Niedersachsen muss Medikamente im Wert von 23 Millionen Euro vernichten

Wie andere Bundesländer muss auch Niedersachsen Millionen von Impfstoffdosen gegen die Schweinegrippe vernichten lassen. Die Medikamente haben ihr Verfallsdatum erreicht und sind damit endgültig nutzlos.

„Man verzichtet auch nicht auf Brandmelder, nur weil es noch nicht gebrannt hat“ – so verteidigt der Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums gestern die geplante Vernichtung der Restbestände. Rund 3,3 Millionen Impfstoffdosen hatte Niedersachsen gekauft. „Das haben wir als unsere Pflicht zum Infektionsschutz der Bevölkerung angesehen“, sagt Spieker.

Doch von diesen Beständen wurden nur 660.000 Dosen „verimpft“. Die Impfquote war laut Ministerium mit 8,9 Prozent weit geringer als erwartet. Dazu beigetragen hatte auch eine chaotische Informationspolitik, darunter die Ansage von Fachleuten, eine zweifache Impfung sei nötig.

Weil die Krankenkassen nur für den tatsächlich benutzten Impfstoff zahlen, bleibt auf den Kosten für die großen Restbestände das Land sitzen – und damit der Steuerzahler. Immerhin 23 Millionen Euro sind das in Niedersachsen. „Ärgerlich, aber in gewissem Maße wohl unvermeidbar“ nennt Bernhard Zentgraf vom Bund der Steuerzahler die Aktion Impfstoffvernichtung.

Mehr als 19.000 bestätigte Erkrankungen hatten laut Ministerium im Januar 2010 in Niedersachsen vorgelegen, 24 Erkrankte starben nach der Infektion mit dem Virus. In ganz Deutschland waren es 250.

Wenigstens die Kosten für die Entsorgung des medizinischen Restmülls durch eine Spezialfirma fallen laut Landesregierung nicht groß ins Gewicht. „Insgesamt unter 5.000 Euro“, heißt es im Ministerium in Hannover. Auch Apotheken und Arztpraxen hätten bereits Bestände entsorgt.