Ausstellung soll einzigartige Funde aus der Bronzezeit zeigen und erklären, warum der Iberg ein Korallenriff war

BAD GRUND. Die Fledermäuse in der Iberger Tropfsteinhöhle müssen wohl bald mehr Besucher dulden als bisher. Denn im Sommer soll dort ein Höhlen-Erlebniszentrum öffnen. Heute wird das größte Ausstellungsstück geliefert: ein begehbares Höhlenmodell.

Bisher gibt es am Iberg oberhalb von Bad Grund nur die Tropfsteinhöhle. Das Wörtchen "nur" ist dabei allerdings eine maßlose Untertreibung – in der Höhle wachsen und tropfen seit Millionen von Jahren Steine. Sie ähneln Orgelpfeifen, Schildkröten und Nudeln. In den Felsspalten dazwischen hängen schlafende Fledermäuse.

Kurzum, damit hat der Iberg schon eine Menge zu bieten. Doch es soll mehr werden. Viel mehr. Professor Reinhard Roseneck, einer der Projektleiter, schwärmt: "Das Höhlen-Erlebniszentrum ist eines der größten Museumsprojekte in Norddeutschland. Der Landkreis wird hier eine Weltsensation präsentieren, vergleichbar mit den Schöninger Speeren oder mit der Himmelsscheibe von Nebra."

Wie der Iberg von Ägypten nach Norddeutschland kam

Was also entsteht dort im Oberharz? Kernstück ist ein neues Gebäude auf dem Parkplatz unterhalb der Tropfsteinhöhle. Von dem Gebäude aus wurde in den vergangenen Monaten ein neuer Zugang zur Höhle frei gesprengt. Dieser Gang ist 160 Meter lang – er ist das neue Museum im Berg. "Wir werden dort die Geologie der Region vermitteln", sagt Roseneck.

Was sich so trocken anhört, birgt unglaubliche Tatsachen: So war der Iberg einst ein Korallenriff, entstanden vor 360 Millionen Jahren und zwar irgendwo in der Gegend zwischen Ägypten und Kenia. Die Plattenbewegungen haben ihn schließlich in den Norden verfrachtet.

Bronzezeit-Menschen und ihre heutigen Nachfahren

Das neue Gebäude beherbergt künftig auch ein Museum, und in dem Museum wird ein Modell der Lichtensteinhöhle ausgestellt. In dieser klitzekleinen Höhle am Südrand des Harzes haben Forscher vor einigen Jahren 40 Skelette aus der Bronzezeit entdeckt. Sie fanden dort außerdem Schmuck und Werkzeuge, Samen, Körner. Das Besondere kommt aber noch: In den Knochen ist das Erbgut erhalten geblieben, 3000 Jahre lang. Wissenschaftler konnten dadurch analysieren, welche verwandtschaftlichen Beziehungen die Toten untereinander hatten oder wie ihr Haar aussah.

Außerdem haben sie das Erbgut mit dem von heutigen Bewohnern der Gegend verglichen. "Bei mehreren Leuten kann man mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie mit den Bronzezeitmenschen verwandt sind. Damit haben wir den ältesten Stammbaum der Welt, der nicht auf Schriften beruht, sondern hier ist die Blutsverwandtschaft über 100 Generationen nachweisbar", erklärt Roseneck.

All diese Ergebnisse sollen im Museum gezeigt werden. Außerdem rekonstruieren die Forscher im Detail, wie die Menschen in der Bronzezeit gelebt haben. Anhand der in der Höhle gefundenen Schädel wird auch ihr echtes Aussehen nachempfunden.

Nun waren die Funde in der Lichtensteinhöhle so bedeutend – aber niemand darf hinein, weil die Höhle sehr klein ist. Ein Modellbauer hat sie deswegen im Original-Maßstab nachgebaut. Heute wird das Modell in Einzelteilen angeliefert. "Die Besucher können künftig in die Grabkammer hineingehen. Und wer mutig ist, robbt durch den engen Teil wieder hinaus", sagt Roseneck.