Geschlechtern auseinander: Während Männer Charakteristika wie "Entschlossenheit" (13 Prozent), "Bodenständigkeit" und "Stärke" (je 12 Prozent) nennen, sehen Frauen eher emotionale Tugenden wie "Ehrlichkeit" (24 Prozent) oder "Gefühl" (17 Prozent) und Begabungen wie "Logik sowie technisches Geschick" (16 Prozent) als männlich an.

Ebenso männlich in den Augen der Frauen sind "Humor" (14 Prozent) und "männliches Aussehen" (13 Prozent) - beides Aspekte, die von den befragten Männern nicht genannt wurden.

Ein im Vergleich zu traditionellen Rollenbildern deutlich verändertes Bild zeigt sich bei der Aufgabenverteilung innerhalb der Partnerschaft: Acht von zehn Männern sind der Meinung, dass innerhalb einer Partnerschaft sowohl Mann als auch Frau für die Sicherung des Lebensunterhaltes sorgen sollten. Elternzeit halten 91 Prozent der deutschen Männer heute für eine Aufgabe beider Partner. Für ein Drittel der Befragten sollte es selbstverständlich sein, als Vater Elternzeit zu nehmen. Die Forsa-Umfrage wurde im Auftrag der Männerpflegemarke Dove erstellt.


Interessant in diesem Zusammenhang eine weitere Studie über Interessen und Gesprächsthemen der Geschlechter, derzufolge Frauen und Männer in Deutschland kaum Übereinstimmungen haben.

Nach der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach setzt die jüngere Generation einen neuen Trend - rundweg positiv ist der aber nicht. Während junge Frauen durch Bücherlesen eifrig ihren Horizont erweitern und immer reger kommunizieren, hocken viele junge Männer lieber vorm Computer - und interessieren sich für immer weniger.

Meinungsforscher fragen sich schon, ob sich da ein sozialer Wandel anbahnt - hin zu einer männlichen Generation "Sprachlosigkeit" oder "Langweiler". "Ich glaube jetzt auch bald, dass es das Jahrhundert der Frauen wird", kommentierte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, dieses Umfragedetail spitz.

Die Hartnäckigkeit, mit der sich Stereotype in Deutschland trotz der deutlich zunehmenden Bildungs- und Berufskarrieren von Frauen halten, hat selbst Köcher überrascht: Männer interessieren sich vor allem für Sport, Computer, Heimwerken - und danach noch für Politik und Wirtschaft. Frauen sind diese Themen höchstens halb so viel Energie wert. Sie beschäftigen sich viel lieber mit Wohnen und Einrichten, mit Büchern, Psychologie, medizinischen Fragen und Mode.

Auch bei den Gesprächsthemen liegen die Geschlechter in der Umfrage weit auseinander. Männer reden am liebsten über Sport, Autos und Technik, danach folgen Politik, Wirtschaft und Finanzfragen. Frauen sprechen am häufigsten über Familie, Gesundheit, Kindererziehung, Partnerschaft, Bücher und Modetrends.

Für "typisch weiblich" halten die Befragten das Reden über Gefühle, Beziehungsfragen und Frust. Als "typisch männlich" wird Direktheit, Nüchternheit und die Hoheit über die Gesprächsführung angesehen.

Da wundert es schon fast, dass Männer und Frauen überhaupt noch miteinander reden. An gemeinsamem Gesprächsstoff bleiben aber immerhin die Themen Freundeskreis, Urlaub, Job, Essen und Fernsehen übrig. Wobei viele Männer weiter glauben, dass sie sich mit anderen Männern besser unterhalten können. Frauen sehen das entspannter.

Überrascht hat die Forscher auch das Ergebnis, dass es sowohl Männern als auch Frauen ziemlich egal ist, ob sie einen männlichen oder weiblichen Chef haben. Mit Männern und Frauen in Führungspositionen sind aber weiterhin feste Vorstellungen verbunden: So haben weibliche Chefs nach dem Meinungsbild häufiger ein offenes Ohr für Mitarbeiter, loben mehr, sind höflicher und reden nicht nur über Geschäftliches. Männer, werden diese Eigenschaften nicht völlig abgesprochen, sie werden aber häufiger mit bestimmtem Auftreten verbunden.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Einschätzung von Politikerinnen und Politikern. Frauen in politischen Ämtern wird Mitgefühl attestiert, Männern Aggressivität.

Verunsichert durch den Aufstieg der Frauen, die inzwischen zu mehr als 70 Prozent berufstätig sind, fühlt sich die Mehrheit der Männer aber nicht. Nur ein Drittel der Herren der Schöpfung gibt sich in der Umfrage verzagt - darunter deutlich mehr West- als Ostdeutsche. dpa/red