Reisende aus dem Braunschweiger Land freuen sich über die wegfallende Passkontrolle

Neben Anna Skorska auf der Bank steht ein Korb mit frischem Obst und Butterbroten. Es ist das Proviant für eine lange Fahrt. Auf dem Boden des Wartehäuschens steht ein prall gefüllter Rucksack. Anna Skorska wartet auf den Bus, der sie von Braunschweig nach Sandomierz bringen wird. Dort, im Südosten Polens, lebt ihre Familie.

Zum letzten Mal werden Anna Skorska und die anderen Reisenden, die mit ihr in der Kälte auf den Bus warten, in dieser Nacht an der Grenze ihre Pässe zeigen müssen. "Es ist nur eine Kleinigkeit – aber für uns ist es auch ein Symbol, dass Polen und Deutschland näher zusammenrücken", übersetzt die 26-Jährige die Worte ihres polnischen Banknachbarn. Wie sie besucht der Mann mit der Mütze, der schüchtern schmunzelt und seinen Namen nicht nennen mag, über die Feiertage seine Familie in Polen.

Auch Anna Skorska ist froh über die Öffnung der Grenze. "Das ist toll, weil wir an der Grenze nicht mehr warten müssen", sagt sie. Mindestens eine halbe Stunde dauern die Passkontrollen derzeit, noch deutlich länger warten muss man, wenn Reisende aus Weißrussland oder der Ukraine mit im Bus sitzen. Die ersten Male, denkt die Studentin, werde es aber ein seltsames Gefühl sein: "Mental muss man sich erst darauf einstellen", sagt sie.

Wer häufig im Stau vor den Schlagbäumen gestanden hat, freut sich über die Grenzöffnung. Aber welche weiteren Auswirkungen hat sie auf unsere Region – wird die Kriminalitätsrate steigen? Nach dem Mauerfall 1989 hatte die Kriminalität in unserer Region stark zugenommen, Wohnungseinbrüche und Autodiebstähle häuften sich.

"Die A 2 ist grundsätzlich ein Einfallstor für Menschen, die uns Böses wollen", bestätigt Thomas Geese von der Polizeidirektion Braunschweig. "Aber inzwischen haben wir es geschafft, die Kriminalität zurückzudrängen." Er hat keine Bedenken, dass sich die Situation wieder verschlimmert: "Die Grenzöffnung wird keine Auswirkungen auf unsere Region haben." Verstärkte Kontrollen in den nächsten Wochen seien nicht geplant: "Wir setzen unsere intensive Überwachung wie bisher fort."

Ähnlich sieht das Polizeisprecher Joachim Grande. "Straftaten von osteuropäischen Banden kennen wir seit Jahren – die lassen sich von Grenzkontrollen ohnehin nicht abschrecken." Vielmehr habe sich die Strafverfolgung in den vergangenen Jahren durch die internationale Zusammenarbeit stark verbessert: "Wir leben in einem Land mit offenen Grenzen, und das ist gut so."