3sat stellt die Kulturhauptstadt-Bewerber vor

Der Wettstreit mit Osnabrück ist Geschichte, nun warten neue Konkurrenten auf Braunschweig: Zehn deutsche Kommunen wollen Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2010 werden – so viele Bewerber gab es bislang in keinem Land.

Noch bevor der Bundesrat die Stärken und Schwächen der Konkurrenten prüft, testen der Deutsche Kulturrat und der Fernsehsender 3sat die Qualität der Bewerbungen. In einer Sendereihe unter dem Titel Kultur-TÜV 2010 stellen sie die Städte von Bremen bis Regensburg vor.

Am Ende der Sendungen, die am 12. Juli beginnen, wird ein klares Votum stehen: das Urteil darüber, ob ein Kandidat als Kulturhauptstadt geeignet ist oder nicht. "Es lohnt, sich genau hinzuschauen, wenn in Zeiten knapper Kassen so viele deutsche Städte ihre kulturellen Perspektiven vorführen wollen", sagt Rainer Schaper, zuständiger Redaktionsleiter bei 3sat.

Prüfen wollen seine Mitarbeiter das bestehende Profil der einzelnen Städte, ihre Motivation für die Bewerbung und ihre Bedeutung für das Europa des Jahres 2010. Als erster Bewerber soll nach Auskunft des Kulturrats Lübeck an der Reihe sein, Braunschweigs Termin ist der 6. August.

Wie gut die Chancen unserer Region sind, ist kurz nach der Nominierung als niedersächsischer Bewerber nur schwer einzuschätzen. "Ich bin sehr optimistisch und setze auf Sieg", sagt beispielsweise der Wolfsburger Oberbürgermeister Rolf Schnellecke. Doch auch die Konkurrenz gibt sich optimistisch. Bei allen wichtigen Kriterien stünden die Ampeln auf "dunkelgrün", heißt es etwa aus Potsdam. Und der bayerische Kandidat Regensburg hat bereits zwei interne Bewerber hinter sich gelassen. Augsburg und Bamberg zogen im Freistaat den Kürzeren.

Osnabrücks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip wünscht der Region trotz der Niederlage seiner Stadt Glück. "Nun drücken wir die Daumen, damit der niedersächsische Bewerber Braunschweig in der weiteren Konkurrenz der Bundesländer nominiert wird", sagt er. Bedauerlich sei die frühe Festlegung der Landesregierung gewesen, die eine objektive Würdigung der Bewerberstädte erschwert habe.

Nach Ansicht von Sigmar Gabriel, SPD-Landtagsfraktionschef aus Goslar, muss der Nominierung der Region nun die finanzielle Förderung durch das Land folgen. "Eine Kulturhauptstadt wird es nicht zum Nulltarif geben", sagt er. "Ohne eine klare kulturpolitische Unterstützung des Landes wird es Braunschweig gegen die starke Konkurrenz der anderen Bewerberstädte schwer haben."

Wenn es um Geld geht, gibt sich die Landesregierung jedoch zurückhaltend. Zuschüsse noch in der Bewerbungsphase gelten als unwahrscheinlich. Sollte Braunschweig das Rennen machen, will Wissenschaftsminister Lutz Stratmann zwar sein Möglichstes tun. Verbindliche Zusagen sind mit dem Kabinettsbeschluss von Dienstag aber nicht verbunden.